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Nach der Party Nach der Party: Das gehört zum Katerfrühstück

Von Monika Hillemacher 15.02.2011, 08:59

Bonn/dpa. - Der Morgen danach hat es meistens in sich. Kopfweh, Übelkeit, ein rotierender Kreislauf und der Drang zum stillen Örtchen deuten auf einen ausgewachsenen Kater. Der unangenehmen Folge von zu viel Alkohol lässt sich mit dem Katerfrühstück wirkungsvoll begegnen. Auf den Teller kommt, was der Körper braucht, um wieder fit zu werden: saure, salzige, vitamin- und kohlenhydratreiche Kost. Sie bringt dem Körper Mineralien wie Natrium, Kalzium, Kalium und Magnesium zurück.

Deren Verlust macht vor allem Appetit auf Salziges und Saures, erläutert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Zum traditionellen Katerfrühstück gehören deshalb Heringssalat und Rollmöpse. Die gerollten, von Holzstäbchen zusammengehaltenen Heringsfilets sind mit Gewürzgurken und Zwiebeln - alternativ auch Sauerkraut - gefüllt. Vor dem Verzehr haben die Rollmöpse lange Zeit in einer Salz-Essig-Lake verbracht. Der so erworbene Salzgehalt tut gute Dienste. Er hilft dem Körper des Zechers, den vom Alkohol durcheinandergebrachten Salzhaushalt wieder ins Lot zu bringen.

Ähnliches bewirken ein Brathering oder ein mild gesalzener Matjes-Hering, der ebenfalls filetiert serviert wird. Mit Sahne, Äpfeln, Zwiebeln können Matjesfilets verfeinert werden. Alle vier Heringsvarianten gibt es fertig zu kaufen. Genauso gut lassen sie sich zu Hause zubereiten.

Matthias Kleber, Teamchef der deutschen Koch-Nationalmannschaft, vertraut auf edle Fischvarianten: gebeizten oder geräucherten Lachs und Forellen. Dazu reicht der Küchenchef des Hotels Haus am See in Zechlinerhütte in Brandenburg Spreewälder Gewürzgurken, eingelegtes Gemüse und Mixed Pickles. Deren Säure unterstützt den Magen beim Alkohol-Abbau.

Gegen die mit dieser kräftezehrenden Prozedur einhergehenden Hungerattacken empfiehlt Kleber heiße Hühnerbrühe. «Sie ist sehr gehaltvoll, aber nicht schwer und enthält viele gute Stoffe: Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate.» Je nach Geschmack wird sie mit Nudeln, Reis, Eierstich und Hühnerfleisch angereichert. Das bringt Energie, um die Kater-Folge Müdigkeit zu vertreiben. Die leicht verdauliche Brühe verursacht außerdem keine zusätzliche Übelkeit.

Diese ist wiederum eine Folge der toxischen Wirkung des Alkohols auf die Speiseröhre und die Magenschleimhaut, erläutert Wolfgang Wesiack, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Internisten. Vor allem bei Hochprozentigem kann dies bis zum Erbrechen führen. Für Wesiack ist deshalb zum Katerfrühstück tabu, was den Magen zusätzlich reizt: Auf der Liste stehen unter anderem Zigaretten, Kaffee und kohlensäurehaltige Getränke wie Sekt und Sprudel. Am Kaffee scheiden sich die Geister. Er sei zwar schlecht für den Magen, aber gut gegen Kopfschmerzen, räumt der Mediziner ein. Wer's mag, kann Kaffee oder Espresso mit ein paar Spritzern Zitronensaft aufpeppen.

Grundsätzlich muss zum Katerfrühstück viel getrunken werden. Nur so lässt sich der erhöhte Flüssigkeitsbedarf ausgleichen, den der häufige Gang zum Klo nach sich zieht. Der hohe Wasserverlust ist Mitverursacher des Brummschädels. Gegenmittel sind sowohl natriumhaltiges Mineralwasser als auch Obstschorlen. Einen Brand wirkungsvoll mit dem Drink löschen zu wollen, mit dem man am Abend aufgehört hat, zeigt nach Ansicht des Mediziners üble Folgen - «Nachschütten» verlängert den Katzenjammer.

Für die notwendige Zufuhr von Kohlenhydraten sorgen neben Nudeln und Reis fast alle Sorten von Hülsenfrüchten. Linsen können zum Beispiel mit einer Bouillon, Öl und Minze rechtzeitig zu den tollen Tagen zu einem Salat vorbereitet werden. Einem anderen Linsensalat gibt ein Apfel eine säuerliche Note und unterstützt zugleich den Alkohol-Abbau. Ein herzhafter Sauerkrauteintopf hilft ebenfalls, den Kater zu zähmen.

Um dem üblen Erwachen nach einer durchgemachten Nacht vorzubeugen, raten Experten wie Wolfgang Wesiack und die DGE, nie auf nüchternen Magen zu trinken. Denn die sprichwörtliche «gute Grundlage» bremst die Alkoholaufnahme im Blut. Die DGE empfiehlt kalorien- oder fettreiche Lebensmittel, etwa Lasagne, Thunfisch in Öl, Nudelsalat oder Omelett. Zwischendrin hilft der Griff zu Nüssen, Käse, Leberwurstbroten oder Oliven. Eine mit Mineralwasser eingelegte Pause schadet auch nicht. Küchenchef Kleber hat ein eigenes Rezept: Nach der Party macht er einen Spaziergang an der frischen Luft.

Genau ist die Herkunft nicht zu bestimmen. Vermutlich leitet sich der Begriff vom griechischen Wort «Katarrh» - Entzündung, Schmerz - ab, was gut zu den Kater-Symptomen wie Kopfweh und Übelkeit passen würde. Erstmals sollen Leipziger Studenten Mitte des 19. Jahrhunderts die Folgen einer durchzechten Nacht so bezeichnet haben.