Neues Kleid für den Sessel: Hussen nähen macht viel Arbeit
Karlsruhe/dpa. - Gründe, einem alten Sessel ein neues Kleid überzuziehen, gibt es viele: Der ständige Gebrauch über Jahre hinweg hinterlässt Flecken. Und hat der Hauskater den Sessel als Lieblingsplatz auserkoren, setzt das dem Polsterstoff zu. Manchmal passen Farbe und Muster des Bezugs auch einfach nicht mehr zur Einrichtung. Mit einem neuen Überzug lassen sich all diese Probleme beheben.
Abziehbare Bezüge, so genannte Hussen, können selbst angefertigt werden. Anleitungen gibt es in Büchern mit Selbermach-Ideen oder im Internet beispielsweise unter www.stoff-junkie.de. Sesselbesitzer sollten sich jedoch gut überlegen, ob sie die einzelnen Arbeitsschritte tatsächlich selbst bewältigen können und ob sich der Aufwand rechnet.
«Ein professioneller Polsterstoff, der zirka 140 Zentimeter breit liegt, ist sehr teuer», sagt Donata Apelt-Ihling vom gleichnamigen Stoffhersteller aus Oberkirch in Bayern. Da etliche Meter für eine Husse notwendig sind, stelle sich die Frage, ob sich ein teurer Überzug für ein altes Möbel noch lohnt. Denn oft seien bei alten Sesseln auch die Polsterung und die Unterfederung abgenutzt. Zudem reiche zum Nähen von Profi-Polsterstoffen eine Haushaltsnähmaschine nicht aus, warnt die Expertin.
«Die Anfertigung eng anliegender, maßgeschneiderter Polsterbezüge - speziell, wenn es sich um große Möbel wie Sofas oder Ohrensessel handelt - sollte man besser einem professionellen Polsterer überlassen», rät die britische Stoffdesignerin Tricia Guild. Hussen für Sessel könnten versierte Laien jedoch selbst herstellen, sagt Andrea Hennig vom Nähmaschinenhersteller VSM in Karlsruhe. Allerdings sollten sie die eigenen Fähigkeiten nicht überschätzen. Denn eine Husse für einen Sessel sei keine einfache Näharbeit. Sie setze, anders als ein Überzug für Stühle, einige Erfahrung voraus.
«Jeder Sessel hat eine besondere Form», sagt Hennig. Daher gebe es keine fertigen Schnittmuster. Die müsse der Heimwerker in mühevoller Kleinarbeit selbst herstellen, indem er die einzelnen Flächen des Sessels ausmisst und dann auf großes Schnittpapier überträgt. Hussen benötigen einen festen Stoff. Geeignet seien Dekorationsstoffe wie Jeans, Cord oder ähnliche Materialien. Damit der Überzug gut sitzt, kann die Husse mit einem Vlies unterfüttert werden, erläutert die Expertin.
«Sesselbezüge dürfen beim Waschen nicht einlaufen», warnt Jane Cumberbatch, die ein Buch über Wohnideen zum Selbermachen geschrieben hat. Der Stoff müsse deshalb vor dem Verarbeiten gewaschen werden. Beim Zuschneiden sollten die einzelnen Stoffteile eine Nahtzugabe von 7,5 Zentimeter Breite bekommen. Nachdem alle Stoffteile auf dem Sessel festgesteckt wurden, kann die Nahtzugabe auf zwei Zentimeter zurückgeschnitten werden. Anschließend muss der Heimwerker die Nadeln nach und nach entfernen und die Bezüge zusammenstecken.
Nach dem Abnehmen des Bezugs werden die Nähte mit Reihgarn zusammengeheftet, erklärt Jane Cumberbatch. Passt der Bezug, kann der Heimwerker die Nähte zusammensteppen. Nach dem Wenden wird der Bezug auf die richtige Länge umgeschlagen und gesäumt. Wichtig ist, dass die Passform des Bezuges während der Arbeit kontinuierlich überprüft wird. Er muss zwar nicht exakt sitzen - ein paar Falten stehen dem Bezug sogar ganz gut, sagt die Fachbuchautorin. Doch gerade an den Armlehmen müsse immer wieder neu gesteckt und geheftet werden.
Eine Husse zu nähen, macht viel Arbeit. Wer seinem Sessel schnell ein neues Aussehen geben möchte, kann stattdessen auch zu einem Überwurf greifen. Geeignete Stoffe gibt es in vielen Einrichtungshäusern in großer Auswahl zu kaufen.
Literatur: Jane Cumberbatch: Einfach schön wohnen - Wohnideen zum Selbermachen, Callwey, ISBN: 978-3-7667-1670-5, 19,95 Euro.
Ideen zum Selbernähen: www.stoff-junkie.de