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Kfz-Mechatroniker Kfz-Mechatroniker: Der Computer übernimmt die Diagnose

Von MARC HERWIG 02.07.2010, 08:38

BIONN/WOLFSBURG/DPA. - "In den Autos steckt ganz viel moderne Technik, und dadurch ist das ein ganz moderner Ausbildungsberuf." 68 000 Azubis gab es 2008 laut dem Statistischen Bundesamt.

Den Kfz-Mechatroniker gibt es erst seit 2003. Bis dahin gab es noch den Kfz-Mechaniker, und die Azubis lernten fräsen, drehen und feilen - Aufgaben, die man meist nicht mehr braucht. Stattdessen werden an den Autos heute Software-Updates vorgenommen, Diagnosegeräte ausgewertet und Herstellerinformationen aus dem Internet heruntergeladen. "Deutlich mehr als die Hälfte der Arbeit spielt sich heute am Computer ab", sagt Behrens. "Ölige Hände kriegt man ab und zu aber immer noch", sagt die Berufsausbilderin.

Die Herstellerangaben aus dem Internet sind Grundlage für jede Arbeit am Auto. Genau an diesem Punkt fangen für viele Azubis aber schon die Probleme an, hat Thomas Dick-Freppon beobachtet. Er lehrt Fahrzeugtechnik an einer Berufsschule in Limburg. "Man muss in kurzer Zeit unglaublich viele Informationen sichten und entscheiden, was davon wichtig ist und was nicht." Gerade bei der Lesekompetenz hapert es aber bei einer Reihe von Lehrlingen. "Auch wer die Problemschilderung eines Kunden durchliest, aber den Inhalt nicht erfassen kann, hat ein Problem."

Bei der Reparatur sind trotz aller Elektronik wieder die klassischen Fähigkeiten als Mechaniker gefragt. "Die Technik nimmt einem die Arbeit nicht ab. Man muss schon wissen, wie der Motor oder die Antriebswelle funktionieren", erklärt ZDK-Ausbildungschefin Behrens. Nur so könne man erkennen, wo der Fehler liegt und wie man ihn behebt. "Die Frage ist immer: Muss ich das komplette Auto auseinandernehmen, oder gibt es vielleicht einen einfacheren Weg?"

Außerdem müssen Autos längst nicht mehr nur fahren: Das Autoradio ist zum Soundsystem geworden, das Navi sorgt für die Orientierung, die Freisprecheinrichtung für komfortables Telefonieren. Hochkomplexe Systeme wie ABS, ESP und Airbags machen das Fahren sicherer. Dadurch stecken immer mehr Platinen und Computer in Fahrzeugen, über die Kfz-Mechatroniker den Überblick behalten müssen.

Vorbei ist auch die Zeit, als der Mechaniker einfach wortlos an einem Auto herumschrauben konnte. "Der Kontakt zum Kunden spielt eine große Rolle. Viele Kunden wissen, welche Technik in ihrem Fahrzeug ist und wollen dann auch verstehen, was der Mechatroniker da an ihrem Wagen macht", sagt Behrens. "Es ist auf jeden Fall ein Dienstleistungsberuf", findet auch Berufsschullehrer Dick-Freppon. "Das bedeutet auch: Wenn ein Auto bis Feierabend nicht fertig ist, muss man mal ein bisschen länger arbeiten. Der Kunde will sein Auto schließlich zurückhaben."

Die dreieinhalbjährige Ausbildung ist recht anspruchsvoll: "Einen sehr guten Hauptschulabschluss sollte man schon haben", sagt Behrens. 49 Prozent der Lehrlinge hatten 2008 einen mittleren Bildungsabschluss, 43 Prozent kamen von der Hauptschule und sechs Prozent hatten nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung Abitur. In der Regel verdienen Azubis nach Angaben des Bibb 412 bis 627 Euro im ersten Lehrjahr und 561 bis 782 Euro im vierten.

Auch wenn der klassische Arbeitsplatz eines Kfz-Mechatronikers die Werkstatt oder der Pannenservice ist, bieten Autobauer und Zulieferer ebenfalls Jobs.