Liebe im Büro Liebe im Büro: Amor zwischen Fax und Schreibtisch
Berlin/gms. - «Unter meinen Freunden tummeln sich etliche Paare, die sich amArbeitsplatz kennen gelernt haben», sagt Meike Müller. DieKommunikationstrainerin aus Berlin hat sich in ihrem Buch «Rendezvousam Arbeitsplatz» mit dem Thema beschäftigt und ist zu der Überzeugunggekommen, dass sich kaum irgendwo sonst so leicht zarte Bande knüpfenlassen. «Der Heiratsmarkt Arbeitsplatz wird sogar noch wichtigerwerden.» Denn durch die veränderten Arbeitsbedingungen seienArbeitnehmer immer öfter auch abends oder am Wochenende im Büro. «Undwenn zwei eng zusammen arbeiten, entstehen natürlich Bindungen», sagtMeike Müller.
Arbeitskollegen seien unter manchen Gesichtspunkten geradezuideale Partner: «Wenn einer das Bedürfnis hat, sich auszuheulen, dannweiß er, dass der andere versteht, wovon die Rede ist.» Gemeinsameberufliche Interessen können durchaus positiv für die Beziehung sein,unterstreicht auch Michael Thiel, Paartherapeut aus Hamburg.Allerdings bergen solche Partnerschaften Risiken: «Auf Dauer kann dieSpannung verloren gehen. Wer den ganzen Tag zusammen ist, hat keineGeheimnisse mehr. Es gibt auch nicht mehr die Freude, abends nachHause zu kommen und dann den Partner zu treffen.»
Freiräume und eigene Interessen seien für eine funktionierendeLangzeitbeziehung unverzichtbar. «Bei zu viel Nähe kann es kritischwerden», warnt Thiel. Die Arbeit nicht zum totalen Bezugspunkt werdenzu lassen, rät deshalb auch Meike Müller: «Man sollte in so einemFall nicht auch noch jeden Abend und das ganze Wochenende über denJob reden», empfiehlt die Expertin.
Wenn es zwischen Arbeitskollegen knistert, kann auch dasUnternehmen davon profitieren. «Wer verliebt ist, strahlt auch etwasaus, ist motivierter und besser gelaunt. Gerade, wer viel mit Kundenzu tun hat, wirkt dann auch angenehmer», so Meike Müller. An einemPunkt ist allerdings Schluss: «Bei handfestem Sex heißt es Fingerweg.»
Nicht immer freuen sich alle Kollegen, wenn der Himmel für zweivon ihnen voller Geigen hängt: «Eine Liebesbeziehung mit einerKollegin oder einen Kollegen ist riskant, ganz gleich, ob sie gutgeht oder nicht», lautet Dennis M. Powers nüchternes Urteil. DerRechtsanwalt aus den USA ist Autor des Buches «Liebe im Büro - WasSie wissen sollten, wenn es gefunkt hat.» Powers gibt zu bedenken,dass die Beziehung in der Firma für Ärger sorgen könnte - und dannlangfristig dem beruflichen Ansehen schadet.
«Bei Beziehungen zwischen dem Chef und einer Untergebenenbeispielsweise gibt es leicht böses Blut», bestätigt Alfred Fleißnervon der Mobbing-Beratung KLIMA in Hamburg. Paare seien allerdingsseltener Mobbing-Opfer als einzelne Arbeitnehmer. Dagegen komme esimmer wieder vor, dass das Pärchen gemeinsam andere mobbt: «Wirhatten zum Beispiel mit einem krassen Fall zu tun, in dem ein Chefmit einer Untergebenen zusammen war und beide dem Abteilungsleiterdas Leben schwer machten.»
Beziehungen am Arbeitsplatz müssen nicht problematisch sein, lautet das Fazit des Mobbingberaters. «Aber es gibt ein erhebliches Konfliktpotenzial.» Nehmen die Komplikationen überhand, sollte besser ein Supervisor von außen eingeschaltet werden, rät Fleißner - damit die Liebe im Büro nicht zum Horror wird.
Literatur: Dennis M. Powers: Liebe im Büro, Campus Verlag, ISBN 3-593-36288-0, 42 Mark; Meike Müller: Rendezvous am Arbeitsplatz, Mosaik Verlag, ISBN 3-576-11621-4, 24,90 Mark; Shere Hite: Sex und Business, Financial Times Prentice, ISBN 3-8272-7000-6, 47 Mark.