Mini-Pferde: Exotisches und teures Hobby
Essen/dpa. - Nicht größer als ein Hund: Nach der Legende sollen Miniaturpferde früher als Spielgefährten von Königskindern an europäischen Herrscherhäusern gedient haben.
Heute sind die von den Hufen bis zum Mähnenansatz nie mehr als exakt 86,4 Zentimeter messenden Tiere in arabischen Herrscherhäusern ebenso begehrt wie bei einer wachsenden Fangemeinde in Europa und vor allem in den USA. Etwa jedes dritte der europaweit 300 bis 400 Mini-Pferde grast auf deutschen Weiden. Nur eine Handvoll Liebhaber beschäftigt sich in Deutschland mit der Zucht der seltenen Rasse, die sich mit ihrem eleganten Körperbau deutlich von Ponys unterscheidet. 17 der kleinen Pferde stehen im Stall der Essener Züchter Kai-Sven Herrmann und Wolfgang Zager.
«Das ist ein Hobby für Spinner», ist sich Tierarzt Herrmann sicher. Die Pflege der Miniaturpferde fordert den gleichen Arbeitseinsatz wie bei ihren großen Verwandten. Vor allem vor Wettkämpfen steht ein tägliches Muskel-Training der Pferde auf dem Programm. Dabei ist selbst für Kinder ein Ritt auf den Pferden wegen der nicht ausreichend ausgeprägten Rückenmuskulatur meist tabu. Vor der Kutsche können ausgewachsene Mini-Pferde allerdings das bis zu Dreifache ihres Eigengewichts von rund 100 Kilo ziehen.
Eine Ausnahme als Reittier machte eines dieser Miniaturpferde, das bereits in den 30er Jahren der vergangenen Jahrhunderts in dem Hollywood-Klassiker «Vom Winde verweht» die Herzen von Pferdeliebhabern schmelzen ließ. Dass ein tödlicher Sturz des kleinen Mädchens «Bonnie» von diesem Pferd zum tragischen Höhepunkt des tränenreichen Films wurde, tat der Begeisterung keinen Abbruch.
Seit mehr als 40 Jahren werden Miniatur-Pferde in den USA systematisch gezüchtet. Etwa zehn Jahre später kamen die ersten Vertreter der mittlerweile als eigene Rasse anerkannten Pferde nach Deutschland. Auch heute noch werden wertvolle Pferde für die Zucht aus den USA importiert, wo für absolute Spitzenhengste Preise bis zu 400 000 Dollar verlangt werden. In Deutschland werden bereits für Fohlen Preise von rund 5000 Euro gezahlt, berichtet Herrmann.
«Wir sehen uns die Interessenten für unsere Pferde ganz genau an», sagt Herrmann. Der Traum von einem Mini-Pferd auf dem Balkon oder im Vorgarten zerplatze dann meist schnell. «Die Kleinen haben die gleich Ansprüche wie ihre großen Verwandten», sagt der Experte. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich die kleinen Pferde jedoch nicht nur bei Kindern, sondern auch bei älteren Pferdefreunden.
«Vom Charakter her ähneln sie eher Hunden», beschreibt Zager seine anhänglichen Schützlinge. Schlechte Angewohnheiten wie Beißen oder Ausschlagen seien den Pferden fremd. In den USA seien Miniaturpferde als Blindenführer im Einsatz, auch in der Therapie von Behinderten hätten sich die Pferde bewährt. Mehrmals im Jahr stellen Züchter wie der Essener Stall «Baldeney Miniature Horses» ihre Pferde bei internationalen Wettbewerben zur Schau.
Mit einem Pferd mit dem komplizierten Namen «Winsalots Auriga Golden Starlight» konnten die Essener im vergangenen Jahr sogar einen Europa-Champion stellen. Die hellbraune Stute mit schmalem Kopf und zierlichem Körperbau sieht aus wie eine perfekte Miniaturausgabe ihrer großen Verwandten. «Das ist unser Ziel bei der Zucht», sagt Herrmann.