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Naturwissenschaft: Mehr Bedeutung für Kinder

Von Isabella Bringmann 31.03.2008, 13:27

Rostock/dpa. - Ein paar Pipetten, Schüsseln mit Wasser und Lebensmittelfarben - mehr braucht es nicht, um schon kleine Kinder für Technik und Naturwissenschaften zu begeistern.

Gespannt stehen in der Kita Zwergenhaus Bentwisch vier Kinder um einen Tisch herum und schauen ihre Erzieherin mit erwartungsvollen Augen an. Karin Howe nimmt eine Pipette in die Hand und fragt: «Wer kann mir sagen, was man damit machen kann»? «Wasser aufsaugen», ruft die sechsjährige Maike. «Und so Dinger machen», fügt Hannah hinzu. «Luftblasen sind das», korrigiert Ian, der einzige Junge in der Gruppe.

Die Kita in Bentwisch beteiligt sich seit diesem Jahr an der Berliner Initiative «Haus der kleinen Forscher». «Damit wollen wir die frühkindliche Bildung für Naturwissenschaften fördern», sagt Kita-Leiterin Steffie Zimmermann. Die Bildungsoffensive startete im Oktober 2006 mit mehr als 50 Berliner Kitas, 2007 begann die deutschlandweite Ausbreitung. Mittlerweile gibt es bundesweit 41 lokale Netzwerke, die Kinder in 2050 Einrichtungen fördern.

Träger in Mecklenburg-Vorpommern ist der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der in 20 Kitas mehr als 1500 Kinder betreut. Einige Erzieherinnen absolvierten dafür eine zweitägige Fortbildung in Berlin. Für das Zwergenhaus ließ sich Martina Formanowitz in die Welt der Naturwissenschaften einführen. «Zu Hause angekommen habe ich auch die Kolleginnen der anderen Kitas anstecken können, obwohl die meisten beim Gedanken an Chemie, Physik und Biologie zunächst die Hände über dem Kopf zusammenschlagen», berichtet sie. Eine Menge Zusatzarbeit komme auf die Erzieherinnen zu, weil das Wissen über Naturwissenschaften oft fehle. Hilfreich seien Experimentierkarten, die detailliert Versuchsaufbau- und -ablauf zeigen, sagt Formanowitz.

Der Kindergarten in Bentwisch ist damit im Einklang mit der Erkenntnis von Pädagogen, dass die Naturwissenschaften den Kindern so früh wie möglich nahegebracht werden sollen. Damit könne Deutschland als Innovations- und Forschungsstandort gestärkt werden, ist auch Bildungsminister Henry Tesch (CDU) überzeugt. Sein Ministerium und Siemens versorgen in diesem Jahr 100 Kindertagesstätten mit speziell ausgerüsteten Forscherkisten. Deren Inhalt reicht für rund 45 Experimente zum Thema Wasser, Luft, Farben, Licht und Strom. «Wir können gar nicht früh genug damit beginnen, für den wissenschaftlichen Nachwuchs von morgen zu sorgen», betont Tesch.

Im Zwergenhaus ist derweil die Lust am Experimentieren groß. Beim Experiment Wasser ist Sorgfalt und hohe Konzentration gefragt. Die Drei- bis Sechsjährigen werden diesen Anforderungen mehr als gerecht. Sie lernen beispielsweise die Oberflächenspannung von Wasser kennen oder wie viele Wassertropfen auf ein Centstück passen.

Nach Worten von Diplombiologin Kati Reinke, die freiberuflich mit Kindern auf Entdeckungsreise quer durch die Welt der Wissenschaften geht, spielt das Alter der Kinder eine entscheidende Rolle. Die jüngeren seien wesentlich unvoreingenommener und würden viel mehr selbst ausprobieren und nach Lösungen suchen als ältere mit einer vorgefassten Meinung. Erst in der Schule damit anzufangen sei zu spät. Deshalb lautet ihre Maxime, Mädchen und Jungen so früh wie möglich für die Natur und die Naturwissenschaften zu sensibilisieren.

Wissenschaft für Jungen und Mädchen: www.haus-der-kleinen-forscher.de

Wissen schaffen: www.wissenschaffen-online.de