Pflanzen Pflanzen: Wintergarten muss sorgfältig geplant sein

Rosenheim/dpa. - In der kalten Jahreszeit wünschen sich viele Eigenheimbesitzer einen Wintergarten, um zwischen blühenden Pflanzen oder gar unter Palmen sitzen können. Das Vorbild dafür sind die Palmenhäuser und Orangerien des Adels im 18. und 19. Jahrhundert. Sie wurden später, besonders zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, von wohlhabenden Bürgern mit Glasbauten an ihren Villen kopiert.
Wintergärten dienten wegen konstruktionsbedingter Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen als Übergangsraum für das Frühjahr und den Herbst. Im Winter waren sie Aufbewahrungsort für Kübelpflanzen und Gartenmöbel. Heute hat sich auf Grund verbesserter Baumaterialien die Palette der Nutzungsmöglichkeiten erweitert: Die Bandbreite reicht von unbeheizten Klimapuffern über Pflanzenzimmer mit niedrigen Innentemperaturen und zeitweise wohnähnlicher Nutzung bis zum beheizten, ganzjährig nutzbaren Wohnraum, so das Institut für Fenstertechnik (ift) in Rosenheim (Bayern).
Mancher Bauherr hofft, durch einen beheizten Wintergarten nicht nur zusätzlichen Wohnraum zu erhalten, sondern unterm Strich auch Heizenergie zu sparen. «Dies ist nicht der Fall, da - grob vereinfacht dargestellt - nur ein unbeheizter Wintergarten Energie einsparen helfen kann», sagt Helmut Gumtau von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Unbeheizt diene das «Glashaus» als Klimapuffer. Dieser verhindere, dass die Wärme des Hauses ungehindert abfließen kann. Auch durch in den Wintergarten einstrahlende Sonne gewinne das Haus als Folge des «Treibhauseffekts» zusätzliche Wärme. Anders verhalte es sich bei ständig beheizten Wintergärten. Hier werde wegen des Verbrauchs an Heizenergie für den Wintergarten selbst - trotz Wärmegewinn und Wärmeschutzverglasung - die Energiebilanz des Hauses negativ beeinflusst.
Wintergärten sind in der Regel genehmigungspflichtig. Ganz gleich, ob sie in einen Neubau integriert oder an einen Altbau angebaut werden, sollten sie so geplant sein, dass das «Glashaus» vom Wohnhaus abgetrennt werden kann, rät das ift. Im Sommer lasse sich dadurch ein Überhitzen des Wohnraumes vermeiden und im Winter bei Nichtbenutzung Energie sparen.
«Gedanken über Wärmeschutz und Heizung müssen sich Pflanzenfreunde machen, die in ihrem Wintergarten hauptsächlich Pflanzen unterbringen wollen», sagt der Fachbuchautor und Gärtner Peter Himmelhuber aus Regensburg. Denn für das Überwintern von Kübelpflanzen wie Rosmarin oder Akazien seien andere Temperaturen als für tropische Winterblüher erforderlich. Vor dem Bau müsse deshalb festgelegt werden, ob ein so genanntes Kalthaus, ein temperiertes Haus oder Tropenhaus errichtet werden solle.
«In einem Tropenhaus muss die Temperatur immer über 10 Grad gehalten werden», erläutert Himmelhuber. Der Wintergarten sollte deshalb unbedingt eine hochwertige, allerdings auch teure Wärmeschutzverglasung haben. Neben der notwendigen Heizung sei eine Sprühnebelanlage sinnvoll, um die Feuchtigkeit zu erhalten.
«Auch in einem Wintergarten für Pflanzen sollte man immer ausreichend Platz für einen Sitzplatz vorsehen», rät Himmelhuber. Damit die Pflanzen nicht nur in mobilen Kübeln untergebracht werden können, sollten fest installierte Pflanzwannen mitgeplant werden. Zum Schutz der Pflanzen vor der im Glashaus entstehenden Hitze müsse man auch an einen möglichen Sonnenschutz denken.
Sonnenschutzvorrichtungen verdienen aber nicht nur in Wintergärten mit Pflanzen besonderes Augenmerk. Denn durch die Heizkraft der Sonne können im Sommer Temperaturen von bis zu 70 bis 80 Grad erreicht werden. «Wirkungsvoll sind außen angebrachte Sonnenschutzanlagen wie Markisen oder Außen-Jalousien», sagt Gerhard Rommel vom Bundesverband Rolladen+Sonnenschutz in Bonn.
Diese halten die Sonnenstrahlen schon von außen ab. Eine andere Schutzmöglichkeit biete innenliegender Sonnenschutz wie Jalousien und Stoffrollos. Welcher Sonnenschutz vorzuziehen ist, hänge unter anderem von der jeweiligen Konstruktion des Glashauses ab.
«Natürlichen Sonnenschutz können auch Laubbäume in der Nähe des Wintergartens spenden, die im Herbst ihr Blattwerk abwerfen», sagt Gumtau. Die Blätter spendeten im Sommer ausreichende Beschattung, und im Winter könne man den Sonnenschein im Glasbau genießen. Auch durch Konstruktionselemente wie Dachüberstände könne man den Wintergarten vor allzu großer Sonneneinstrahlung schützen.
Klimaprobleme im Wintergarten können auch durch unzureichende Belüftungsmöglichkeiten hervorgerufen werden. In jedem Fall ist dem ift zufolge darauf zu achten, dass Zuluft und Abluft sichergestellt sind. Bei allen Systemen seien Zuluftöffungen im Bodenbereich und Abluftöffnungen an der höchsten Stelle notwendig. Falls keine ausreichende freie Lüftung sichergestellt werden könne, sei eine motorische Lüftung zu empfehlen.