Partnerschaft Partnerschaft: Zu viel Eifersucht führt jede Beziehung in die Krise

Oldenburg/München/dpa. - «In unserer Kultur gibt es ein Verständnis von Beziehungen, das sie fast unvermeidlich macht», sagt die Psychologin. Bei Befragungen gäben rund 90 Prozent an, schon einmal eifersüchtig gewesen zu sein.
Die häufigste Form ist demnach die misstrauische Eifersucht, beider ein Partner bereits harmlose Vorfälle als Beweis für die Untreue des anderen ansieht und immer wieder nach vermeintlichen Beweisen sucht. Wird dabei eine Grenze überschritten, kann Eifersucht zum Beziehungskiller werden. «Wenn jemand seinem Partner hinterher spioniert, ihn ständig zu kontrollieren versucht oder gar gewalttätig wird, ist das nicht mehr normal», sagt Schmitt. Eine solche krankhafte Eifersucht sei weniger ein Problem der Partnerschaft als eines der Persönlichkeit. «Um da herauszukommen, ist die Hilfe eines Therapeuten nötig.»
Aber auch harmlosere Fälle von Eifersucht können eine Beziehungstark belasten. Geöffnete Briefe oder heimliche Kontrollblicke in denHandy-Speicher des Partners vergiften die Liebe eher, als dass sieihr nützen: «Vertrauen ist mindestens genauso wichtig wie Treue»,sagt Annette Schmitt.
«Aus starker Eifersucht kann leicht ein Teufelskreis entstehen»,sagt der Evolutionspsychologe Prof. Andreas Hejj aus München. AusAngst, verlassen zu werden, kontrolliere der Eifersüchtige seinenPartner, der darauf mit Fluchtverhalten reagiere. «Das steigert dieVerlassensängste des anderen noch mehr.»
Trotzdem sollte niemand aus Furcht vor Eifersuchtsszenen auf seineFreiheiten verzichten, rät Annette Schmitt. «Nicht selten lügenBetroffene schon vorsichtshalber, weil sie das Misstrauen ihresPartners kennen», weiß die Psychologin. Ein Beispiel: Eine Frau kommtspäter als gewöhnlich nach Hause, weil sie einen alten Bekanntengetroffen und mit ihm einen Kaffee getrunken hat. Um unangenehmeFragen zu vermeiden, erzählt sie ihrem Mann, sie habe den Zugverpasst. «Wenn so etwas herauskommt, macht es die Sache schlimmerals sie ist.» Besser sei es, offen mit dem eifersüchtigen Partner zureden, Freiheiten einzufordern und ihm mit ehrlichem Verhaltenzugleich Sicherheit zu geben.
Studien zeigen, dass es eine typisch männliche und eine typischweibliche Ausprägung gibt: «Frauen reagieren besonders eifersüchtig,wenn der Mann eine emotionale Bindung zu einer anderen aufbaut,Männer finden sexuelle Untreue der Frau schlimmer», erläutertHassebrauck. Ob es in Ordnung ist, wenn die Partnerin auf einer Partymit einem anderen Mann flirtet oder der Partner eine andere Frauküsst, ist laut Hejj durch keine Norm festgelegt: Es müsse in jederBeziehung ausgehandelt werden.