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Pubertät Pubertät: Wenn Mädchen zu echten Zicken werden

Von Andreas Heimann 09.08.2006, 08:31

Hof/Hamburg/dpa. - Das Zimmer erinnert an eine Müllhalde. DieHausaufgaben werden nur noch sporadisch erledigt. Nachfragenprovozieren zickige Antworten. Wenn Mädchen in die Pubertät kommen,müssen Eltern sich auf einiges gefasst machen - gerade für die Mütterkann das eine echte Herausforderung sein.

«Innerhalb einer Familie haben Mütter und Töchter meistens dieengste Beziehung überhaupt», sagt Andreas Engel, Psychologe undErziehungsberater aus Hof. Wenn Töchter in die Pubertät kommen, seidas für beide Seiten eine Umbruchphase: «Da endet ja auch für dieMütter etwas.»

Problemverhalten, das frühere Generationen nur mit männlichen«Halbstarken» in Verbindung brachten, ist heute durchaus auch beiMädchen zu beobachten: «Leistungsabfall in der Schule, Alkohol,Drogen», zählt Engel mögliche Konfliktthemen auf. Tatsächlich nehmendie Fälle zu, in denen Mütter wegen Problemen mit ihren Töchtern indie Beratungsstelle kommen, hat Ebba Piplack, Sozialpädagogin ineiner Erziehungsberatungsstelle in Regensburg, beobachtet.

Dass sich in der Pubertät vieles ändert, gilt zwar für beideGeschlechter. «Mädchen erleben das aber oft als noch schwieriger alsJungs», sagt Laszlo Pota, Diplom-Psychologe aus Hamburg. «Diekörperlichen Veränderungen sind bei ihnen viel sichtbarer.» VieleMädchen wirken älter, als sie sind: «Manche 13-Jährige ziehen sichwie 20-Jährige an, inklusive Tanga und durchsichtiger Bluse», sagtPota.

Mädchen entwickelten sich oft auch intellektuell früher weiter,erklärt das Mitglied im Präsidium des Bundes der Psychologinnen undPsychologen (BDP). Von Mädchen werde aber auch viel früher verlangt,dass sie erwachsen werden. «Jungs haben mehr Freiräume, die dürfengroßkotzig sein.»

Auch bei Eltern, die sich bemühen, in der Erziehung möglichstkeine Unterschiede zu machen, ist die Gleichbehandlung von Jungen undMädchen nach dem 14. Geburtstag keine Selbstverständlichkeit: «BeimThema Sex gibt es bei Mädchen viel eher die Angst vor einerSchwangerschaft», sagt Engel. «Bei Jungs wird das lockerer gesehen.»

«Für jedes Mädchen ist die eigene Mutter das nahe liegendsteGeschlechtervorbild», sagt Peer Wüschner, Sachbuchautor aus BadReichenhall. «Es ist also ganz logisch, sich mit der Mutterrolleauseinanderzusetzen.» Kritische Absetzbewegungen sind da noch dieharmloseste Variante - Töchter können in dieser Phase auch hämischund verletzend sein: «Wenn sie ihre Mutter herausfordern wollen,wissen sie genau, wo es wehtut», sagt Wüschner.

Zickigkeit sei dabei oft nur der Versuch, Unsicherheit zuüberspielen, sagt Ebba Piplack. Töchter, die ihre Mütter verbalattackieren, wollten in erster Linie provozieren: «Sie wollenherausfinden, wer du wirklich bist», sagt Wüschner. Zurückzuzickenist keine Alternative. Allerdings sollte auch nicht versucht werden,Konflikte zu ignorieren: «Es ist besser, man streitet sich jeden Tag,als dass man gar nicht mehr miteinander redet und der Kontaktzueinander verloren geht», sagt Ebba Piplack.

Dass solche Konflikte die Beziehung zwischen Mutter und Tochternachhaltig trüben, ist eine eher unbegründete Sorge, sagt Engel: «DieChancen, dass sich beide hinterher wieder annähern, sind gar nichtschlecht.»