Mini-Teiche Mini-Teiche: Wie aus Whiskyfässern Wasseroasen entstehen

Bonn/Friedland/ddp. - Rohrkolben wiegen sich im Wind, eine Amsel plätschert im Wasser, Libellen schwirren um die Wette, und die Sonne spiegelt sich auf der Wasseroberfläche. Ein Teich ist für jeden Garten eine Bereicherung. Auch wer in einer Stadtwohnung mit Balkon oder Terrasse oder in einem Neubaugebiet mit einem kleinen Garten wohnt, muss darauf nicht verzichten: Für einen Mini-Teich findet sich überall ein Plätzchen.
Der ideale Standort ist sonnig und für einige Stunden schattig. Denn: zu starke Erwärmung des Wassers führt zu Algenbildung und Sauerstoffmangel. Auf einer freien Fläche lassen sich wunderbar Kübelplatzen, Steine, Wurzeln oder Statuen um den Mini-Teich gruppieren.
Mit wenig Aufwand werden Keramikschalen, Steintröge, Holzzuber, durchgesägte Wein- oder Whiskyfässer, Plastikeimer oder Mörtelkübel in eine kleine Wasseroase verwandelt. Sie sollten eine Wassertiefe von mindestens 20 Zentimetern ermöglichen, keine Schadstoffe - zum Beispiel aus alten Imprägnierungen - ins Wasser abgeben und unbedingt dicht sein. Notfalls wird das Gefäß mit Teichfolie ausgekleidet oder mit einem Anstrich versehen.
Unten wird eine nicht zu feine Kiesschicht eingebracht. «Mit Hilfe von Steinen lässt sich leicht ein Podest bauen“, schlägt Biotop-Ausstatter Gernot Schulze aus Friedland vor. »So können vielfältige Pflanzen mit unterschiedlicher Wurzeltiefe verwendet werden.“ Dennoch gibt es im Vergleich zum normalen Gartenteich wegen der geringen Tiefe bei der Auswahl der Pflanzen einige Einschränkungen. Viele Schwimmblattpflanzen kommen hier nicht in Frage.
«Ufer- und Flachwasservegetationen haben jedoch auch im Kleinstteich eine Chance“, sagt Markus Nipkow vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). »Wichtig ist, dass am Anfang nicht zu viele Pflanzen in den Teich gesetzt werden. Sonst wachsen sie dem Besitzer schnell über den Kopf und er ist ständig damit beschäftigt, den Bewuchs auszudünnen.“
Schwach wachsende Pflanzen sind deshalb ideal. «Kleine Rohrkolben, Korkenzieherbinse und Hechtkraut bieten sich an“, empfiehlt Biotop-Experte Schulze. »Auch die treibende heimische Wassernuss oder der tropische Wassersalat und die Wasserhyazinthe werden sich hier wohl fühlen. Daneben dürfen Unterwasserpflanzen wie Hornkraut nicht fehlen.“
Auch Seerosen gibt es im Mini-Format – zum Beispiel die zierliche, weiße Pygmaea Alba oder ihre hellgelbe Schwester Helvola. Am besten wird das Gefäß am endgültigen Standort bepflanzt: Hochwachsende Pflanzen kommen nach hinten, niedrige nach vorne.
Wenn es um Fischbesatz geht, müssen angesichts des geringen Wasservolumens ebenfalls Abstriche gemacht werden. Die meisten Fische werden zu groß. «Sehr gut macht sich der heimische Bitterling. Er lebt in einer uralten Symbiose mit der Teichmuschel, in die er seine Eier legt“, rät der Fachmann. »Ein guter Partner ist das Moderlieschen. Beide Fische sind häufig an der Wasseroberfläche, weil sie unentwegt Mückenlarven fangen.“
Allerdings wird der Mini-Teich im Winter schnell durch und durch gefrieren. Das halten keine Fische, nur wenige Pflanzen und ebenso wenige Kübel aus. Entweder wird der Teich vor dem ersten Frost geleert: Die Pflanzen überwintern feucht im Keller und die Fische in einem Kaltwasseraquarium zum Beispiel in einem kühlen Flur. Oder das bepflanzte Gefäß wird zum Überwintern ins Haus oder den Wintergarten geräumt. Praktische Helfer sind da Untersetzer aus Holzlatten und Rollen.
Damit Algen in Schach gehalten werden, muss auch der Miniteich gut belüftet werden. «Es gibt sehr kleine Membranpumpen. Sie werden in eine Steckdose gesteckt und außerhalb des Teich-Gefäßes angebracht. Ein kleiner Schlauch mit einem Sprudler führt von dort aus ins Wasser“, erläutert der Fachhändler.
Aufwändige Pflege erfordert der Mini-Teich ansonsten jedoch nicht: Im Sommer »verbraucht“ er viel Wasser. Deshalb muss regelmäßig Regenwasser nachgefüllt werden. Je kleiner ein Gewässer ist, umso empfindlicher reagiert es auf Verunreinigungen und Nährstoffüberschuss. Blätter sollten deshalb abgefischt werden, bevor sie auf dem Grund eine Schlammschicht bilden. Notfalls muss Faulschlamm entfernt werden.
«Natürlich hat ein Mini-Teich aus Naturschutzsicht nicht den gleichen ökologischen Wert wie ein richtiger Gartenteich“, betont NABU-Experte Nipkow. »Libellen kommen jedoch auch hier bereits in den allerersten Jahren.“ Wasserläufer, Rückenschwimmer und Gelbbrandkäfer werden sich ebenfalls bald einfinden. Und selbst wer keine Fische, Molche oder Amphibien in den Mini-Teich gesetzt hat, kann sie möglicherweise eines Tages bestaunen: "Vögel, die im Wasser baden, können durchaus auch Laich von anderen Gewässern einbringen.“