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Kräftige Fotomodels statt dürrer Kleiderstangen gefragt

Von Anne-Katrin Einfeldt 26.09.2007, 14:08

Frankfurt/Main/dpa. - Beim Thema «Joggen» macht Gabi Fuhrig ein großes Fragezeichen. «Nein, damit verderbe ich mir ja meine Figur.» Beim Joggen könnte sie zu schnell abnehmen.

Die 37-Jährige will sich aber ihre weiblichen Rundungen erhalten, denn damit verdient sie schließlich Geld als Model für große Größen. Eine Diät kommt also nicht infrage. Die Zeiten, als nur magersüchtige junge Frauen die neueste Mode vorführten, sind vorbei. Auch viele als jung geltende Labels lassen ihre Kollektionen nicht mehr bei Konfektionsgröße 42 enden, sondern peilen auch den Markt mit etwas kräftigeren Frauen an.

Kunden, die bei ihm nach sogenannten Big-Size-Models fragen, hat Carlos Streil schon lange. Bei der Agentur «eastwestmodels» in Frankfurt vermittelt er sie. In den letzten zwei, drei Jahren sei die Nachfrage deutlich gestiegen, sagt er. «Wenn die Wirtschaft sieht, da ist was zu verdienen, dann tut sie es.» Unter rund 60 Big-Size- Models können Streils Kunden für ihre Werbefotos, für Kataloge oder Prospekte auswählen. Darunter ist allerdings nur ein Mann. «Der hat Größe 56 und ist vollbeschäftigt», berichtet Streil.

Gerade aus Amerika und aus dem englischen Markt werde nach Big-Size gefragt. In den USA hat auch Gabi Fuhrig ihre ersten Erfahrungen mit dem Modeln gemacht. Sie ging nach dem Volkswirtschaftsstudium in die Staaten. «Die gehen da viel lässiger mit der Konfektionsgröße um». In New York sei sie oft angehupt worden, erzählt sie. «Die sagen 'wow'.» Sie hat einige Jahre für die weltweite Agentur von Eileen Ford gearbeitet.

Sandra Neubäumer, bei der Frauenzeitschrift «Brigitte» für das Buchen der Fotomodelle zuständig, sagt, sie suche «nur ab und zu» für bestimmte Themen kompaktere Models. «Aber das ist häufiger als noch vor drei Jahren. Es gibt die Tendenz, dass die Modelle kräftiger werden.» Das Problem ist ihrer Meinung nach, dass von den Herstellern die Probekonfektion, die Zeitschriften bekommen, lange bevor sie Modelle in den Läden hängen, oft nur in Größe 36 angeliefert werden. Sie versuche aber immer, Größe 38 zu bekommen. «Wir sind absolut dagegen, dass das magersüchtig aussieht.»

Da hat Gabi Fuhrig andere Erfahrungen gemacht: Als sie erstmals bei einer Agentur vorsprach, die Fotomodelle in Deutschland vermittelte, habe es geheißen: «Erst einmal 20 Kilo abnehmen.» Ein Gedanke, dem sie nichts abgewinnen konnte: «Ich war schon immer kräftig.» Sie weiß, dass viele Männer weiblichere Figuren attraktiver finden. Probleme, ihre Konfektionsgröße 42/44 zu halten, hat sie nicht: «Ich esse viel zu gerne.»

Eher das Gegenteil: Nach ihren zwei Schwangerschaften musste sie beim Abspecken eher aufpassen, dass sie nicht zu dünn wurde. Gabi Fuhrig isst gerne mal eine Stück Torte. «Und wenn die Hose zwickt, dann fahre ich Fahrrad.» Außerdem geht sie zwei Mal in der Woche in ein Fitness-Studio. «Man muss darauf achten, dass die Haut straff bleibt.»

Gabi Fuhrig macht vor allem Fotoaufnahmen. «Der Laufsteg ist nicht mein Ding.» Sie liebt das Spiel mit der Kamera. «Da kann man sich bewegen.» Mal provokant schauen, mal etwas herausschreien. Am liebsten sind ihr Wäscheaufnahmen, sagt sie. «Das macht einfach Spaß.» Eine Modelschule hat sie nie besucht. «Der Fotograf, mit dem ich die ersten Aufnahmen machte, hat gleich gesagt: 'Die hat das in den Genen'.» Wegen ihrer beiden kleinen Kinder nimmt sie mittlerweile weniger Engagements an. «Vier Tage weg zu sein, ist das Maximum.» Aber trotzdem sagt sie, sie habe ihr Hobby zum Beruf gemacht und mache nun nach der Geburt der Kinder ihren Beruf wieder zum Hobby. Wie lange die 37-Jährige das noch machen kann, sieht sie emotionslos: «Ab 40 Jahren ist man eher weg.» Ihr Trost: Bei den Schlanken sei das noch früher der Fall.