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Passivsportler Passivsportler: Trainingstipps für TV-Olympioniken

Von Cornelia Jeske 07.07.2004, 11:12
Salzstangen statt Chips vor der Mattscheibe. (Foto: dpa)
Salzstangen statt Chips vor der Mattscheibe. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Roth/Berlin/dpa. - Olympia ist auch für die Zuschauer vor dem Fernseher eine Herausforderung. Was die Athleten in Athen mehr als genug haben, hat der Passivsportler daheim nämlich viel zu wenig: Bewegung, gesunde Ernährung und soziale Kontakte.

Auch wenn es sich für manchen Fernsehsportler erst einmal lächerlich anhört - schon kleine Sporteinheiten vor der Mattscheibe helfen dabei, den TV-Marathon möglichst unbeschadet zu überstehen. Und auch der Haussegen lässt sich mit etwas Kompromissbereitschaft sichern.

«Der einfachste Rat ist, begeistert mitzugehen», empfiehlt der Fitnessexperte Ulrich Strunz aus Roth (Bayern): «Aufspringen, wenn ein Tor fällt. Die Fäuste ballen, die Muskeln anspannen beim 100-Meter-Lauf. Aufstehen und sich abdrücken, hoch hüpfen, wenn Tim Lobinger zum Stabhochsprung ansetzt.»

Wem der Sprint zwischen Sofa und Glasvitrine zu riskant ist, der lebt mit Liegestützen, Kniebeugen und Sit-ups ungefährlicher. «Ausdauer kann man vor dem Fernseher natürlich nicht trainieren, dafür aber die Kraft», so Andrea Jahnen, Diätexpertin des Internet-Wellnessdienstes xx-well.com in Berlin. Wirkungsvoll werden mit dem Thera-Band Arme und Beine gekräftigt - zum Beispiel indem sich seitlich auf den Boden gelegt, das dehnbare Gummiband um die Beine gespannt und das obere Bein vom liegenden weggedrückt wird. Auch die Augen wollen gezielt entspannt werden. «Stundenlanges Fernsehen ist für die Augen anstrengend, weil man über längere Zeit auf ein begrenztes, unbewegtes Sichtfeld starrt», erläutert die Sehlehrerin Angela Kadereit aus Hamburg. «Aufrecht sitzen, damit alles gut durchblutet ist», lautet ihr Tipp. Mindestens einmal pro Stunde sollte zudem zwischendurch in die Ferne geschaut werden. Ebenfalls erholsam ist es, bewusst einmal die Augen zuzumachen. Werden die Augen dennoch rot, rät Kadereit zu einem alten Hausrezept: «Ein abgekühlter Kamillenteebeutel auf den Augen entspannt.»

Essen vor dem Fernsehen muss nicht dick machen - wenn Menü und Menge stimmen. «Beim Fernsehen merkt man oft nicht, ob man satt ist oder nicht und neigt dazu, mehr zu essen als nötig», so Jahnen. Gemüsepizza mit wenig Käse oder kleine Vollkornbrote mit leichtem Aufschnitt sind ideales TV-Food. Wer unbedingt knabbern will, greift besser zu Salzstangen statt zu Chips.

Gegen Vereinsamung vor dem Fernseher hilft eine effektive Fernsehplanung, damit Zeit für Freunde und Familie bleibt. «Investieren Sie fünf Minuten täglich, um sich vorab zu informieren und schalten Sie wirklich nur noch gezielt ein», so Strunz. Gemeinsames Fernsehen hat etwas Verbindendes: «Das soziale Miteinander wird in erster Linie durch das Gespräch bestimmt. Sprechen Sie - mit ihren Kindern, mit Ihrem Lebenspartner - vor dem Fernsehgerät über das, was Sie sehen. Kommentieren Sie es. Rufen Sie bewusst Widerspruch hervor.»

«Bei Olympischen Spielen reagieren die Männer sicher nicht so allergisch darauf, wenn die Frau unwissende Kommentare ablässt, wie bei der Fußball-EM», sagt Julia Möhn, Autorin des Ratgebers «Ersatzbank-Knigge. Der EM-Survivalführer für Frauen» (Bastei Lübbe-Verlag, ISBN 3-404-60537-3, 7,90 Euro) - «schließlich haben da die Männer ja selbst kaum Ahnung.»

Die ist auch nicht unbedingt nötig. «Manche Sportarten, wie Beachvolleyball, sind einfach schön anzuschauen», so Möhn. «Außerdem lernt man bei Olympia immer total absurde Sachen über total absurde Länder.» Ein weiterer schöner Nebeneffekt: Wenn es so heiß ist, dass man sich nicht bewegen will, tue es gut, Leuten zuzuschauen, die sich bewegen müssen.