Modetrends für den Sommer Modetrends für den Sommer: Die Natur als Vorbild
Berlin/München/dpa. - «Im vergangenen Sommer war Farbe schon beliebt - und im Herbst war Violett bei vielen Herstellern angesagt», sagt Elke Giese, Trendexpertin des Deutschen Modeinstituts in Berlin. Jetzt haben die Designer mächtig in den Farbtopf gelangt: Rote und grüne Röhrenjeans, Allover-Blumendrucke auf leichten Sommerkleidern und zitronenfarbene T-Shirts leuchten in den Regalen. «Ich würde es aber trotzdem nicht dick aufgetragen nennen. Realistischerweise gehen wir ja nicht alle in Rot und Grün - neutrale Farben bleiben zum Kombinieren ganz wichtig», sagt Giese. Grau, Beige und Weiß liefern die Basis.
Dazu spielen der Expertin zufolge Gelb und neue Grüntöne die größte Rolle. «Aus allen Kollektionen leuchten leidenschaftliche Rottöne, glamouröses Pink, schwefelige Gelbtöne und Grün», heißt es in der Trendaussage des Modeinstituts für die Sommersaison. Dazu kämen dekorative Dessins, vor allem großflächige Patchworks, abstrahierte Blumen und romantische kleine «Millefleurs»-Motive.
«Geprägt ist der neue Look durch die Natur», sagt auch der Stilberater Georg Stiels aus München. Er bezeichnet die neuen Farben als «Sonnenaufgangsfarben»: Ein starker Ton werde immer mit zurückhaltenden Tönen gemischt. «Es ist Farbe, aber nicht alles knallig.» Das Thema Botanik habe die Palette geprägt.
Blumen, Obst und die Natur nennen zum Beispiel Mango und Benetton als Farbgeber. H & M und Marc Cain zeigen Tier-Drucke. Vorbilder aus «Savannen, Ozeanen und Wüsten» zitiert der Kollektionsbericht von Boss Orange als Farbgeber. Viele Kollektionen zeigen neue Grüntöne, Gelb und Fuchsia sowie Aquamarin, dazu treten bei Tiger of Sweden Apricot und Flieder. Und auch Männer tragen jetzt rote, enge Jeans.
Was den Zeitgeist dieser Mode bestimmt, ist Sportivität: «Aber nicht platt im Stil der Wanderjacke aus dem Sportgeschäft oder wie Touristen mit Partnerjacke», sagt Giese. Sport, Fitness und Bewegung sind lediglich die Impulsgeber, die dem Material und den Looks die lässige Attitüde vorgeben: «Es muss entspannt wirken und optimistisch, nie ordentlich oder steif - und dennoch elegant.»
Gesucht werde dabei möglicherweise das Gegenstück zum «coolen Banker», so Gieses Analyse: «Die Richtung zeigt raus aus der Metropole, weg von der Finanzkrise, in die Natur.» Daher werde zum Beispiel «extrem viel Jersey» verarbeitet, also leichte Baumwolle in dünnen Lagen. Vor allem bei Jacken herrschen dagegen neue Nylonstoffe vor - im Outfit trifft damit Stadt auf Land. Statt schwitzender Sportler sei mit dem Stichwort Sportivität also vielmehr «der stille Luxus für sich selbst» gemeint.
Das bedeutet auch: Bequem und pragmatisch muss die Mode sein. Entsprechend steigt das wohl typischsten aller Sommerkleidungsstücke in dieser Saison zum Trendteil überhaupt auf: das Kleid. «Das Kleid ist in seiner Unkompliziertheit wiederentdeckt worden. Es besteht nur aus einem Stück, Schuhe dazu - fertig», erläutert Giese. Leichte Jerseykleider zum Beispiel ließen sich tragen wie ein T-Shirt, und kombiniert mit Leder- oder Jeansjacke werde schnell ein vielfältig einsetzbarer Look daraus. «Es ist damit eben nicht das große Kleid gemeint, das man einmal im Monat anzieht - nicht 'Marilyn Monroe macht sich sexy'.» Hintergrund ist, dass «das perfekte Einzelteil» die Looks dominiert.
Mit dem Schlagwort «Easy Going» bezeichnet Stiels diese Tendenz - «die Mode verschwimmt zwischen Business, Freizeit und Sport», und jeder Gang muss Lässigkeit ausstrahlen und gleichzeitig nichts Billiges an sich haben. Das habe einem zweiten Sommerklassiker in diesem Jahr zu besonderer Bedeutung verholfen: Der Marine-Look wird nicht nur am Wasser entlang spazieren geführt. Seine Farben zieren zum Beispiel auch sportlich-elegante Stadtschuhe. Die junge Linie D&G der italienischen Modemacher von Dolce & Gabbana nennt die französische Riviera als Hauptinspiration - farblich drückt sich das in einer Mischung aus Weiß, Marineblau und Rot, bei den Motiven als Anker und Streifen aus.
Der Look der Jacht- und Polo-Clubs erobert die Metropolen - als Spiel und Mittel zum Stil. Er lässt sich gut mit den neuen Farben kombinieren, wie das Modeinstitut schreibt: Navyfarbene oder gestreifte Clubpolos und -blazer als traditionelle Vertreter der «White Sports» seien zu den neuen Farben und ihrem Zeitgeist eine ideale Ergänzung.