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Geschickt verhandeln Mehr Gehalt fordern - mit einem Angebot der Konkurrenz?

Die Aufgaben sind interessant, die Mitarbeiter sympathisch, der Chef fair - eigentlich passt alles im aktuellen Job. Nur das Gehalt könnte höher sein. Sind Scheinbewerbungen da ein cleverer Schachzug?

Von Isabelle Modler, dpa Aktualisiert: 18.03.2024, 03:14
Den Arbeitgeber mit einem Gehaltsangebot der Konkurrenz unter Druck setzen? Das ist nicht immer eine gute Idee.
Den Arbeitgeber mit einem Gehaltsangebot der Konkurrenz unter Druck setzen? Das ist nicht immer eine gute Idee. Zacharie Scheurer/dpa-tmn/dpa

Berlin - Es klingt nach einem cleveren Move, um im Job mehr Geld herauszuschlagen: Einfach bei einem anderen Unternehmen bewerben, und mit dem Angebot der Konkurrenz zu den Gehaltsverhandlungen mit der eigenen Führungskraft gehen.

Zwar kann es die Verhandlungsposition stärken, wenn ein Angebot der Konkurrenz vorliegt. „So eine Scheinbewerbung birgt aber auch Risiken“, sagt Felix Altmann, Sprecher bei der Jobplattform Indeed. „Denn es kann ja auch sein, dass der eigene Chef oder die Chefin dann sagt: 'Schön für dich. Ist mir egal. Dann wechsel doch!'“ 

Führungskraft nicht vergraulen

Auch wenn einzelne Führungskräfte mit dem Angebot der Konkurrenz vielleicht professionell umgehen - Arbeitnehmer sollten sich bewusst sein, dass sie es sich so auch mit dem Vorgesetzten verscherzen können. 

„Reagiert der Chef nicht wie gewünscht, müssten sie ihre Drohung wahr machen und zur Konkurrenz wechseln, allein um glaubwürdig zu bleiben“, warnt Altmann. Oder der Effekt verpufft einmalig. Daher sollte man sich genau überlegen, ob man bereit ist, dann die Konsequenzen zu ziehen und den aktuellen Arbeitgeber zu verlassen.  

Wer mit seinem Job insgesamt zufrieden ist, sollte den eigenen Arbeitgeber also besser nicht mit dieser Strategie unter Druck setzen. „Und auch sonst würde ich eine Scheinbewerbung nur als letztes Mittel wählen“, sagt Altmann. Solch ein Schachzug kann sich innerhalb der Branche herumsprechen - und kommt nicht immer gut an. 

Gehaltssprünge planen und Erfahrungen sammeln

Anders sieht es aus, wenn jemand ohnehin den Job wechseln will: „Klar ist auch, das Gehalt ist ein wichtiges Kriterium und die größten Gehaltssprünge macht man durch einen Arbeitgeberwechsel“, sagt der Arbeitsmarktexperte. Vielleicht stellt man während der Bewerbung fest, dass man etwa als Fachkraft gefragt ist – und bekommt dann sogar vom eigenen Unternehmen ein besseres Angebot.

Zudem kann man während des Bewerbungsprozesses viel über sich und die Branche lernen, etwa Selbstvertrauen gewinnen und sehen, was andere Firmen so machen. Wichtig bei der Gehaltsfrage: immer die Größe des Unternehmens, die genaue Stellenbeschreibung, die verlangten Fähigkeiten sowie mögliche Vor- und Nachteile einbeziehen.

Marktwert testen

Auch wenn Arbeitnehmer bei ihrem Arbeitgeber bleiben wollen, kann es sinnvoll sein, „seinen Marktwert zwischendurch zu taxieren“, sagt Altmann. Doch dafür gibt es elegantere und weniger aufwendige Wege, als sich zum Schein einem ganzen Bewerbungsprozess zu stellen. 

So könnte man etwa direkt bei der Personalabteilung der Konkurrenz nachfragen, wie die ausgeschriebene Stelle vergütet wird. „Häufig erhält man auf direkte Nachfrage eine Antwort oder bekommt zumindest eine Gehaltsspanne genannt.“

Oder man erkundigt sich etwas diskreter auf entsprechenden Plattformen, was die Konkurrenz so zahlt. Manchmal ist es aufschlussreich einfach Kollegen oder Freunde aus der gleichen Branche zu fragen und mit dem Wissen entspannter in die Gehaltsverhandlung zu gehen.