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Kinderkleidung Kinderkleidung: Dick und schick

Von Swantje Werner 27.07.2005, 12:22
Bundweiten von «Slim» bis «Super Big Plus»: Damit die Anziehsachen perfekt passen, muss neben der Länge auch die Breite stimmen - bisher gehen aber nur wenige Kindermodenhersteller auf die kleinen Problemgrößen ein. (Foto: dpa)
Bundweiten von «Slim» bis «Super Big Plus»: Damit die Anziehsachen perfekt passen, muss neben der Länge auch die Breite stimmen - bisher gehen aber nur wenige Kindermodenhersteller auf die kleinen Problemgrößen ein. (Foto: dpa) Lemmi-Fashion

Frankfurt/Main/dpa. - Auch wenn über die wachsende Zahl dicker Kinder in Deutschlandviel geklagt wird: Für große Kleidungshersteller ist die Zielgruppe immer noch eher uninteressant. «Wir haben in Deutschland 15 Prozent übergewichtige Kinder. Die Hälfte davon findet sich selbst zu dick, der Rest kann damit leben», sagt Ingo Barlovic, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Iconkids & Youth in München. Hinzu kämen drei bis vier Prozent wirklich fettleibige Kinder.

Sieben bis acht Prozent modebewusste Mollige - das sei aus Sichtgroßer Hersteller nicht viel. Und schwierig anzusprechen ist dieKundschaft auch: «Im Grunde muss man große Größen verkaufen, ohne zu sagen, dass es große Größen sind.» Dass Kinder sich für Mode interessieren, egal ob sie rundlich sind oder spindeldürr, ist laut Barlovic aber unbestritten. «Gutes Aussehen ist ab demKindergartenalter wichtig».

Wenn das angesagte Label hautenge Hüfthosen für Superschlankevorsieht, wird oftmals das Stück einfach zwei, drei Nummern größer gekauft und anschließend abgeschnitten oder umgenäht. Doch dann verschwinden der gewollt weite Schlag oder die Strassapplikation gleich mit. Auch der Schritt sei nicht mehr da, wo er hingehört, und der Kniebereich verrutsche in Richtung Unterschenkel, sagt Einkaufsdirektorin Schmidt. «Sie sehen einfach, dass die Sachen nicht passen.» Oversize-T-Shirts seien ebenfalls keine glückliche Lösung. «Im schlimmsten Fall sehen die Kinder aus wie eine Litfasssäule.»

Weil diese Form der Silhouette zumindest bei männlichen Rap-Stars gar nicht so unpopulär ist, haben es Jungen mit einer üppigen Portion Hüftgold noch vergleichsweise leicht. Weibliche Stars und Sternchen aus TV-Serien und Musiksendungen stellen hingegen ihre im Fitness-Studio gestylten Körper oft mit atemberaubend enger Kleidung zur Schau. Die Bilderflut hinterlässt durchaus Spuren in den Köpfen junger Mädchen, sagt der Modedesigner Holger Görtzen aus München. «Die wollen alle kleine Frauen sein».

Klagen von Eltern, die ihre rundlichen Kinder weder in peinlichknappen Stücken noch in Sack und Asche auf den Schulhof schickenwollten, waren für Tom Tailor der Anlass, von den Einheitsgrößenabzuweichen. Der Hersteller in Hamburg startete im Frühjahr 2004zunächst mit Hosen in Spezialgrößen, seit Anfang 2005 werden in jedem Monat drei bis vier aktuelle Oberteile in Sondergrößen gefertigt, erklärt Sprecherin Christine Steinhoff. Unter dem Motto «Superfits for Superkids» gibt es die Variationen «slim», «great» und «super».

Lemmi-Fashion in Fritzlar (Hessen) bietet seit zehn Jahren Hosenin verschiedenen Weiten an, seit einiger Zeit auch Oberteile. Die Palette bei den Bundweiten reicht in fünf Schritten von «Slim» bis «Super Big Plus». «Gerade bei Problemfiguren ist eine hohe Passformgenauigkeit wichtig», sagt Geschäftsführerin Gerda Lehmann.

Auch die Happy Size-Company in Frankfurt/Main hat «starke Mode für starke Kids» im Programm. Zu den Kennzeichen gehören bequem weite Oberteile sowie Hosen und Röcke mit seitlichem Gummizug und viel Weite in Bund und Taille.

Bei Neckermann sind die Modelle im 60-seitigen Katalog an Tailleund Hüfte extra weit geschnitten und ebenfalls zum Teil mit Gummizug ausgestattet. Oberteile besitzen eine «hüftschmeichelnde» Länge. Die XXL-Mode muss nicht größer bestellt werden, weil die typischen Problemzonen beim Schnitt schon berücksichtigt wurden.

Mollige Mädchen, die trendy und dennoch vorteilhaft gekleidet sein wollen, finden Görtzen zufolge oft etwas bei Sportkleidung und Streetwear. Auf keinen Fall sollten Kinder zu kleinen Erwachsenen gemacht werden. «Das sieht schnell tussig aus.»

Tragbarer Trend für mollige und dünne Kinder: Sportswear in fröhlichen Farben passt fast immer - wichtig ist es, nicht zu dünne und zu elastische Materialien zu wählen. (Foto: dpa)
Tragbarer Trend für mollige und dünne Kinder: Sportswear in fröhlichen Farben passt fast immer - wichtig ist es, nicht zu dünne und zu elastische Materialien zu wählen. (Foto: dpa)
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Auch bei etwas runderen Formen sind modische körpernahe Schnitte günstiger als ein sackartiges weites T-Shirt. (Foto: dpa)
Auch bei etwas runderen Formen sind modische körpernahe Schnitte günstiger als ein sackartiges weites T-Shirt. (Foto: dpa)
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