Franz Keilhofer Franz Keilhofer: Raten Sie mal, für welches Bundesland dieser Hipster wirbt

Seitenscheitel, roter Bart, Tattoos: Alles Zutaten für einen perfekten Berliner Hipster, würde man meinen. Doch in einer Szene-Kneipe in Kreuzberg würde man Franz Keilhofer vergeblich suchen. Bayern heißt die Heimat des 28-Jährigen. Bayern, dieses Bundesland im Süden Deutschlands, das vor allem für Dirndl, Weizenbier und Oktoberfest steht. Als Tummelplatz für hauptberufliche Individualisten war die Region zwischen Würzburg und Garmisch bislang nicht bekannt.
Das könnte sich dank Keilhofer jetzt ändern. Der junge Mann aus Bischofswiesen bei Berchtesgaden ist eines von mehreren Gesichtern einer neuen Werbekampagne von Bayern Tourismus, die unter dem Motto #echteinladend mehr Besucher in den Freistaat locken will. Man wolle die Vielfältigkeit des Bundeslandes darstellen und habe dafür facettenreiche Persönlichkeiten gesucht, sagt Bayern-Tourismus-Geschäftsführer Jens Huwald. Echte Bayern haben die Macher dafür vor die Linse geholt, die Kampagne soll menschlich und authentisch rüberkommen.
Holzfäller ohne Holzfällerhemd
Authentisch sein – das kann Franz Keilhofer: Statt nur ein Holzfällerhemd zu tragen, posiert er lässig mit Axt über den tätowierten Schultern, im Holzschuppen natürlich. Statt als Grafikdesigner oder Start-up-Gründer verdient Keilhofer seinen Lebensunterhalt als Drechsler. Aus Baumstämmen formt er in seiner Werkstatt auf dem familieneigenen Bauernhof Schalen, Kreisel, Stifte und andere Alltagsgegenstände. „Das Schöne am Drechseln ist, dass ich von Anfang bis Ende alles selber mache“, erklärt der Autodidakt. „Vom Bäumeaussuchen, Fällen bis zum Weiterverarbeiten. Ich kann die Form frei gestalten und ob das Ergebnis gut oder schlecht wird, liegt ganz in meiner Hand.“
Aufs Drechseln will sich der 28-Jährige aber nicht beschränken. Nebenbei bereitet er als Nachhilfelehrer Schüler auf Mathematik-, Physik- und Englischprüfungen vor. Englischkenntnisse braucht Franz Keilhofer inzwischen selbst häufiger: Seine Drechsler-Arbeiten, die er in Anspielung auf seine roten Haare unter dem Label „Ginger Wood“ vermarktet, finden international Beachtung. Werkzeughersteller lassen ihn einfliegen, damit er ihre Maschinen am Tag der offenen Tür anderen Drechslern vorführt.
Kein Nachteil ist dabei sicher, dass Keilhofer der Drechsler-Szene durch sein Aussehen und sein Alter ein frischeres, jüngeres Image verpasst. Sein markanter Typ ist inzwischen gefragt: Seit gut zwei Jahren modelt Keilhofer für Modemarken und Magazine. Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass die Talente des Bayern damit nicht erschöpft sind: Für eine Hardcore-Band steht er in seiner Freizeit als Sänger auf der Bühne.
Gegensätze für Keilhofer kein Widerspruch
Wie das alles zusammenpasst? Für den 28-jährigen kein Widerspruch: „Ich mache einfach das, was zu mir passt und schau, was auf mich zukommt“, sagt er. Es gebe eigentlich nichts, das sich gegenseitig ausschließe, auch wenn die Gesellschaft versuche, den Menschen das einzutrichtern. „Man muss nur in sich hineinhören und ab und zu einem spontanen Impuls folgen, um zu wissen, was für einen selbst stimmig ist.“
Einem spontanen Impuls ist er auch mit seiner Zusage für die #echteinladend-Kampagne gefolgt. „Geschmeichelt gefühlt“ habe er sich durch die Anfrage von Bayern Tourismus, erzählt Keilhofer zurückhaltend. Als moderner Mann zeige er gerne, dass Bayern „nicht nur Lederhose und Schweinebraten“ sei.
Wegziehen, in Berlin den großen Durchbruch versuchen? Für das Multitalent keine Option: „Unser Hof mit Blick auf den Watzmann ist einer der schönsten Plätze in ganz Bayern“, sagt er – und meint das absolut ernst. „Ich bin ein Bauernjunge, ich bin hier verwurzelt.“ Franz Keilhofer macht eben nur das, was zu ihm passt. Als Drechsler, Nachhilfelehrer, Model und Sänger. Trotz Bart und Tattoos ganz schön individuell – und gerade deswegen ganz schön hip.