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Germanwings-Absturz Germanwings-Absturz: Was wirklich gegen Flugangst hilft

25.03.2015, 10:24
Das Flugzeug ist statistisch gesehen das sicherste Verkehrsmittel - doch diese Information hilft vielen Menschen mit Flugangst nicht weiter. Foto: Sebastian Kahnert
Das Flugzeug ist statistisch gesehen das sicherste Verkehrsmittel - doch diese Information hilft vielen Menschen mit Flugangst nicht weiter. Foto: Sebastian Kahnert dpa

Nach dem tragischen Absturz der Germanwings-Maschine mit vermutlich 150 Toten wird in diesen Tagen sicher nicht nur ausgeprägten Flug-Phobikern mulmig zumute, wenn sie an ihre nächste Reise im Flieger denken. Doch auch, wenn es im Hinblick auf den Absturz des Germanwings-Airbusses nicht so scheinen mag: Das Flugzeug zählt zu den sichersten Verkehrsmitteln. Diese Information allein hilft Menschen mit Flugangst allerdings selten weiter. Experten erklären, mit welchen Methoden sich Flugangst erfolgreich überwinden lässt.

Schweißausbrüche, feuchte Hände, Atemnot

Flugangst gehört zur Gruppe der spezifischen Phobien. Davon spricht man, wenn die Angst nur in spezifischen Situationen – etwa im Flugzeug – auftritt. Stress führt zu einer Überaktivierung des Nervensystems und Schweißausbrüchen, feuchten Händen, Atemnot, Übelkeit, Nervosität bis hin zu Panikattacken. Aber auch negative Gedanken kommen auf wie: „Woher kommen denn die Geräusche?“

Kann man Flugangst bekämpfen?

„Angst ist ein Informationsdefizit. Es ist die Ungewissheit dessen, was passieren könnte“, sagt Hobbypilot Thomas Schulz. „Flugangst kann man theoretisch und in den meisten Fällen auch praktisch bekämpfen, in dem man sich mit dem Thema Fliegen auseinandersetzt und Informationsdefizite beseitigt.“

„Wer die Angst bewältigen will, muss sich ihr stellen und nach psychologischer Vorbereitung tatsächlich fliegen“, sagt Andreas Mühlberger, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Dabei muss man aber erst die Ursachen von Flugangst kennen.

Wie entsteht Flugangst?

„Flugangst entsteht durch ein dramatisch eingestuftes Flugerlebnis, das eventuell objektiv betrachtet völlig undramatisch ist“, sagt die Psychologin Karin Bonner, die seit 2001 Seminare für entspanntes Fliegen bei der Lufthansa leitet. Das sind häufig Turbulenzen oder die räumliche Enge. Aber auch Nachrichten über Flugzeugabstürze können dazu führen, das Menschen beim Betreten des Fliegers Unsicherheit und Angst verspüren.

Was kann man gegen Flugangst tun?

Wichtig ist es, die Flugreise ohne Stress zu beginnen und auf dem Flug für Ablenkung zu sorgen - durch Gespräche mit den Sitznachbarn, einem Buch oder Musik. Sich dem Bordpersonal mit seiner Angst mitzuteilen, kann ebenfalls helfen. So können sich Flugbegleiter besonders um den Passagier kümmern.

Wenn Entspannungsmethoden nicht ausreichen, empfehlen Experten Flugangstseminare. Psychologin Bonner erklärt darin, wie ein Flugzeug funktioniert, warum es überhaupt abheben kann und warum Turbulenzen im Sinkflug zum Beispiel ganz normal sind. Aber auch, was die Angst auslösen kann und wie Passagiere damit klarkommen. Am Ende steht meist ein gemeinsamer Testflug an.

„Der Passagier, der mitsteuern möchte, bevorzugt den Fensterplatz, der Gast mit Panikattacken den Gangplatz“, sagt Seminarleiterin Bonner. „Fakt ist, dass es in der Mitte etwas weniger wackelt, da dort der Schwerpunkt des Flugzeugs ist.“ Bonner gibt auch den Tipp, sich selbst konkret zu fragen, wovor man beim Fliegen Angst hat. „Häufig ist es nicht der gesamte Flug, sondern nur Teilbereiche wie Start und Turbulenzen.“ Sie rät, über diesen Bereich realistisches Wissen in kurzen Sätzen auf Karteikarten zu notieren und sich diese vor, aber auch während des Fluges immer wieder vor Augen zu führen. Wer sich seiner Flugangst stellt, werde sie letztlich auch verlieren.

(dpa,mar)

Schweißausbrüche, feuchte Hände: Wer unter Flugangst leidet, kann im Flieger nicht entspannen.
Schweißausbrüche, feuchte Hände: Wer unter Flugangst leidet, kann im Flieger nicht entspannen.
imago/Westend61 Lizenz