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Kirschblüte im Frühling Kirschblüte im Frühling: Nicht nur aus Japan kommen Schönheiten

Von Helga Daberkow 13.03.2003, 12:22
Weißer Blütenteppich vor grauem Stein: Der Standort für einzeln stehende Zierkirschen sollte so gewählt werden, dass die Pracht möglichst gut zur Geltung kommt. (Foto: Marion Nickig dpa/gms)
Weißer Blütenteppich vor grauem Stein: Der Standort für einzeln stehende Zierkirschen sollte so gewählt werden, dass die Pracht möglichst gut zur Geltung kommt. (Foto: Marion Nickig dpa/gms) Marion Nickig

Bonn/dpa. - An sonnigen Tagen mit blauem Himmel sind Kirschblüten am schönsten: Von unten betrachtet scheinen die Blüten wie ein Schleier vor der Sonne zu liegen, und dazischen malen die Zweige schwarze Muster. Wer sich in diesen Anblick vertieft, wird verstehen, warum die Japaner zu Hunderttausenden aufs Land, in die Parks und in die Gärten ziehen, um die Schönheit der Kirschblüte zu erleben. Aber nicht nur aus Japan kommen Schönheiten - auch unter den heimischen und europäischen Kirschbäumen und Kirschenverwandten gibt es Schätze zu entdecken.

«Wenn einer mich fragen würde, was ist der Geist Japans? Ich würde ihm die wilden Kirschblüten zeigen, in der Sonne schimmernd», fasst Moto'ori Norinaga, ein Dichter der japanischen Klassik, die Verehrung seines Volkes in Worte. Prunus jamazakura, die Japanische Bergkirsche, schwebte ihm vor Augen. Sie blüht weiß mit einfachen Blüten vor einem Schleier aus jungem kupferrot gefärbtem Laub. Bei uns sind die dicht gefüllten Sorten bekannter, und das Urteil über sie fällt durchaus nicht nur positiv aus. Als zu rosa und zu üppig empfinden manche den Blütensegen.

Aber vielleicht gehen wir nur nicht behutsam genug mit den Blütenbäumen um. In einen Vorgarten gepflanzt, mag die bis zu zehn Meter hohe und trichterförmig in die Breite wachsende, dunkelrosa Nelkenkirsche (Prunus serrulata 'Kanzan') tatsächlich süßlich und übermächtig wirken. Stehen dann gar noch andere rosa Kirschbäume in der Nachbarschaft, wird es des Guten eindeutig zu viel. Bekommt die Kirsche dagegen Platz, steht sie vor ruhiger, dunkler Kulisse, kann sie zu einem Blütenhöhepunkt des Jahres werden.

Japaner haben ganz präzise Vorstellungen davon, welche Kirschbäume wo zu pflanzen sind. Sorten mit üppig gefüllten Blüten wie 'Kanzan' oder 'Pink Perfection' stehen als Einzelgehölze an exponierten Standorten. So bekommen sie Ausstrahlung und erscheinen nicht zu süßlich. Sind dagegen Blütenhaine gefragt, werden einfach blühende Sorten gepflanzt. Favorit ist dabei die bereits erwähnte Prunus jamazakura, die die berühmte Kirschenlandschaft rund um Kyoto bestimmt.

Bei uns ist die Kyoto-Kirsche in den Baumschulen kaum zu finden. Aber das Sortiment der auch für kleinere Gärten geeigneten Blütenkirschen ist dennoch groß. Wer den Charme ungefüllter Blüten liebt, kann sich von Prunus serrulata 'Tai Haku' bezaubern lassen. Sie gilt mit sechs Zentimeter großen Blüten als die schönste unter den weiß blühenden Kirschen. Mit sieben bis neun Metern Höhe und Breite beansprucht sie allerdings einiges an Platz. Als zierliche überaus blühfreudige Alternative bietet sich die Kurilenkirsche, Prunus kurilensis 'Brillant', an. Schon als ganz junge Pflanze verschwindet sie unter lockerem weißem Blütenschaum. Zwei bis drei Meter Höhe erreicht der straff aufrecht wachsende Strauch, der dank sehr langsamem Wuchses auch gut in Kübel passt.

Wer üppige Blüten mag, findet in Prunus serrulata 'Shidara sakura' eine auffällige Gartengestalt. Die schleppenartig überhängenden Zweige machen den drei bis fünf Meter hoch wachsenden Baum zur charakteristischen Erscheinung. Dicht gefüllte Blüten in dunklem Rosa sitzen bei ihm in dicken Büscheln zusammen. Schmal säulenförmig entwickelt sich dagegen Prunus serrulata 'Amanogawa' mit leicht gefüllten, hellrosa Blüten. Von der Bergkirsche (Prunus sargentii) stammt eine der bei uns am häufigsten verwendeten Blütenkirschen ab, die Sorte 'Accolade', ab. Natürlich locker wächst ihre Krone, die sich mit Büscheln duftiger, leicht gefüllter rosa Blüten schmückt. Sie wird fünf bis sieben Meter hoch und ist damit heutigen Gartenmaßen gerade noch angemessen. Weniger Platz beansprucht die ebenfalls rosa blühende Prunus sargentii 'Rancho' mit säulenförmigem Wuchs.

Zierlicher in der gesamten Erscheinung wirken die Prunus-subhirtella-Sorten. Die bekannteste ist wohl Prunus subhirtella 'Autumnalis', die mit ihrer Winterblüte bereits im November bezaubern kann. Nach dem Frost bekommt sie noch einmal im frühen Frühjahr einen rosaweißen Schleier. In lebhaftem Rosa blüht Prunus subhirtella 'Fukubana'. Aus rosaroten Knospen entwickeln sich halbgefüllte, dunkelrosa Blüten von großer Fernwirkung.

Neben den vielen fernöstlichen Sorten und Formen hat auch die heimische Vogelkirsche Prunus avium Gartenschönheit zu bieten. Prunus avium 'Plena' - die gefüllte Vogelkirsche - hüllt sich in duftigen weißen Blütenschnee wird aber mit sieben bis zwölf Meter Höhe etwas mächtig. Die Hängeform Prunus avium 'Plena Pendula' eignet sich eher für kleine Gärten und passt mit ihrer charakteristischen schleppenartig überhängenden Gestalt auch gut in den Kübel und damit auf die Terrasse.

Prunus padus, die heimische Traubenkirsche, betört durch süßen Duft. Ihre weißen Blüten sind zu lockeren Trauben angeordnet. Die Sorte 'Albertii' wächst mit sechs bis acht Metern Höhe verhalten und zeichnet sich durch besondere Reichblütigkeit aus. Aus den Steppen des Kaukasus und Sibiriens stammt die Steppenkirsche, Prunus fruticosa, die mit der Sorte 'Nana' einen schönen kleinen Baum für Haus- und Vorgarten bietet. Auch ungeschnitten wächst sie zu klarer, kugeliger Krone heran. Bei zwei bis vier Meter Höhe erfreut sie durch einfache, schneeweiße Blüten und orangerote Herbstfärbung.

Ausgeschöpft ist das Kapitel Blütenkirschen damit noch lange nicht. Zählt man die Zierpflaumen und -mandeln hinzu, die ebenfalls zur Gattung Prunus gehören, scheint die Fülle schier unübersehbar. Viele Farben und Formen also, mit denen sich zwischen üppig und zart, bonbonrosa und duftig für jeden Geschmack und Standort die richtige Möglichkeit finden lässt.