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Neue Studie Neue Studie: Lügende Kinder sind schlauer

01.07.2015, 10:21
„Mhm, meine Hausaufgaben habe ich nicht dabei, weil meine kleine Schwester heute morgen Saft über mein Heft gekippt hat.“ Gute Lügner sind einer aktuellen Studie zufolge schlauer.
„Mhm, meine Hausaufgaben habe ich nicht dabei, weil meine kleine Schwester heute morgen Saft über mein Heft gekippt hat.“ Gute Lügner sind einer aktuellen Studie zufolge schlauer. imago/Westend61 (Symbolbild) Lizenz

Pinocchio bekommt eine lange Nase, wenn er lügt. Wer nicht die Wahrheit sagt, tut etwas Schlechtes - das lernen Kinder ganz früh. Dabei hat eine Studie, die kürzlich im FachjournalJournal of Experimental Child Psychology erschienen ist, nun ergeben, dass Kinder, die gut lügen können, intelligenter sind als schlechte Lügner und außerdem ein besseres Gedächtnis haben.

Forscher befragen Kinder zu fiktiver Serie

Die Forscher der Universitäten von Sheffield und Northern Carolina spielten dem Forbes Magazine online zufolge mit mehr als 100 Kindern von sechs bis sieben Jahren ein Wissensquiz. Die Kinder mussten drei Fragen beantworten, wobei die letzte eine fiktive war. Sie sollten sagen, wie die Hauptfigur der fiktiven Comcicserie „Space-Boy“ heißt. Nach der Fake-Frage verließen die Forscher den Raum und ließen die Antwort-Karte mit weiteren Details zum fiktiven Comic zurück. Währenddessen lief eine Kamera mit, die die Kinder filmte. So wussten die Forscher, wer heimlich nachgeschaut hatte.

Gute Lügner erkennen Fangfragen

Sie fragten die kleinen Probanden schließlich nicht nur nach der Antwort, wie also die Hauptfigur des fiktiven Cartoons hieß, sondern stellten ihnen auch zwei Fangfragen, etwa nach der Farbe der Schrift auf der Antwortkarte. Die „guten“ Lügner logen bei beiden Fangfragen, die „schlechten“ Lügner bei einer oder keiner von beiden.

Bessere Ergebnisse im Gedächtnistest

In Gedächtnistests erzielten die Kinder, die gut lügen konnten, schließlich bessere Ergebnisse: Sie konnten sich Geschichten besser merken, was auf einen besseren sogenannten „Arbeitsspeicher“ (working memory), gerade bei verbalen Gedächtnisleistungen, schließen lässt. „Es bedarf einer mentalen Anstrengung, zu behalten, was man selbst getan hat, zu bedenken, was der Wissenschaftler weiß, und einen Weg zu suchen, nicht enttarnt zu werden“, sagte Studienleiterin Tracy Alloway von der „Univerisity of Northern Florida“ dem Forbes Magazine online.

Gute Lügner liefern Erklärungen

Es habe offensichtliche Unterschiede zwischen dem Verhalten von guten und schlechten Lügnern gegeben, erklärte Alloway. „Diejenigen mit einem schlechten Arbeitsspeicher waren sehr aufgeregt, während diejenigen mit einem guten Arbeitsspeicher sogar Erklärungen anboten, wie sie auf die 'richtige' Antwort gekommen waren.“ Manche sagten Alloway zufolge etwa: „Das ist meine Lieblingsserie, ich schaue sie jeden Samstag. Daher kenne ich die Charaktere.“

Lügen soll für das Austesten von Grenzen und die Entwicklung von Denkfähigkeiten bei Kindern wichtig sein. Und: Erwachsene lügen oft, auch wenn sie ihren Kindern immer predigen, es nicht zu tun. „Wir wissen, dass Erwachsene ungefähr während jedes fünften sozialen Kontaktes lügen, der länger als zehn Minuten dauert“, so Studienautorin Elena Hoicka in einer Pressemitteilung der Universität Sheffield. „Wir wollen unsere Forschungsarbeiten nun vorantreiben, um zu verstehen, wie Kinder lernen, das erste Mal zu lügen.“ (rer)

Wer lügt, bekommt eine lange Nase - so wie Pinocchio. Die Geschichte um die kleine Holzpuppe soll Kinder vom Lügen abhalten.
Wer lügt, bekommt eine lange Nase - so wie Pinocchio. Die Geschichte um die kleine Holzpuppe soll Kinder vom Lügen abhalten.
imago/Westend61 Lizenz