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Nachtruhe Nachtruhe: Löffel oder Liebesknoten?

28.03.2006, 13:30
Paare im «Löffelchen» haben angeblich ein ausgewogenes Machtverhältnis - oder sie sind frisch verliebt. (Foto: dpa)
Paare im «Löffelchen» haben angeblich ein ausgewogenes Machtverhältnis - oder sie sind frisch verliebt. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Wiesbaden/Hamburg/dpa. - Ihr Freund Martin nimmt es gelassen: «Bei meiner vorherigenFreundin war das zwar anders, aber so ist's auch okay.» Beide sindmit ihrer Beziehung - und ihrem Sexleben - völlig zufrieden.

Die amerikanischen Wissenschaftler Mark Goulston und SamuellDunkell würden das wahrscheinlich anderes sehen. Frei nach dem Motto«Sag mir, wie du schläfst und ich sag dir, wie deine Beziehung ist»fanden sie heraus, was die Schlafposition über ein Paar aussagt.

So haben die beiden Forscher verschiedene Stellungen benannt undinterpretiert: Wer Rücken an Rücken schläft, sei sich sexuell undsinnlich verbunden, möge aber die Unabhängigkeit. Ein ausgewogenesMachtverhältnis verrate die Löffelchenstellung und Frischverliebteschlafen eng umschlungen. Nicht gut sei es um Paare bestellt, diesich nachts gar nicht berühren. Das deute auf Spannungen hin.

Zwar sorgen unterschiedliche Kuschelbedürfnisse und nächtlichesBettdeckengezerre bei manchen Paaren für Auseinandersetzungen.Schlafmediziner und Paartherapeuten geben jedoch Entwarnung.«Schlafgewohnheiten sind etwas sehr Individuelles und sollten dahergerade in einer Beziehung nicht überbewertet werden», sagt derHamburger Paartherapeut Elmar Basse. Sie seien vor allem Gewohnheit.

«Mein Freund war fast entsetzt, als wir die erste Nachtmiteinander verbracht haben und ich mir mit ihm meine Bettdecketeilen wollte», erinnert sich die 29-jährige Katja aus Hamburg. IhreGästedecke kramte sie trotzdem nicht heraus. «Heute schlafen wir fastimmer unter einer Decke», sagt Katja.

Wenn zwei Menschen nicht gerne unter einer Decke schlafen, hat dasaber mitunter gute Gründe. «Für viele ist nächtliche Nähe einfachunbequem, und sie beeinträchtigt den geruhsamen Schlaf», sagtDiplom-Psychologe Werner Cassel vom Schlaflabor an der MarburgerUniversitätsklinik. Manche Menschen seien nachts unruhig, habenMuskelzuckungen oder schnarchen. «Das kann extrem anstrengend für denanderen sein», sagt Cassel.

Deswegen sollten Paare Schlafrituale schaffen. «Gerade wenn dieSchlafgewohnheiten sehr unterschiedlich sind, kann man sich daraufeinigen, dass man gemeinsam zu Bett geht, dann eine Weile kuscheltund danach jeder auf seine Seite des Bettes oder unter seineBettdecke schlüpft», rät Cassel.

Selbst getrennte Schlafzimmer sind keine Katastrophe. «Wenn eineBeziehung immer stärker auf Vertrauen und Harmonie beruht, nimmt dieErotik oft ab, was aber für viele Paare durchaus okay ist», sagtBasse. Problematischer sei, wenn Partner überhaupt keinenKörperkontakt wollen. «Dann stimmt irgendetwas nicht.»

Doch was tun, wenn die Kuschelbedürfnisse der beiden Partnervöllig unterschiedlich sind? «Gerade Frischverliebte suchen in derRegel die Nähe», gibt Basse Entwarnung. Diese Phase gilt es fürKuschel- und Nähefans auszunutzen. Denn dann kann das anfänglichbefremdliche Kuschelverhalten des neuen Partners doch zur gemeinsamenGewohnheit werden. Die Hamburgerin Katja kann das nur bestätigen. Siehat ihre neue Liebe überzeugt - und das hält bis heute.