Pflanze Pflanze: Die Pelargonie ist eine Schönheit für viele Zwecke
Bonn/dpa. - Millionenfach quillt die Pelargonie, gern auch als Geranie bezeichnet, aus Kästen, Kübeln und Töpfen. Rund 280 Arten wachsen in Südafrika. Viele davon sind reizvolle Gestalten, die sich in Kübel und Topf gut machen oder Sammlerherzen erfreuen.
Außerdem ist ihr Potenzial als Duftpflanze und Aromalieferant, Medizin und Pflanzenschutzmittel nicht annähernd ausgeschöpft. Wer gerade eine Grippe hinter sich hat, der hat diesen Infekt vielleicht mit Hilfe einer Pelargonie kuriert: Pelargonium reniforme liefert den heilsamen Wurzelextrakt, den die Zulu seit langem nutzen. «Schwerer Husten», in Zulu «Umckaloabo», nennen sie die Pflanze, und so heißt auch bei uns das Medikament.
Die Apotheke der Zulu enthält aber auch Pelargonium cucullatum gegen Nierenentzündungen. Bei der Entstehung der Edelpelargonium (Pelargonium grandiflorum) hat sie eine Rolle gespielt. Pelargonium triste hilft gegen Durchfallerkrankungen. Sie war die erste Pelargonie, die 1621 von Südafrika nach Europa kam. Ihrer dickfleischigen Wurzel verdankte sie ihr Überleben während der langen Schiffsreise. Die schwarzpurpurrote Blüte trug ihr den Namen triste ein.
Im Garten können die Pflanzen eine wirksame Hilfe gegen Algen, Moose und Unkräuter sein. Pelargonsäure, Bestandteil vieler Pelargonien-Arten, ist der Wirkstoff des Herbizids Finalsan. Auf der Nürnberger GaLaBau-Messe im September 2004 wurde es mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. Das seifenartige Mittel gilt als gut umweltverträglich. Im Boden wird es natürlich abgebaut, und behandelte Flächen können am nächsten Tag wieder gärtnerisch genutzt werden.
Appetit machen dagegen die unzähligen Rezepte, die mit Blättern und Blüten der Duftpelargonien arbeiten. Duftpelargonien sind Wildarten oder nur wenig züchterisch bearbeitete Sorten, die sich mit schön geformten Blättern und zierlichen Blüten gut im Kübel machen. Von ihnen darf man eine Fülle verschiedener Düfte und Aromen erwarten. Zitronig können sie sein wie bei Pelargonium crispum, Pelargonium citriodorus und der dekorativen Sorte 'Orange Fizz'. Pelargonium odoratissimum verströmt Apfelaroma.
Ein kräftiger Minzgeruch umweht Pelargonium tomentosum. Muskat ist die Note von Pelargonium fragrans und Pelar-gonium radens konkurriert mit Rosen um ihren Duft. Letztere wird zusammen mit Pelargonium odoratissimum, P. graveolens und anderen in Nordafrika, China, Madagaskar und auf Reunion feldmäßig angebaut, um Geraniol zu gewinnen. Seifen bekommen durch dieses Öl der Pelargonie ihren Duft. In vielen Parfüms ersetzt es das erheblich teurere Rosenöl.
Chocolatiers nutzen Pelargonienaroma zur Herstellung nicht alltäglicher Pralinen. Wer selbst probieren will, wie die duftenden Pflanzen schmecken, backt Biskuitteig auf rosenduftenden Pelargonienblättern, füllt mit Kiwisahne und überstreut mit überzuckerten Pelargonien-Blütenblättern. Zum besonderen Geschmackserlebnis wird Selleriesuppe, wenn ihr kurz vor dem Servieren ein paar klein geschnittene Pelargonienblätter mit Apfelaroma beigefügt werden. Sogar Schnaps lässt sich aus den Pelargonien brennen.
Die extremen Klimaunterschiede in Südafrika haben die verschiedenen Arten zu erstaunlichen Anpassungsleistungen gezwungen. Das Ergebnis ist eine unglaubliche Vielgestaltigkeit. Auf der einen Seite stehen Arten wie Edelpelargonie (Pelargonium grandiflorum) und Efeupelargonie (Pelargonium peltatum), deren weichen, hellgrünen Blättern man auch nach Jahrhunderten der Züchtung noch ansieht, dass sie von milder Sonne und ausreichender Feuchtigkeit verwöhnt wurden.
Die andere Seite markieren bizarre Arten, die sich mit allen Tricks an unwirtliche Lebensbedingungen anpassen mussten. Sie lassen das Herz jedes Kakteen- und Sukkulenten-Sammlers höher schlagen. Dicke Wasser speichernde Stämme machen Pelargonium desertorum, P. crassicaule und P. klinghardtense zu eigentümlich Gestalten.
Andere wie Pelargonium paniculatum und P. senecioides setzen auf dickfleischige Blätter, um Feuchtigkeit für Trockenzeiten vorzuhalten. Nur während der Regenzeit entwickeln Arten wie Pelargonioum incrassatum und P. ochroleucum dicht dem Boden aufliegende Blattrosetten. Wird es oben unwirtlich, überdauern sie unter der Erde mit rüben- und knollenartigen Wurzeln.
Dass all diese seltsamen Gewächse Pelargonien sind, entdeckt man, wenn sie blühen. Dann entstehen zierliche oder üppige Dolden mit den charakteristischen, meist fünfblättrigen Blüten, die sich zu schnabelartigen Früchten wandeln. Purpurn, rosa, karminrot, weiß, mit feiner Zeichnung oder dunklen Malen in der Mitte spielen sie bereits viele der Varianten durch, die uns an den großen Balkongeranien erfreuen. In einem sind sie den kultivierten Pflanzen sogar voraus: Pelargonium oblongatum blüht in Gelb, das bei den Balkonsorten fehlt.