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Kleine Linkshänder nicht umlernen

12.08.2009, 10:28

München/dpa. - Kleine Linkshänder sollen nicht zum Schreiben mit der rechten Hand gezwungen werden. Eine Umschulung der Linkshändigkeit könne sich negativ für das Kind auswirken und sogar schulische Probleme nach sich ziehen.

Darauf weist die Landesvertretung Bayern der Techniker Krankenkasse (TK) zum Internationalen Linkshändertag (13. August) mit. «Manch 'umgepoltes' Kind kann sich nur schwer konzentrieren, ermüdet schneller oder entwickelt eine Lese-Rechtschreibschwäche», warnte die Kasse auch mit Blick auf den Beginn des neuen Schuljahres im September. Schulanfänger sollten deshalb im Schreiben mit links bestärkt werden, denn die Händigkeit sei zu diesem Zeitpunkt schon stabil ausgeprägt.

Eltern sollten auch nicht versuchen, ihr Kind zu beeinflussen, wenn es beim Malen oder Spielen bevorzugt die linke Hand benutze. Den Schulanfang können Eltern ihrem linkshändigen Sprössling durch spezielles Unterrichtsmaterial wie Linkshänder-Scheren und -Füller erleichtern.

Der US-Amerikaner Dean Campbell hatte den Angaben zufolge 1975 unter dem Titel «Lefthanders International» die erste Vereinigung für Linkshänder weltweit gegründet. Ein Jahr später rief er den Internationalen Linkshändertag ins Leben, der seither am 13. August gefeiert wird. Dieser Tag fiel 1976 auf einen Freitag, womit der Initiator auf den Aberglauben anspielte, der sich teilweise noch heute um die Linkshändigkeit rankt. Bis in die 70er Jahre war das linkshändige Schreiben auch an deutschen Schulen verpönt. Die betroffenen Kinder wurden meist umerzogen.

Linkshänder-Verein: www.weltlinkshaendertag.de

Beratung für Linkshänder: www.linkshaender-beratung.de

Der Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe, der Modeschöpfer Karl Lagerfeld und der Nobelpreisträger Albert Einstein haben etwas gemeinsam: alle waren oder sind Linkshänder. Bei der Erforschung der Linkshändigkeit liegt noch vieles im Dunkeln. So gibt es keine verlässlichen Zahlen, wie viele Menschen auf der Welt eigentlich Linkshänder sind. Schätzungen reichen von zehn bis 50 Prozent.

Auch die Frage nach den Ursachen der Linkshändigkeit kann die Wissenschaft bisher nicht eindeutig beantworten. Klar scheint, das die Händigkeit eines Menschen schon vor der Geburt unabänderlich festgelegt ist. Doch wodurch? Vermutet wird ein genetischer Einfluss. Verwirrend ist jedoch, dass es eineiige - also genetisch identische - Zwillinge gibt, bei denen der eine Geschwisterteil rechtshändig und der andere linkshändig ist.

Bei sich normal entwickelnden Kindern lässt sich oft bereits nach dem ersten Lebensjahr erkennen, ob sie Links- oder Rechtshänder sind. Doch eine Garantie gibt es nicht. Bei manchen Menschen bleibt die Linkshändigkeit das gesamte Leben lang unerkannt.

Die Diskriminierung von Linkshändern hat zahlreiche Gründe. Von vielen Kulturen wurde und wird die linke Hand als minderwertig oder unrein angesehen. Schon in der Antike wurde Links mit Unheil oder Unglück verbunden. Im Mittelalter galt der Aberglaube, Hexen würden sich mit links bekreuzigen. Die negative Bewertung alles Linkem drückt sich bis heute in sprachlichen Begriffen wie «linke Tour», «jemanden linken», «ein linker Typ» oder «mit dem linken Fuß aufstehen» aus.