Liebe Liebe: Erst das zweite Date bringt Klarheit

Hamburg/Berlin/dpa. - Denn während beimersten Date nur oberflächliche Eindrücke gewonnen werden, kann daszweite bereits die Entscheidung bringen, ob aus einer flüchtigenBekanntschaft etwas Ernstes wird.
«Beim ersten Treffen checken beide erstmal ab, ob der andere deneigenen Anforderungen entspricht», sagt der Psychologe Michael Thielaus Hamburg. «Wie ist mein Gegenüber drauf? Welche Interessen hat er?Kann ich mich mit ihm gut unterhalten? All das sind Fragen, auf dieJungs und Mädchen ziemlich schnell eine Antwort finden können.»
«Psychologen nennen das die Phase der Attraktion», erklärt derBeziehungsforscher Lars Penke von der Humboldt-Universität in Berlin.«Das Urteil, ob jemand in Sachen Aussehen, Intelligenz und Status inmein Schema passt und so überhaupt für ein zweites Date in Fragekommt, fällt meist schon nach drei Minuten.»
Das zweite Treffen könne dann den ersten Eindruck, den man vomanderen gewonnen hat, bestätigen oder auch total verwerfen, sagtThiel. «Über viele Dinge, die beide anfangs nur oberflächlichbesprochen haben, wird jetzt ausgiebiger geredet. Dabei zeigt sich,ob der neue Schwarm wirklich interessiert ist oder nur so getan hat.»
Schon das Verhalten des Anderen gibt wichtige Hinweise darauf, wiees um seine Gefühle bestellt ist. «Hört sie mir zu, ohne sich ständigvon anderen Dingen ablenken zu lassen und schaut sie mir dabei oft indie Augen, so sind dass schon positive Zeichen», sagt Evelyne von Arxvom Dr. Sommer-Team der in München erscheinenden Jugendzeitschrift«Bravo». Auch die Körpersprache könne einiges verraten. «Wer mitverschränkten Armen vor dem Oberkörper dasitzt, bringt unbewusst zumAusdruck, dass er lieber einen gewissen Abstand wahren will und nichtbesonders interessiert ist.»
Gleiches gelte, so die Psychologin, für Jungs und Mädchen, dieständig an ihrem Handy rumspielen oder irgendwie immer auf dem Sprungzu sein scheinen. Wer die ganze Zeit von sich selbst erzählt und kaumFragen an sein Gegenüber hat, will wahrscheinlich auch nichts vomanderen wissen.
«Es geht aber nicht nur darum, dass Erzählen und Zuhören aufbeiden Seiten gleich verteilt sind», ergänzt Thiel. Auch der Inhaltdes Gesprächs ist von Bedeutung. «Während sich beide beim erstenTreffen ganz locker über Schule, Handy oder die Lieblingsbandunterhalten haben, kann es beim zweiten Date schon um persönlichereDinge gehen», sagt von Arx und rät, auch darauf zu achten, was derAndere wissen will. «Er sollte öfter mal nach Dingen fragen, welchedie eigene Person betreffen und auch nachhaken, wenn es um Problemegeht, die sein Gesprächspartner gerade hat.»
Keiner muss aber schon bei der zweiten Verabredung einenSeelenstriptease hinlegen. Zu viel Offenheit kann das Gegenüberverschrecken, ihm sogar peinlich sein. «Am besten ist, sich einfachnach dem Bauchgefühl zu richten. Wenn ich etwas genau in diesemMoment erzählen möchte, dann tue ich das einfach», rät von Arx.
Alles andere könnten sich die Beteiligten auch für späteraufheben. Ganz verzichten sollten sie dagegen auf Geschichten überdie gerade beendete Beziehung. «Den ehemaligen Partner schlecht zumachen oder ihn in den Himmel zu heben - beide Varianten werfen eherein schlechtes Licht auf den Erzähler», warnt die «Bravo»-Expertin.
Läuft beim zweiten Date alles optimal und sind beide voneinanderbegeistert, kann schon Phase zwei der Partnerschaft beginnen. «WirBeziehungswissenschaftler nennen sie ganz einfach die Verliebtheit,die sich im besten Fall an die Phase der Attraktion anschließt», sagtPenke. Der Prozess dauere an, solange sich beide Seiten noch unsicherdarüber sind, ob der Andere auch ernsthaft interessiert ist. Sobaldsich eine feste Beziehung entwickelt hat, in der beide überzeugtsind, dass der Partner treu und zuverlässig ist, ist die Phase derVerliebtheit vorbei. «Erst was dann kommt, ist Liebe», sagt Penke.
Damit schon beim Kennenlernen keine Missverständnisse auftreten,rät Psychologe Thiel, von Anfang an nur zu tun, was man auch wirklichwill. «Gerade Jungs sind manchmal ein bisschen voreilig, möchten demMädchen auch körperlich gern näher kommen.» Denen gehe das meistensaber viel zu schnell. «Und das sollten sie dem Jungen auch sagen»,rät von Arx. «Hat er ernsthaftes Interesse, wird er auf jeden FallVerständnis haben und deshalb nicht gleich den Kontakt abbrechen.»
«Im Gegenteil», meint Thiel. «Wer ehrlich und selbstbewusst ist,strahlt meist auch eine Lebensfreude aus, die auf andere positivwirkt.» Sein Tipp: «Immer das Herz sprechen lassen. Dann kommt derRest von ganz allein.»