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Papageien brauchen einen Artgenossen als Partner

Von Sabine Maurer 11.02.2010, 07:35

Frankfurt/dpa. - Wer einen Papagei kauft, bekommt meist einen Partner fürs Leben: Viele der Vögel können etwa genauso alt werden wie Menschen. Aber noch viel wichtiger als der menschliche Partner ist ein Artgenosse.

Papageien sind nicht nur intelligent und sensibel, sondern auch sozial. «Alleinhaltung ist eigentlich Quälerei, das ist Stress für diese hoch entwickelten Tiere», sagt Hans Gerd Steiner von der Vogelburg in Weilrod bei Frankfurt.

Die Vogelburg ist eine Art Papageien-Altersheim. Steiner kümmert sich um Tiere, die aus ihrem Zuhause weg mussten - weil ihr Besitzer gestorben ist oder eine Federstaub-Allergie entwickelt hat. Oder Nachbarn haben sich über den Lärm beschwert. In der Vogelburg leben in Volieren rund 700 Vögel, darunter viele unzertrennliche Paare.

Trotzdem sind in Deutschland viele Singles: «In der Praxis werden Papageien oft allein gehalten», sagt Jörg Asmus von der Vereinigung für Zucht und Erhaltung einheimischer und fremdländischer Vögel (VZE) in Leipzig. Vorteile hat das nur für den Menschen. Denn Singles schließen sich viel enger an ihre Besitzer an als Paare.

Oft entwickeln allein gehaltene Tiere Verhaltensauffälligkeiten. «Sie machen zum Beispiel stereotype Bewegungen», sagt der Buchautor und Papageienhalter Werner Lantermann aus Oberhausen. Sie hüpfen etwa immer die gleiche Strecke entlang oder wackeln mit dem Kopf. Andere rupfen sich Federn aus oder schreien permanent.

Ein Graus ist es für Lantermann, wenn Papageien einzeln aufgezogen werden, um sie auf den Menschen zu prägen: «Diese Tiere können gar keine anderen Papageien mehr erkennen.» Ohnehin ist es schwer, den Vögeln Erlerntes abzugewöhnen. Hat sich einer das Rupfen angewöhnt, bleibt es oft auch bei besten Haltungsbedingungen dabei.

Ganz aus der Verantwortung ist der Halter auch bei Pärchen nicht. Denn rundum wohl fühlen sich die Tiere erst, wenn sie neben Wasser, Körnern, Obst und Gemüse auch Platz und Beschäftigung haben. Manche Papageien vertreiben sich mit Spielzeug die Zeit, andere schaukeln gerne. «Kurzschwänzige Papageien sind eigentlich gefiederte Affen: Sie klettern und klettern», sagt Steiner.

Von zweierlei müssen sich Halter verabschieden: von Ruhe und klinischer Sauberkeit. Papageien kreischen, und ihr Federstaub lässt Möbel schnell wie mit Mehl gepudert aussehen. Doch dafür bekommt der Mensch ein intelligentes Tier. Am meisten Grips haben in der Regel Graupapageien. «Ihre Intelligenz kann man mit der eines dreijährigen Kindes vergleichen», sagt Asmus.

Graupapageien lernen relativ einfach sprechen. Wer ihnen Wörter oder Sätze beibringen will, muss sie möglichst oft in ihrer Gegenwart wiederholen. Gut ist es, Wörter mit Handlungen oder Tageszeiten zu verbinden. So kann der Vogel immer mit «Guten Morgen» begrüßt und abends mit «Gute Nacht» verabschiedet werden. Manche wiederholen die Wörter nach einigen Tagen, andere lernen es nie.

Die Sprachbegabten sprechen aber nicht immer nur das nach, was sie sollen. Sie wiederholen Sätze, die sie oft hören - das kann für den Besitzer wenig schmeichelhaft sein. Auch Geräusche wie das Klingeln eines Telefons können sie täuschend echt nachmachen.

Auch Kakadus sind sprachbegabt, nach Expertenmeinung aber nicht als Haustiere geeignet. «Ich würde die Haltung verbieten, das ist nur ein Elend», sagt Steiner. Besser seien neben Graupapageien etwa Amazonen. Das sind Arten, die sich noch am ehesten für Menschen interessieren. Allerdings sind beide in der Haltung anspruchsvoll.

Literatur: Werner Lantermann: Handbuch Papageienhaltung, Cadmos, ISBN-13: 978-3-8612-7077-5, 26,90 Euro

Mancher Vogelhalter hat einen Papagei und weiß nichts davon. Denn auch Wellensittiche gehören zu den Papageien. Sie sind recht problemlos zu halten und machen wenig Krach und Schmutz. Allerdings sollten auch sie nicht alleine sein, sondern mindestens einen Artgenossen bei sich haben.