Mineralien-Make-ups sind der neue Kosmetiktrend
Berlin/dpa. - Das Rezept ist alles andere als neu: Schon die alten Ägypter wussten die Vorteile von ganz fein gemahlenen Gesteinen und Quarzen zu schätzen und setzten sie für ihre Schönheit gezielt ein.
Jetzt hat die Kosmetikindustrie das antike Wissen neu für sich entdeckt und preist Make-ups, Puder und Lidschatten auf der Basis von Mineralien als «Zauberpulver» an - und schon ist ein neuer Trend geboren.
«Mineralien als Inhaltsstoffe von Kosmetika liegen eindeutig im Trend», sagt Martin Ruppmann vom Kosmetikverband VKE in Berlin. Als Sonnenschutzfilter ersetzen sie schon seit Jahren ihre chemischen Kollegen - nun sollen Mineralien auch beim Make-up die Konkurrenz aus dem Feld schlagen. Und sie haben Vorteile: «Mineralkosmetik verspricht, frei von Zusatzstoffen wie Öl und Parfüm zu sein. Das macht sie sehr verträglich», erläutert Britta John vom Parfümerieverbund Beauty Alliance mit Sitz in Bielefeld.
«Heutzutage hat fast jede Frau Probleme mit ihrer Haut», fügt die Visagistin Janette Schwericke aus Berlin hinzu. Make-ups, die auf Konservierungs- und Duftstoffe verzichten, sind daher besonders beliebt. In Deutschland hat zum Beispiel Platzhirsch L'Oréal eine Serie auf den Markt gebracht - dazu gehören Make-up-Puder und Lidschatten und Rouge.
In den USA ist das längst ein alter Hut. Schon vor mehr als zehn Jahren brachte Jane Iredale eine Make-up-Serie auf den Markt, die auf Titaniumdioxid und Zinkoxid basiert. Auch sie bewirbt ihre Linie mit dem Argument der besonders guten Verträglichkeit und «gesunder Haut». Iredale begann ihre Karriere als Castingverantwortliche in Hollywoods Filmindustrie - so wusste sie wohl um die Sorgen und Nöte derer, die ihre Haut tagtäglich mit Kosmetik strapazierten.
Und in der Tat ist Mineralkosmetik den Experten zufolge nicht nur gut verträglich - sie wirkt auch entzündungshemmend und hautberuhigend und garantiert gleichzeitig einen natürlichen UV-Schutz, weil ihre kleinen Partikel die Strahlung reflektieren. Außerdem verstopfen Puder aus Mineralien - anders als viele herkömmliche Make-ups - die Poren nicht. Denn sie haften direkt auf der Haut und setzen sich nicht in Vertiefungen ab - so kann die Haut trotz Schminke atmen.
Zusätzlich werden den meisten dieser Make-ups dann noch Vitamine und Antioxidantien zugegeben. «Diese Mischung schützt die Haut vor Umwelteinflüssen und beugt damit auch der Hautalterung vor», sagt Star-Visagist Horst Kirchberger aus München, der seine eigene Rouge-Serie gerade komplett auf Mineralien umstellt.
Da Cremes und Puder optimal mit der Haut verschmelzen und gleichzeitig gut abdecken, sorgen sie nach Angaben der Hersteller außerdem für einen ebenmäßigen Teint und kaschieren Rötungen und Unreinheiten geschickt. Sogar Falten würden optisch reduziert, sagt Martin Ruppmann vom Branchenverband VKE: «Die mikro-feinen Partikel reflektieren Licht wie ein Weichzeichner.»
Bei aller Euphorie gibt es aber auch kritische Stimmen, die an die hundertprozentige Wirkung des «Zauberpulvers» nicht glauben können. Schließlich würden herkömmliche Produkte dekorativer Kosmetik mittlerweile dermatologisch so genau unter die Lupe genommen, dass auch dort kaum ein Allergierisiko gegeben sei - das sagt Ursula Haas, Leiterin einer Make-up-Schule in Frankfurt/Main.
«Zudem sehen Menschen mit sehr trockener Haut mit Mineralien-Make-ups meiner Erfahrung nach nicht gut aus», fügt Janette Schwericke hinzu. Auch die Farbtöne, die es bis jetzt im Handel gibt, seien nicht für jeden ideal. Und während die Hersteller von Mineralien-Make-ups diese als «Kosmetik der Zukunft» bezeichnen, sieht Schwericke darin eher einen kurzlebigen Trend. Die Kosmetikindustrie müsse sich eben immer wieder etwas Neues einfallen lassen, sagt sie: «Heute ist es Mineralkosmetik. Morgen kommt dann wieder etwas anderes, das man unbedingt haben muss.»
INFO: Was sind Titandioxid und Zinkoxid?
Titandioxid wird aus sogenanntem schwarzen Ilmenit oder «Titaneisenerz» gewonnen und hat die höchste Deckkraft aller Weißpigmente. Bisherigen Untersuchungen zufolge ist es gänzlich ungiftig und wird daher auch als Lebensmittelzusatzstoff in Zahnpasta und Hustenbonbons verwendet. Da Titandioxidpartikel Licht reflektieren, dienen sie außerdem als mechanischer, sofort wirksamer Sonnenschutzfilter mit UV-A- und UV-B-Schutz.
Zinkoxid wird aus Rotzink-Erzen gewonnen und wurde lange Zeit vor allem als weißes Farbmittel verwendet. Dank seiner antiseptischen Wirkung findet es sich aber auch in vielen Präparaten zur Haut- und Wundbehandlung. Außerdem reflektiert es wie Titandioxid das Licht und dient daher in Sonnenschutzmitteln als mineralischer Filter.