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Nach Elternzeit Nach Elternzeit: Warum die Rückkehr in den Job oft schwerfällt

Von Cetin Demirci 05.01.2015, 12:34
Was früher im Job leicht war, scheint nach einer längeren Pause manchmal unüberwindbar.
Was früher im Job leicht war, scheint nach einer längeren Pause manchmal unüberwindbar. imago/Westend61 Lizenz

Der Weg nach einer längeren Pause wie der Elternzeit zurück ins Berufsleben ist für viele mühsam. Der Arbeitsplatz ist der gleiche, auch die Kollegen sind einem nicht fremd. Dennoch erscheint vieles anders. Plötzlich trifft der Arbeitnehmer im eigenen Unternehmen auf Hürden, die es vorher nicht gab. „Kleinigkeiten werden als große Probleme empfunden, wenn zum Beispiel der Drucker nicht funktioniert“, sagt Margit Christiany-Sambeth, Coach und Personalberaterin in München.

Nach einer im Jahr 2010 veröffentlichten Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kehren 62 Prozent der Frauen mit einem Kind innerhalb eines Jahres wieder zurück in ihren Beruf. Rund 70 Prozent führten als Grund die Bedeutung des Berufs für das Selbstwertgefühl an. Mehr als ein Drittel der Befragten, die nach der Berufsrückkehr erneut ausstiegen, gaben an, den Anforderungen im Beruf nicht mehr gewachsen zu sein. Sie fühlten sich zum Beispiel durch neue Technologien überfordert oder von der Unternehmensleitung im Stich gelassen.

Manche fühlen sich dem Job nicht mehr gewachsen

„Je länger die Auszeit ist, desto größer ist die Gefahr, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu verlieren“, sagt Cornelia Spachtholz, Vorstandsvorsitzende des Verbandes berufstätiger Mütter (VBM) in Köln. Das könne zur Folge haben, sich den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu fühlen, obwohl man die Aufgaben früher erfolgreich erledigt hat. „Dann sollte man sich an die Anfangsphase im Job erinnern, damals war auch alles neu und nicht selbstverständlich“, sagt Christiany-Sambeth. Außerdem könne man Kollegen, die man kennt, um Hilfe bitten.

Kommen Selbstzweifel auf, sollten Arbeitnehmer damit offen umgehen und den Arbeitgeber um erneute Einarbeitung bitten. „Viele Unternehmen haben Eingliederungsprogramme, die kann man aktiv einfordern“, sagt Tim Hagemann. Er ist Professor für Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld. „Eine Krise kann auch eine Chance sein, wenn man sie erfolgreich meistert.“

Neue Doppelbelastung mit Kind ändert vieles

Nach der Elternzeit kommt es zu einer Doppelbelastung. „Vorher kam man nach Hause und konnte abschalten; das ist mit einem Kind so nicht mehr möglich“, sagt Hagemann. Die Rahmenbedingungen sind andere geworden, man ist zeitlich stärker gebunden oder auch an einen bestimmten Ort.

„Vor dem Hintergrund von Kita-Öffnungszeiten, Anforderungen in der Schule und den Bedingungen am Arbeitsmarkt sind Vollzeitjobs meist keine Option“, sagt Spachtholz. So entschieden sich viele zunächst für ein Teilzeitmodell, auch um Zeit mit den Kindern zu verbringen. Teilzeitjobs genießen im Vergleich jedoch eine geringere Reputation. „Wer Teilzeit arbeitet, dem wird unterstellt, keine Karriereambitionen zu haben“, sagt sie.

Kommt es zu Unterforderung oder gar Frustration im Job, sollten dem Arbeitgeber Lösungsvorschläge präsentiert werden. „Ein klares Tätigkeitsprofil könne hier schon helfen“, sagt Christiany-Sambeth. Eine Option sei außerdem eine Teilzeitstelle mit längerer Wochenarbeitszeit. Hagemann empfiehlt 80 Prozent der regulären Arbeitszeit. „In Zeiten des Fachkräftemangels denken hier viele Unternehmen schon um und kommen dem Arbeitnehmer entgegen“, sagt er.

Elternsein bringt neue Fähigkeiten

Viele profitieren im Job von ihren in der Familienpause erworbenen Fähigkeiten. Elternzeit verändert die Persönlichkeit. „Es relativiert, schult die Organisationsfähigkeit, sensibilisiert den Blick für die Bedürfnisse anderer“, sagt Christiany-Sambeth. „Es kann aber auch ein Motivationsverlust einsetzen, ein kritisches Hinterfragen des Berufs“, sagt Hagemann. So steigt mancher Berufsrückkehrer bald darauf wieder aus seinem Job aus.

Die Entscheidung für einen beruflichen Neuanfang muss gut überlegt und gut geplant sein. Sich umfassende Informationen einzuholen und Beratung und Unterstützung in Anspruch zu nehmen, ist laut Spachtholz unverzichtbar. „Es geht um die Standortbestimmung und einen Realitätscheck von Wunsch und Wirklichkeit“, sagt Christiany-Sambeth. Das reiche von der Analyse der persönlichen Bedürfnisse und Entwicklungsmöglichkeiten über die Wünsche der Familie bis hin zu den Möglichkeiten sowie Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt. In bestimmten Fällen empfiehlt es sich dann, mit dem Neustart noch einige Jahre zu warten. (dpa)

Wer die Ruhe bewahrt und bei Bedarf Kollegen um Hilfe bittet, kommt schnell wieder im Job an.
Wer die Ruhe bewahrt und bei Bedarf Kollegen um Hilfe bittet, kommt schnell wieder im Job an.
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Tim Hagemann ist Professor für Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld.
Tim Hagemann ist Professor für Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld.
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