Frierende Vierbeiner Regen, Eis, Schnee: Braucht mein Hund einen Mantel?
An Hundemäntelchen scheiden sich die Geister: Die einen hassen sie, andere schwören auf sie. Am besten lässt man den Hund selbst entscheiden. Doch worauf sollte man achten?
Wesseling - Wenn die Eisblumen am Fenster sprießen, wird das Gassigehen mit dem Hund schnell zur Überwindung. Doch während wir uns im Zwiebellook warm halten, bleibt den Hunden oft nur ihr Fell, das sie wärmen soll. Reicht das, oder sollte man doch zum Hundemantel greifen?
„Grundsätzlich brauchen wir hier in unseren Breiten keine Hundemäntel. Der Hund ist von der Natur gut ausgestattet“, sagt Tierarzt Thomas Steidl. Er ist Vorsitzender des Kleintierausschusses der Bundestierärztekammer. „Wenn ich bei tiefen Temperaturen mit dem Hund unterwegs bin, dann ist es wichtig, dass ich mit dem Hund auch laufe“, ergänzt er. Die Bewegung halte den Hund warm.
Mantel oder nicht? Ausnahmen bestätigen die Regel
Doch wie immer gibt es Ausnahmen. Für kranke Hunde oder Hunde, die aus Zuchtgründen wenig bis gar kein Fell haben, kann ein Mantel sinnvoll sein, sagt der Tierarzt.
„Wenn der Hund Rückenprobleme hat, wäre ich immer dafür, den Hund eher wärmer zu halten, als zu kalt“, sagt Meike Stein. Sie ist Hundetrainerin und Inhaberin der Hundetagesstätte „Rheinrudel“ in Wesseling, wo sie bei jedem Wetter draußen mit den Hunden arbeitet.
Auch sie sieht für gesunde Hunde keine Notwendigkeit, sie bei einem regulären Spaziergang ins Mäntelchen zu hüllen. „Allerdings bleibt man auch öfter mal stehen, unterhält sich mit anderen - und da muss man dann drauf achten“, sagt die Expertin.
Zittern heißt nicht immer kalter Hund
„Zittern muss nicht immer ein Zeichen von Kälte sein“, sagt Tierarzt Steidl. Bestimmte Rassen, oft auch Terrier, neigten oft zum Zittern, auch bei Zimmertemperatur. Das könne auch ein Zeichen von Aufregung sein.
Trotzdem ist es gut, seinen Hund zu beobachten, sagt Stein. Wenn der Hund generell Unwohlsein zeigt, wenn er verkrampft, ungern raus geht und eben auch zittert, könne man einen Mantel ausprobieren. Wenn der Hund sich aber auch mit Mantel nicht wohlfühlt, solle man das auch respektieren. Das sei ganz individuell. „Ich würde das eher vom Verhalten des Hundes und vom Aktivitätsgrad abhängig machen, als von der Gradzahl“, sagt sie.
So könne es sein, dass auch gesunde Hunde mit wenig Fell und Unterwolle einen Mantel brauchen. Auch Windhunde, die ursprünglich aus wärmeren Gefilden stammen, könnten davon profitieren. Pullover seien auch eine gute Ergänzung, weil sie eng anliegen und nicht so stark die Bewegungsfreiheit einschränken. Aber auch das komme auf den Hund an.
Nicht für Jeden Hund sind Mäntel geeignet
„Huskys haben die dicksten und wärmsten Winterjacken von sich aus am Körper“, sagt Meike Stein. Gerade bei solchen urtypischen Rassen könnten Mäntel auch kontraproduktiv sein. „Das ist, als ob ich mich in Frischhaltefolie einwickle und dann joggen gehe“, scherzt sie. Auch den Hunden könne dann zu warm werden.
Kommen die Hunde aus dem Ausland, könne es auch sein, dass sie bereits andere Temperaturen gewöhnt sind. „Gerade die Hunde, bei denen auch Herdenschutzanteile drin sind, sind oft sehr robust“, sagt Stein. „Für viele dieser Hunde ist es auch eine Qual, drinnen zu sein. Die sagen dann: Heizung? Mantel? Oh Gott!“. Ihre Kunden berichten ihr, dass die Hunde dann freiwillig bei Kälte in den Garten gehen, um sich abzukühlen.
Für Hunde, die permanent draußen gehalten werden, gibt es bestimmte Verordnungen, sagt Tierarzt Steidl. „Denen muss eine Hundehütte mit bestimmten Maßen zur Verfügung stehen. Die darf auch nur so groß sein, dass der Hund die sich selber aufwärmt“.
Welche Eigenschaften braucht ein Hundemantel?
„Was ziehen Sie sich an, wenn Sie rausgehen?“, fragt der Tierarzt. „Wärmend und wasserdicht“, mehr brauche es nicht. Auch für die Hundebetreuerin braucht es nicht viel Schnickschnack. „Ein guter Hundemantel sollte einfach sitzen“, sagt Stein. Dazu brauche es keine Taschen, Nieten, Kapuzen oder Beingummis, in denen sich die Hunde schnell verheddern können. Gerade bei Rüden sollte man auch darauf achten, dass der Hund nicht unweigerlich gegen den Mantel pinkelt.
Gerade für Hunde, die viel mit den Mänteln unterwegs sein sollen, lohnt sich für die Expertin Qualität. „Dann geht der nicht beim ersten Spielen direkt kaputt“. Teflonbeschichtung habe sich bewährt, die sei oft robust und wasserabweisend.
Die Königsdisziplin: Trocken bleiben
Wer schon mal bei Regen versucht hat, einen Dackel zu motivieren, aus dem Haus zu gehen, weiß, dass sich ein Regenmantel für den Hund lohnen kann. „Bei starkem Regen mit niedrigen Temperaturen können gerade Hunde ohne Unterwolle, Windhunde und molossoide Rassen schnell frieren“, weiß die Expertin. Molossoide Hunde sind massige und muskulöse Hunderassen wie Bulldoggen oder Mastiffs.
„Springt der Labrador auch bei null Grad in den Bach - und das tut er - sollte man einen nassen Mantel natürlich ausziehen“, sagt Stein. Tierarzt und Hundetrainerin sind sich einig, dass der Hund in solchen Fällen in Bewegung gehalten werden sollte und am Auto dann mit dem Handtuch abgetrocknet wird.
„Tipps kann man sich bei den Herstellern, aber auch bei Dogwalkern, Trainern oder Hundetagesstätten holen“, sagt Stein. Denn gerade dort gäbe es viel Praxiserfahrung mit Mäntelchen - und auch ohne.