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Neue Skihallen Neue Skihallen: Wedeln weit nördlich des Weißwurstäquators

Von Christian Röwekamp 13.10.2006, 08:08
In Bottrop können Skifahrer schon lange rund ums Jahr den Stemmschwung üben. Bald gibt es zwei weitere Hallen in Norddeutschland. (Foto: dpa)
In Bottrop können Skifahrer schon lange rund ums Jahr den Stemmschwung üben. Bald gibt es zwei weitere Hallen in Norddeutschland. (Foto: dpa) dpa

Bispingen/Wittenburg/dpa. - Selbst im Wüstenemirat Dubai gehört eine 85 Meter hohe Skihalleinzwischen zum touristischen Angebot. In Deutschland wachsen dieAuswahlmöglichkeiten nun erneut: Zwei Skihallen im weiteren Umlandvon Hamburg werden noch dieses Jahr eröffnet und zeigen, dass derSkisport den Weißwurstäquator immer weiter hinter sich lässt.

Der «Snow Dome» in Bispingen in der Lüneburger Heide und der «SnowFunpark» in Wittenburg (Mecklenburg-Vorpommern) liegen beide direktan einer Autobahn, was die Betreiber als Vorteil herausstellen.Schließlich sollen Besucher auch aus Bremen, Kiel oder Berlinangelockt werden. In beiden Fällen geht es außerdem darum, mehr alsdas reine Slalom- und Schneeball-Erlebnis zu verkaufen. Après-Ski undAlpen-Gastronomie gehören zum Konzept - der Gast soll Ski laufen,aber auch Kaiserschmarrn vertilgen und Weißbier trinken.

In Bispingen geht es am 21. Oktober los, Betreiber des «Snow Dome»sind die Bergbahnen Sölden aus dem Ötztal in Tirol. 32 Millionen Eurohaben sie in der Heide investiert. Die Halle bietet eine 300 Meterlange und bis zu 100 Meter breite Piste, «bergauf» geht es mit einerunter der Decke montierten Sechser-Gondelbahn. «55 Prozent der Gästein Sölden kommen jeden Winter aus Deutschland, und der Raum Hamburgist dabei die am stärksten vertretene Region. Deswegen haben wirdiesen Standort gewählt», sagt Carmen Fender von Ötztal Tourismus.Ziel seien im Jahresschnitt rund 1000 Gäste im «Snow Dome» pro Tag.

Fast doppelt so viele Skifans soll der «Snow Funpark» begeistern:In Wittenburg werden 600 000 Besucher pro Jahr angepeilt, sagt StefanUlbrich, der Vertriebsleiter der Betreiberfirma. Neben einer 330Meter langen und 80 Meter breiten Hauptpiste wird es einen 90 mal 40Meter großen Bereich für Anfänger geben. Als Weltneuheit angepriesenwird die «Indoor-Halfpipe» für Snowboarder mit den Maßen 130 mal 30mal 4,50 Meter. Auf ihr seien auch internationale Wettkämpfe nach denRegeln des Welt-Skiverbandes FIS möglich. Die Eröffnung ist für den8. Dezember geplant, «wir liegen voll im Zeitplan», sagt Ulbrich.

Hinter dem «Snow Funpark» steht mit der Hanel Holding aus Hamburgein Hersteller von Klima- und Kältetechnikanlagen, der in das Projektnach eigenen Angaben 72 Millionen Euro investiert hat. Denn der «SnowFunpark» ist weit mehr als nur eine Skihalle. Es gibt sechsRestaurants und Bars, und auch andere Freizeitaktivitäten wieKart-Fahren sollen hier möglich werden. Hinzu kommt ein Hotel mit 256Betten, das im kommenden Jahr auch in den Katalogen von TUI, OttoReisen und Dertour zu finden sein soll. «Man kann unser Angebotdeshalb nicht mit Bispingen vergleichen», sagt Ulbrich. In der Heidegibt es mit dem «Ralf Schumacher Kartcenter» zwar auch eine Kartbahnin direkter Nachbarschaft, «aber eben nicht im gleichen Komplex».

Après-Ski ist aber auch in Bispingen nicht nur Nebenprodukt.«Eigentlich wollen die meisten Gäste nur eine Stunde Ski fahren. Danngeht es ins Tiroler Restaurant oder in die Skigeschäfte», sagt CarmenFender. Im «Snow Dome» werden deshalb auch Stundentickets für dasPistenvergnügen verkauft, anders als im «Snow Funpark», wo Karten fürZeitzonen von fünf bis sechs Stunden erhältlich sind. Die SöldenerBergbahnen erwarten, dass es beispielsweise Firmenveranstaltungengeben wird, bei denen Skisport und der Spaß danach gesucht werden. Esgebe schon viele Anfragen nach solchen Events, sagt Fender. InWittenburg sehe es genauso aus, versichert Stefan Ulbrich.

Auch der Tourismus in der Region erhofft sich Impulse durch dieHallen. «Das bereichert unser Angebot», sagt Katrin Hackbarth vomTourismusverband Mecklenburg-Vorpommern in Rostock. Und der DeutscheSkiverband (DSV) setzt auf einen anderen Effekt: «Die Hallen sindgute Möglichkeiten, Nachwuchs auch in den nicht-alpinen Regionen anden Skisport heranzuführen», sagt DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach inMünchen. Natürlich sei Skifahren in der freien Natur schöner, aberauch der DSV nutze die Hallen in Neuss und Bottrop zum Beispiel fürSkilehrer-Schulungen in den Sommermonaten.

Dafür, dass die Skihallen durchaus Appetit auf Mehr machen undauch «Flachland-Tiroler» in die Berge locken, sei Neuss in der Tatein gutes Beispiel, sagt Carmen Fender aus dem Ötztal. In der Stadtam Rhein werde die Skihalle vom Salzburger Land als Plattform fürMarketing-Aktionen genutzt. «Und die verzeichnen seitdem einendeutlichen Zuwachs bei ihren Gästen aus diesem Teil Deutschlands.»