Kult-Objekte Kult-Objekte: Alte Spielekonsolen noch immer im Trend

Krefeld/Neuwied/dpa. - Neo Geo, Atari 2600, Sega Mega Driveund Super Nintendo Entertainment System (SNES): Diese Begriffetreiben einigen Videospielfans Tränen in die Augen. Technisch sinddiese Spielekonsolen, die zum Teil gut zwei Jahrzehnte auf dem Buckelhaben, längst überholt. Dennoch gibt es zahlreiche Liebhaber, denennichts wichtiger ist, als ihre Sammlung von Hardware und Spielen derin die Jahre gekommenen Technik-Spielzeuge zu vervollständigen.
Frank Heide aus Krefeld ist ein solcher Jäger und Sammler, derüber Flohmärkte streift und regelmäßig Suchabfragen bei Ebay startet- immer auf der Pirsch nach Spielen für die Nintendo-Konsolen NES undSNES. Er findet den Gedanken faszinierend, sich «im Laufe der Zeitein privates Spielemuseum aufbauen zu können, ohne gleich ein ganzesVermögen investieren zu müssen». Seine Spiel-Leidenschaft begann inden siebziger Jahren in Spielhallen an den Automaten. In der Folgeentwickelte er sich zum absoluten Nintendo-Fan.
Die Spezialisierung auf eine bestimmte Marke oder einen Herstellerist bei Sammlern nicht ungewöhnlich - das gilt auch für denPerfektionismus. «Ich habe es auf Spiele abgesehen, die in einemguten Zustand sind und inklusive Verpackung und Spielanleitungangeboten werden», sagt Heide. Das Technik-Spielzeug aus denachtziger und neunziger Jahren schätzt er auch wegen der Optik. Wiein anderen Bereichen auch, ist bei den Spielekonsolen undVideospielen ein Retro-Boom festzustellen.
Mit Anfang 40 liegt Heide schon etwas jenseits der Zielgruppe, diebesonderes Interesse an alten Spielekonsolen hat. Laut Jörg Wolf,Vertriebsleiter der auf Spiele-Hardware spezialisierten Wolfsoft GmbHin Neuwied, sind Käufer von Neo Geo, SNES und Co. in der Regelmännlich und zwischen 20 und 35 Jahren alt. «Im Moment besonders hochim Kurs bei den Sammlern ist der im Jahre 1990 auf den Marktgekommene Neo Geo», erläutert Wolf. Für eine gut erhalteneGebraucht-Konsole müsse man bis zu 600 Euro investieren. Für diesesKult-Produkt erscheinen immer noch neue Spiele - der Preis pro Titelliegt zwischen 400 und 500 Euro.
Für Gunnar Lott, Chefredakteur des in München erscheinenden Spiele-Magazins «Gamepro», liegt die Anziehungskraft des Neo Geo indessen Nähe zu Spielhallenautomaten. Aus Spielhallenspielern wurdendie ersten Konsolenspieler. «Wen damals die Spielleidenschaft gepackthat und wer sich die Faszination bis heute bewahrt hat, der ist heute- mit besseren finanziellen Möglichkeiten ausgestattet - darauf aus,seine Sammlung zu komplettieren.» Wer schon früh mit dem Sammelnbegonnen hat, ist Lott zufolge gut dran: «Der Aufbau einerumfangreichen Sammlung rund um den Neo Geo oder das SNES dürftederzeit um die 5000 Euro kosten.»
Jörg Wolf ergänzt, dass bei Ebay vor einiger Zeit eine kompletteSega-Megadrive-Sammlung inklusive aller Raritäten für rund 50 000US-Dollar den Besitzer gewechselt habe. Das seien aber Ausreißer.«Wir bewegen uns hier im absoluten Freak-Bereich», sagt Wolf. DerEinstieg in eine Sammlung ist jedoch auch günstig möglich: «Das SNESmit ein paar Top-Spielen und Controllern gibt es für unter 100 Euro»,schätzt Lott. Auch das Sega Master System oder das Atari VCS seigelegentlich günstig erhältlich. Als Regel gilt: Auf Flohmärktenlassen sich echte Schnäppchen machen. Der eine oder andere trenntsich eben von den guten Stücken, um sich Spielekonsolen der neuestenGeneration wie Playstation 2, Xbox oder Gamecube zu kaufen.
Die ganz jungen Spieler von heute könnten eben mit derKlötzchengrafik von anno dazumal nicht viel anfangen, erklärt JörgWolf. «Wer jedoch schon seit geraumer Zeit von Videospielenfasziniert ist, kommt auch um die neuesten Konsolen nicht herum»,fügt Gunnar Lott hinzu. Von dem neuen Techno-Spielzeug erwartet manallerdings, dass es auf der Höhe der Zeit ist. Den alten Konsolenverzeiht man aus Nostalgie-Gründen einiges. Frank Heide kann sichallerdings nicht vorstellen, später eine Playstation-Sammlungaufzubauen: «Dafür ist die Grafik aus heutiger Sicht noch nichtschlecht genug», sagt er augenzwinkernd.
Besitzer neuerer Konsolen dürfen trotzdem darauf hoffen, dass auchdiese irgendwann in die «Hall of Fame» aufsteigen und zuSammler-Objekten werden. Gunnar Lott sieht dieses Potenzial vor allembei der Playstation von Sony und dem Dreamcast von Sega. «DiePlaystation gilt als die beste Konsole aller Zeiten, der Dreamcastals der sympathische Verlierer.» So dürfte es wohl besser sein,Spiele und Konsolen, wenn sie auch noch so alt scheinen mögen, nichtunbedacht auf Flohmärkten zu verhökern. Möglicherweise kommt die Zeitder Wehmut und Nostalgie. Dann wandelt man selbst wieder aufTrödelmärkten herum und sucht die Stücke von damals wieder zusammen.

