Neue Sorten: Widerstandsfähigere Blumenhartriegel
Bonn/dpa. - Überwältigend ist der Anblick, wenn im Mai und Juni die weißen oder rosaroten Schalen auf den Zweigen der Blumenhartriegel schweben. Cornus florida inszeniert das Schauspiel in den Wäldern im Osten Nordamerikas, im Westen führt es Cornus nuttallii auf.
Tausende von Kilometern entfernt setzt sich etwa zeitgleich in Japan und China Cornus kousa in Szene. In deutschen Gärten mischen sich alle drei. Die Zahl der sich mit Blüten schmückenden Sorten ist groß. Wie rosafarbener oder weißer Schnee ruhen die Blüten auf den Zweigen. Wobei es sich um eine Mogelpackung handelt: Große Hochblätter fangen den Blick, die eigentlichen Blüten sitzen als rundliche Dolden in der Mitte. Dem spektakulären Auftritt im Frühling folgt ein zweiter im Herbst mit brennend roter oder orangegelber Herbstfärbung, unter die sich auch noch rote Früchte mischen.
Mit ihrem schönen Wuchs und ihrer Höhe von fünf bis sieben Metern erschienen Blumenhartriegel als perfekte Gartenpflanzen, selbst wenn sie den Besitzern von Gärten mit frischen, sauren Böden vorbehalten blieben. Aber die Begeisterung bekam einen Dämpfer. In den USA trat in den 1970er Jahren erst zögernd, dann mit zunehmender Geschwindigkeit eine Triebwelke (Anthracnose) auf und raffte Garten- und Wildpflanzen dahin. In den 1990er Jahren schaffte sie den Sprung nach Europa.
Was lässt sich tun, wenn eines der schönsten Gartengehölze erkrankt? Man suche einen engagierten Wissenschaftler, wappne sich mit Geduld und hoffe. Elwin Orton, Professor an der Rutger Universität New Brunswick in New Jersey, nahm sich des Problems an. Neue Sorten wollte er entwickeln, die eine größere Klima- und Bodentoleranz besitzen. Daher kreuzte er im Mai 1973 in großem Umfang Ost mit West, Cornus kousa mit Cornus nuttallii. Vergleiche zeigten, dass sich die nordamerikanischen Arten Cornus florida und Cornus nuttallii rasch infizierten.
Die fernöstliche Cornus kousa aber litt viel weniger unter der Krankheit. Orton hoffte, dass ein paar seiner Sämlinge diese Widerstandsfähigkeit geerbt hatten. Zehn Jahre dauerte es bis zur ersten Blüte. 1983 kreuzte Elwin Orton erneut, diesmal mit der rosablütigen Cornus kousa 'Rosea'. Noch einmal Jahre des Wartens und dann die ersten erfolgversprechenden Nachkommen. Einige wenige hoben sich ab von den anderen, schienen Gesundheit mit Eleganz, Blühfreude mit Robustheit zu verbinden.
Inzwischen sind mehr als 20 Jahre des Testens und Beobachtens, des Auslesens, erneuten Testens und Beobachtens vergangen. Viele der Nachkommen fielen durch das Qualitätsraster. Nur ganz wenige bewährten sich, sind inzwischen auf dem US-amerikanischen Markt und kommen nun auch nach Europa. Als sehr zuverlässig resistent gelten die Sorten der Stellarserie mit 'Aurora', der hübschen 'Celestial' und der rosa blühenden 'Stellar Pink'.
Aber die Stars unter den Nachkommen sind 'Starlight' und vor allem 'Venus' - die Hybride mit den Riesenblüten. Beide durchstanden all die Jahre ohne ein Anzeichen von Infektion. Weder von Triebwelke noch von Mehltau ließen sie sich beeindrucken. Außerdem zeichnet beide zuverlässige Frosthärte aus, 'Venus' sogar noch mehr als 'Starlight'.
Natürlich beanspruchen auch die neuen Blumenhartriegel im Garten eine besondere Stellung. Sie wollen einzeln stehen, damit ihre Schalen und Schleifen richtig zur Geltung kommen. Lichten Schatten vertragen sie genauso gut wie Sonne, bei etwas Schutz vor praller Mittagshitze. Saure Böden sind ihnen am liebsten. Sie nehmen aber auch neutrale Böden hin. Beim Pflanzen sollte die Oberfläche des Wurzelballens immer bündig mit dem Erdboden abschließen. Sie mögen es nicht, wenn sie tiefer gesetzt werden. So versorgt, werden Blumenhartriegel auch weiter unsere Gärten bevölkern können. Nur aus den amerikanischen Wäldern, da verschwinden die schwebenden Schalen leider noch immer.
INFO: Absterbende Ränder zeigen Triebwelke an
Die Triebwelke zeigt sich zuerst durch absterbende Partien an Spitzen und Rändern der Blätter und Hochblätter. Sofortiges Entfernen und Vernichten der befallenen Blätter und Behandeln mit einem Fungizid kann die Krankheit nach Erkenntnis der britischen Royal Horticultural Society stoppen. Passiert das nicht, breitet sich der Pilz entlang der Adern über das Blatt aus und infiziert die Triebe, so dass der Strauch charakteristisch von unten her aufkahlt. Jetzt hilft nur noch Rückschnitt bis tief ins gesunde Holz und Vernichten aller befallenen Teile. Denn kann der Pilz in den toten Pflanzenteilen überwintern, entlässt er bei feuchtem Frühjahrswetter Myriaden von Sporen in die Luft als neue Infektionsquelle.