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Equador Equador: Ab durch die Mitte der Welt

Von CARSTEN HEINKE 08.12.2011, 16:45

Halle (Saale)/MZ. - Nicht weniger als 22 "Feuerberge" - erloschene und aktive - reihen sich im Andenhochland Ecuadors zwischen Tulcán und Riobamba aneinander. Knapp 300 Kilometer lang ist die Panoramaroute, die Alexander von

Humboldt die "Straße der Vulkane" nannte. Mit ihren gigantischen Kulissen gehört sie heute zu den malerischsten Routen der Panamericana, die Alaska und Feuerland verbindet.

Von der Hauptstadt Quito am Fuß des 4 794 Meter hohen Pichincha sind es zwei Autostunden zum Nationalpark des Cotopaxi, dem meistbesuchten Berg in Südamerika. Dass dem schneebedeckten Riesenkegel noch 103 Meter bis zur 6 000er-Grenze fehlen, mindert seine Popularität nicht im Geringsten. Den nicht mehr ausbruchsfähigen Chimborazo, der ihn als höchster Gipfel Ecuadors um 413 Meter überragt, schlägt der Cotopaxi mit vulkanischer Potenz.

Auf dem Äquator

"Auch wenn sein letzter großer Ausbruch mehr als 100, der letzte kleinere 70 Jahre zurückliegt - in seinem Inneren rumort und brodelt es. Manchmal spürt man das in Form von leichten Beben. Gelegentlich sieht man Rauch aus seinem Krater steigen", weiß Fremdenführerin Susana Ditsch. Der Cotopaxi, "Thron des Mondes", war schon den Völkern vor den Inkas heilig, galt ihnen als Göttersitz und Regenquelle.

Ein Ort voller Mythen, vor allem aber voller physikalisch erklärbarer Phänomene ist "Mitad del Mundo", die "Mitte der Welt", die es 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt des Äquatorlandes gleich zweimal gibt. Die erste, offizielle Variante beeindruckt mit einem 30-Meter-Denkmal, das ein ethnologisches Museum birgt. Eine rote Linie, die sich durch den ganzen Komplex zieht und die Grenze zwischen Erdnord- und -südhalbkugel symbolisieren soll, animiert zu Spielereien, jedoch 240 Meter entfernt vom echten nullten Breitengrad.

Der verläuft durch Standort Nummer zwei, das "Museo Inti Nan", gleich nebenan. Findige einheimische Investoren errichteten dort mit einfachen Mitteln ein lehrreiches und amüsantes Privatmuseum in Gestalt eines Indianerdorfes, das zugleich eine einzigartige Experimentierstätte ist. Am deutlichsten kann man sich von den wirkenden Naturgesetzen beim Balancieren auf dem Äquator oder beim Abfließen des Wassers aus einem transportablen Waschbecken verblüffen lassen. Auf der Nordhalbkugel dreht es sich links, auf der Südhalbkugel rechts herum. Direkt dazwischen fließt es ohne Strudel geradezu nach unten ab.

Auf Quitos Straßen fließt gerade nichts. Da wie jeden Sonntag ein Stück der Innenstadt für Radfahrer, Skater und Spaziergänger gesperrt ist, stockt der Verkehr ringsum. So genießt man die Schönheit der historischen Kolonialstadt schon beim Stop-and-Go im Auto, am besten doch zu Fuß. Unendlich viele Kirchen, platzend voll von Gold, herrschaftliche Häuser und Paläste aus der Zeit der spanischen

Besatzung, aber auch der jungen Republik, die 1830 gegründet wurde, prägen bis heute das Zentrum der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt - 1978 erstes städtische Weltkulturerbe.

Eins der schönsten alten Herrenhäuser ist Casa Gangotena, soeben frisch saniert und als Boutique-Hotel eröffnet. Von Dachterrasse und Balkonen, ja selbst von Bett und Badewanne schaut man direkt ins Herz von Quito, das auf der Plaza San Francisco schlägt. Umgeben von der Klosterkirche des Heiligen Franziskus mit Palmengarten, der Cantuna-Kapelle und eleganten Villen, eingerahmt von bunten, stets gefüllten Ladenstraßen, pulsiert der Platz, treibt seiner Stadt das Leben durch die Adern.

Quitos Seele findet man hingegen in La Ronda, einer Handwerker- und Künstlergasse, in der hinter jeder Tür ein Kulturerlebnis wartet - ganz gleich, ob beim Hutmacher Luis López Cifuentes, in der Zinkblechschmiede von Manuel Humberto Silva oder in der Musikschule von José Huberto Santacruz, der auch antike Instrumente repariert und mit seinem Sohn Juan spontane Hauskonzerte gibt. Sein Lied "Isla del Amor" stimmt ein aufs nächste Reiseziel. Auch wenn die "Liebesinsel" gar nicht zu Galápagos gehört - ihr Name würde passen. Denn kaum einer, der das Archipel betritt, verliebt sich nicht in seine wunderbaren Inseln.

Mit den Seelöwen auf du und du

Vor Baltra, zwei Flugstunden von Quito, liegt die "Isabella II" vor Anker. Mit 40 Passagieren sticht die Jacht in See und landet bald darauf im Paradies der Tiere. Auf Seymour Norte laufen dem Besucher gelbe Landleguane über den Weg. Große knallrote Kugeln leuchten aus den dünn belaubten Bäumen - die aufgeblasenen Kehlsäcke der balzenden Fregattvogelmännchen.

Ganze Haufen von rot-schwarzen Meerechsen, die sich aus Wärmezwecken dicht zusammendrängen, säumen die Felsenküste von Espanola, das auch von Albatrossen, Blaufuß- und Maskentölpeln bewohnt wird. Vollgefressenen und scheinbar sehr zufriedenen Seelöwen gehört der weiße Sandstrand auf der anderen Inselseite.

Weniger Tiere, dafür mehr Pflanzenwelt und Landschaft können Galápagos-Kreuzfahrer auf Floreana entdecken. Auf Santa Cruz, der dicht besiedelten, zweitgrößten der über hundert Inseln des Archipels, werden die Charles-Darwin-Forschungsstation und ein Schildkröten-Reservat besucht. Landschaftliche Highlights sind die Lava-Tunnel und Vulkankrater, die von baumgroßen Sonnenblumen bewachsen sind.