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Atlas der Vorurteile Atlas der Vorurteile: Deutschland - Land der Schwabbelweiber

Von Sebastian Quillmann 25.03.2014, 14:17
Europa aus Sicht von Rumänien 2013: Diese satirische Landkarte fällt ein hartes Urteil über Deutschland.
Europa aus Sicht von Rumänien 2013: Diese satirische Landkarte fällt ein hartes Urteil über Deutschland. Yanko Tsvetkov/Knesebeck Verlag Lizenz

Mit einer Karte, die augenzwinkernd Russlands Sicht auf die Welt zeigt, hat der bulgarische Grafiker Yanko Tsvetkov vor einigen Jahren sein Projekt begonnen, die Vorurteile in Europa und der Welt zu sammeln – oder besser gesagt, sie zu karikieren und zu überspitzen.

Nun ist der zweite Band seines „Atlas der Vorurteile“ erschienen. Das schlichte Prinzip seiner satirischen Landkarten: Er beschriftet die Umrisse der Staaten mit Vorurteilen aus Sicht ihrer Nachbarländer, politischer Parteien oder historischer Personen, um so ein Spektrum von Ansichten auf und über die abgebildeten Länder zu zeigen.

„EU-Strippenzieher“ und „Arschlöcher“

Mal politisch spitzfindig, mal platt beleidigend sind die Stereotype, die Tsvetkov  den europäischen Staaten aus Sicht ihrer Nachbarn zuschreibt. Dabei darf man eines nicht vergessen: Das Buch, das sich „Atlas“ nennt, was nach dem Anspruch des Faktischen klingt, ist ein hoch subjektives Produkt der Phantasie seines Autors.

So kann man zwar nachvollziehen, dass Deutschland aus Sicht der Norweger das Land der „EU-Strippenzieher“ sein soll. Warum ausgerechnet die Niederlande aus rumänischer Sicht „Arschlöcher“ beherbergen, macht aber erstmal stutzig.

So perfide wirken Vorurteile

Yanko Tsvetkov nennt keine Quellen, woher er zum Beispiel wissen will, dass Deutschland für einen Rumänen gleichbedeutend ist mit „Schwabbelweibern“. Das mag man willkürlich und bösartig finden. Aber als Satire – und nichts anderes will das Buch sein – taugt es wunderbar, denn es zeigt: Vorurteile sind eben oft willkürlich und bösartig.

Das Perfide an Vorurteilen ist, dass wir sie trotzdem, oder gerade deswegen lustig finden, insbesondere dann, wenn sie unseren eigenen entsprechen – etwa wenn im Umriss von Schweden der Schriftzug „Mistmöbel“ prangt, oder Italien zum Land der „komischen Gesten“ wird.

So kann man aus den Weltsichten, die der Autor unseren europäischen Nachbarn andichtet, auch etwas über die eigene Weltsicht lernen. (dmn, qui)

Der „Atlas der Vorurteile 2“ ist erschienen im Knesebeck Verlag, Preis 16,95 Euro, ISBN 978-3-86873-692-2.

Nicht nur Vorurteile machen Reisenden manchmal das Leben schwer, auch Sitten und Gebräuche des Reiselandes können für Irritationen bei Gästen und Gastgebern sorgen.

So sehen die Schweden die übrigen Länder Europas - zumindest laut „Atlas der Vorurteile“, Band 2.
So sehen die Schweden die übrigen Länder Europas - zumindest laut „Atlas der Vorurteile“, Band 2.
Yanko Tsvetkov/Knesebeck Verlag Lizenz
Ob die Niederländer in Deutschland wirklich nicht mehr sehen, als einen Absatzmarkt für ihre Fahrräder?
Ob die Niederländer in Deutschland wirklich nicht mehr sehen, als einen Absatzmarkt für ihre Fahrräder?
Yanko Tsvetkov/Knesebeck Verlag Lizenz
Nun ist bereits der zweite Band von Yanko Tsvetkovs „Atlas der Vorurteile“ erschienen.
Nun ist bereits der zweite Band von Yanko Tsvetkovs „Atlas der Vorurteile“ erschienen.
Yanko Tsvetkov/Knesebeck Verlag Lizenz