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Lilien sind alter Gartenadel ohne große Allüren

Von Helga Panten 23.07.2009, 07:05

Bonn/dpa. - Lilien zählen zu den ältesten Gartenpflanzen. Aber heutige Gartenbesitzer tun sich ein bisschen schwer mit ihnen. Lilien gelten als empfindlich, eigenwillig und schwierig in den Garten zu integrieren. Außerdem meinen viele, ihre Blütezeit sei nur kurz.

Alles Vorurteile, sagen Lilienkenner: Gute Gartensorten blühen vier Wochen lang, sind widerstandsfähig und können sehr alt werden. Lilien begleiten die Menschheit seit Jahrtausenden. Schon die alten Ägypter empfanden sie als wahrhaft königlich und schmückten 2500 Jahre vor Christi einen steinernen Königsthron in Assuan mit dem Relief einer Lilie. Deutlich lässt sich Lilium candidum darauf erkennen. Auch Griechen und Römer liebten die Pflanze. Die Christen machen sie zum Attribut Marias, zur Madonnenlilie, die unzählige Altarbilder ziert.

Aber auch andere Lilien zogen die Menschen in ihren Bann - zum Beispiel die in Griechenland heimische Lilium chalcedonicum. Voll erblüht zeigen ihre Blumen die sogenannte Türkenbund-Form: Die Blütenblätter sind in elegantem Bogen so weit zurück geschlagen, dass sie den Stiel berühren und einen Turban formen. So entsteht ein völlig anderes Bild als das der weit offenen Madonnenlilien-Trichter.

Lilien können aber auch sternförmig, schalen- und becherförmig oder mit langer trichterförmiger Röhre blühen. Ihre Blüten können aufrecht stehen, seitlich schauen oder hängen. Mal tragen die Stengel nur wenige Blumen wie die Trompetenlilie (Lilium longiflorum). Andere öffnen bis zu 85 Blüten am zwei Meter hohen, reich verzweigten Stengel wie die Asiatische Hybride 'Schellenbaum'.

Rund 100 Lilien-Arten gibt es weltweit. Aber die Züchtung hat ihre Gene gemischt und eine unglaubliche Vielfalt entwickelt. Zwerglilien für Balkon, Kübel und Steingarten sind darunter wie die nur 35 Zentimeter hohe lachsfarbene 'Buff Pixie' oder wie 'Fopapo', die in nur 40 Zentimeter Höhe 13 Zentimeter große Blüten trägt. Dagegen wachsen Pantherlilie (Lilium pardalinum) und ihre Sorten wie 'Bellingham Hybriden' und 'Milden Red Ball' sowie der Chinesische Türkenbund (Lilium henryi) zu Riesen von zwei Metern und mehr heran.

Dank der intensiven Züchtung kommen die meisten Gartenlilien mit normalem, lockerem Gartenboden zurecht. Am wohlsten fühlen sie sich, wenn sie die «Füße» im Schatten haben und den Kopf in der Sonne tragen können. Besonders unkompliziert wachsen die sogenannten OT-Lilien, die Kreuzungen zwischen Orientalischen Hybriden und den Trompetenlilien. 'Black Beauty' in Dunkelrot mit weißem Rand, die leuchtendgelbe 'Conca d'Or' und die creme-rosafarbene 'Sheherazade' sind einige aus der riesigen Sortenfülle. Asiatischen Hybriden mit Sorten wie 'Satin Slipper' oder 'Brauner Bär' geben sich ähnlich unkompliziert.

Ganz so bedenkenlos sollten die duftenden Orientalischen Hybriden nicht gepflanzt werden. Sie brauchen Halbschatten und saure Böden. Kalk ist für sie Gift. Das macht sie zu idealen Lilien für Rhododendrongärten, in die sie Farbe zaubern, wenn das Blühen der immergrünen Sträucher vergangen ist: 'Garden Party' leuchtet dann Weiß mit karminrotem Band, 'Acapulco' trägt Cyclamenrosa und 'Muscadet' rot geflammtes Weiß.

Besitzer kalkhaltiger, lehmiger Böden werden mit Türkenbund-, Madonnen- und Trompetenlilie Erfolg haben. Der rote Türkenbund (Lilium martagon) oder seine weiße Form wachsen dort im lichten Schatten. Die Madonnenlilie (Lilium candidum) braucht volle Sonne, nur dann entwickelt sie sich zufriedenstellend. Die Trompetenlilien und ihre Hybriden nehmen mit Sonne bis Halbschatten vorlieb.

Um keine Rücksicht auf den Boden nehmen zu müssen, setzen Lilien-Freunde ihre Lieblinge gern in Kübel, die sie entsprechend mit saurer oder kalkhaltiger Erde füllen. Das hat auch den Vorteil, dass die Lilien mobil sind. So lassen sich die Pflanzen auf ihrem Blühhöhepunkt in den Vordergrund rücken. Wer es ihnen nachmacht, inszeniert mit nur fünf Kübeln vom Mai, wenn die ersten Lilien blühen, bis zum September einen ununterbrochenen Blütenreigen.

- Gepflanzt wird in gut umgegrabenem und gelockertem Boden, der mit gut verrottetem Kompost vermischt wurde.

- Für guten Wasserabzug sorgen, Lilien vertragen keine Nässe.

- Lilienzwiebeln besitzen keine feste Schale. Sie trocknen rasch aus. Daher auf pralle Zwiebeln achten oder Pflanzen in Töpfen wählen.

- Pflanzzeit ist von September bis März; nur Lilium candidum sollte bereits im August gepflanzt werden.

- Mit ausreichendem Abstand pflanzen, damit der Wind hindurch gehen kann, sonst können sich Pilzkrankheiten einstellen.