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Neue Fertighäuser Neue Fertighäuser: Vom Designer statt von der Stange

02.01.2002, 09:36

Hamburg/gms. - Ähnlich wie Thun haben sich auch andereStararchitekten und Designer bereits am Objekt Fertighaus versucht.

«Designer-Fertighäuser sind Nischenprodukte. Und Nischenproduktekann man nie so breit am Markt platzieren wie Massenprodukte»,erklärt Markus Stenitzer, Marketing-Leiter der Firma GriffnerHaus.Das Unternehmen aus dem österreichischen Griffen hat seit 1997 «Osole mio» als «Flaggschiff» im Programm. Auch der Entwurf MatteoThuns sei kein Verkaufsschlager - «die Leute entscheiden sichletztendlich doch für weniger unkonventionelle Modelle», soStenitzer. Dennoch profitiere die Firma von solchen Vorzeigeobjekten.Entsprechend wurde im Herbst 2001 mit «O sole due» ein weitereEntwurf von Matteo Thun ins Programm genommen.

Dass Käufer sich so häufig für traditionelle Häuser entscheiden,hat aber nicht nur mit Geschmack, sondern auch viel mit denbehördlichen Vorschriften zu tun. «Die Bauvorschriften in Deutschlandsind ein ganz großes Problem», sagt Maria Schlechter vomBundesverband deutscher Fertigbau (BDF) in Bad Honnef. «Bevor geplantwird, muss man sich erstmal fragen: Was darf ich überhaupt bauen?Experimente fallen damit flach.»

Auch die Firma Baufritz aus Erkheim (Bayern) hatte es nichtleicht, bis die ersten Häuser ihres Projektes «Das junge Dorf»standen. Das alternative Siedlungskonzept sieht vor, dass sichfreistehende Einfamilien-Fertighäuser in ökologisch orientierterHolzbauweise rund um einen Platz gruppieren. Städte und Gemeindenhätten sich angetan gezeigt, doch es dauerte einige Zeit, bis diedafür nötigen neuen Bebauungspläne geschaffen oder bereits bestehendeverändert wurden, heißt es bei Baufritz. Inzwischen sind immerhinzwei junge Dörfer verwirklicht, in Erkheim und im schwäbischen BadÜberkingen.

Ähnliche Erfahrungen mit den Behörden musste auch Matteo Thunmachen. Als er vor zehn Jahren «O sole mio» auf den Markt brachte,stieß er allseits auf großes Interesse - doch eine Baugenehmigungbekamen nur wenige der Interessenten. Grund dafür war in erster Liniedas Pultdach. «Das war vor zehn Jahren weitestgehend nichtgenehmigungsfähig», erzählt Matteo Thun.

Sowohl bei «O sole mio» wie auch bei «O sole due» arbeitete Thunmit einzelnen Modulen. Der Bauherr bestimmt, ob er vier, fünf odersechs Module und damit entsprechend mehr Wohnfläche haben will. InZukunft möchte der Designer über das Internet quasi maßgeschneiderteFertighäuser anbieten. Der «Haus-Configurator» soll ähnlichfunktionieren wie der entsprechende Service von Autoherstellern, aufderen Seiten Fahrzeuge individuell zusammengestellt werden können.

Trotz aller Schwierigkeiten ist Thun überzeugt davon, dass dasNischenprodukt Designer-Fertighaus eine Zukunft hat. Das sei nichtzuletzt auch an seinem eigenen Entwurf «O sole mio» zu sehen. Beieiner Fahrt durch Niederbayern habe er vor kurzem geglaubt, eineganze Siedlung aus «O sole mio»-Häusern vor sich zu haben. Erst beinäherem Hinsehen habe er erkannt, dass es sich um Kopien handelte.Geärgert habe er sich darüber nicht: «Mich hat das sehr gefreut»,sagt Matteo Thun. «Daran zeigt sich doch, dass sich Meinungen ändern,auch wenn manche Prozesse lange dauern.»