Patchworkfamilie Patchworkfamilie: Ungeliebtes Schwiegerkind
Greifswald/dpa. - Doch nicht immer sind die Schwiegereltern mit der Wahl ihres Kindes einverstanden: sei es, weil das neue Familienmitglied einen Dialekt spricht, das eigene Kind bevormundet oder sich nicht in das Familienleben einbringt.
Wer Probleme mit seinem Schwiegerkind hat, muss sich nach Ansicht von Regine Gerecke zunächst von dem allgemeinen "Ich mag dich nicht" befreien. "Ich sollte mir klar werden, was ich nicht leiden kann, was mich an dem anderen stört, was mich kränkt", sagt die Ehe- und Familienberaterin vom Kreisdiakonischen Werk in Greifswald. Ob Schwiegereltern ihre Meinung über den neuen Mann oder die neue Frau auch mit ihrem Kind besprechen sollten, hängt Gerecke zufolge von den eigenen Zielen ab. "Will ich, dass mein Kind meine Sichtweise teilt? Oder will ich mich mit meinem Kind gegen den Partner verbünden?"
Diese Auseinandersetzung sollten Schwiegereltern erstmal mit sich selbst führen, bevor sie ihr Kind einweihen, dass sie dessen Partner nicht leiden können. "Ich muss mir überlegen, was passiert, wenn ich es meinem Kind sage", rät Gerecke. Unter Umständen fühlt sich der Betroffene verpflichtet, die Konflikte zwischen den Eltern und dem eigenen Lebensgefährten zu schlichten. "Es ist wichtig, gerade zu Beginn einer Beziehung, dem neuen Partner Zeit zu geben", sagt die Diplom-Psychologin Isabelle Überall aus München, die bei einer Familienberatung arbeitet. "Gefühle können sich ja auch verändern."
Erhard Scholl rät Eltern, sich vor dem ersten Treffen mit dem neuen Familienmitglied an die eigenen Erfahrungen zu erinnern: "Wie war es denn, als ich meinen Partner meinen Eltern vorgestellt habe?", fragt der Diplom-Psychologe. Womöglich sehen die Älteren einem ersten gemeinsamen Treffen dann etwas aufgeschlossener entgegen.
Die meisten Probleme zwischen Schwiegereltern und Schwiegerkindern ergeben sich laut Überall durch eine zu hohe Erwartungshaltung: Charakter, familiärer Hintergrund, Kindererziehung oder das Aussehen können Konflikte schüren. Mit dem eigenen Kind über diese Probleme zu reden, sei allerdings schwierig. "Wenn mein Kind zu mir kommt und über die Partnerschaft spricht, einen Rat sucht, wäre das eine Gelegenheit, auch mal eine Rückmeldung zu geben." Gleich nach dem ersten Kennenlernen ist es dafür aber zu früh.
Regine Gerecke rät bei Missstimmungen, mit dem Schwiegerkind in einer ruhigen Minute zu sprechen. Hier sollten die Schwiegereltern ihre eigenen Gefühle schildern und fragen, ob sie die angesprochene Situation richtig verstanden haben. "Ich darf nicht gleich mit Schuldzuweisungen kommen." Besser sei zu fragen, was der andere mit der einen oder anderen Äußerung gemeint hat. Blockt der Betroffene ab, bleibt aber nur das Gespräch mit dem eigenen Kind.