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Kellner, Frisör, Golflehrer: Jobs auf Kreuzfahrtschiffen

Von Andreas Heimann 08.02.2010, 08:30

Rostock/dpa. - An Bord großer Kreuzfahrtschiffe gibt es oft viele Hundert Mitarbeiter. Sie steuern nicht nur das Schiff, sondern sollen auch die Kreuzfahrt zum Urlaub an Bord werden lassen.

Zu ihnen gehören deshalb nicht nur Kapitän und Steward. Dort arbeiten auch Hotelmanager, Kellner, Physiotherapeuten, Golflehrer, Friseure oder Abwäscher. Die Branche wächst. Jedes Jahr laufen etliche neue Kreuzfahrtschiffe vom Stapel - und jedes davon bietet zahlreiche Arbeitsplätze zwischen Sonnendeck und Maschinenraum.

«Ein Kreuzfahrtschiff ist wie eine kleine Stadt», sagt Werner Englisch, der bei TUI Cruises für den Hotelbereich verantwortlich ist. «Es gibt dort fast alle Berufe, die es an Land auch gibt.» Im Hotelbereich werde Servicepersonal benötigt - für die Bar genauso wie für den Weinkeller und die Küche. «Auf 'Mein Schiff' gibt es allein in der Hotellerie rund 50 Berufe.» Das Schiff von TUI Cruises, das seine Jungfernfahrt im Mai vergangenen Jahres absolviert hat, zählt etwa 780 Mitarbeiter. «Davon sind 450 im Hotelbereich.»

Auf den größeren Schiffen von Aida Cruises wie der «Aidabella» und der «Aidablu» sind es insgesamt rund 600 Mitarbeiter, auf den kleineren wie der «Aidacara» immerhin noch rund 380. «Nur etwa ein Fünftel arbeitet im nautisch-technischen Bereich», sagt AIDA-Personalchefin Haike Witzke. «Das sind diejenigen, die das Schiff sicher von A nach B bringen.» Der Großteil der Besatzung ist auch hier im Hotelbereich tätig. Das sind üblicherweise Hotelfachleute oder Hotelkaufleute.

«Aber für unsere Spa-Angebote brauchen wir auch Masseure oder Physiotherapeuten», erklärt Witzke. «Und auf jedem unserer Schiffe gibt es einen Golflehrer, der Kurse anbietet und Gäste zum Golfen an Land begleitet.» Tauchlehrer sind an Bord ebenfalls nichts Exotisches: «Scouts» begleiten sämtliche Ausflüge. Das Personal ist oft international: «Wir haben Mitarbeiter von Brasilien bis Indien», sagt Haike Witzke. «Rund 60 Prozent des Personals stammt aus Nicht-EU-Staaten.»

Auf der «MS Europa», dem Flaggschiff von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, gibt es rund 270 Besatzungsmitglieder, davon 60 im nautisch-technischen Bereich. «In der Küche und im Housekeeping sind es noch einmal jeweils 45», sagt Georg Bernsteiner von Seachefs Cruises, einem Dienstleister für Kreuzfahrtreedereien. Es gebe aber auch je rund ein Dutzend angestellte Musiker und Reisebegleiter für Landausflüge. Nicht zuletzt im Hotelbereich sei die Kreuzfahrt eine attraktive Alternative zur Arbeit an Land: «Es ist eine Empfehlung für später, auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet zu haben.»

Aber es will auch gut überlegt sein: «Man ist oft monatelang unterwegs, weit weg von zu Hause», sagt Sebastian Ahrens, Geschäftsführer von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. «Die Privatsphäre ist dann schon auf einen engen Raum begrenzt. Seine Kabine teilt man meistens mit einem anderen.» Teamfähigkeit sei deshalb unverzichtbar, genau wie Selbstdisziplin: «Schließlich kann sich niemand zwischendurch in der Südsee verabschieden.»

Das Hotelpersonal bleibt meist für einen überschaubaren Zeitraum in der Kreuzfahrt. «Zumindest in den 'unteren Rängen' sind es oft nur ein, zwei Einsätze», sagt Ahrens. «Es gibt aber auch erfahrene Crewmitglieder, die jahrelang fahren. Man muss dann klären, ob sich die Lebensplanung mit der Arbeit auf See in Einklang bringen lässt.»

In der Kreuzfahrtbranche sind befristete Verträge sehr verbreitet. «Führungskräfte sind in der Regel allerdings unbefristet angestellt», sagt Georg Bernsteiner von Seachefs Cruises in Hamburg, einem Dienstleister für Kreuzfahrtreedereien. Für viele der übrigen Besatzungsmitglieder seien Zeitverträge über vier, sechs oder neun Monate üblich. «Ein Anschlussvertrag ist aber die Regel.»

Ein Arbeitsvertrag nach deutschem Arbeitsrecht ist in der Branche nicht selbstverständlich. Viele Schiffe fahren unter ausländischer Flagge - die Reederei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten zum Beispiel unter der der Bahamas. Die Mitarbeiter haben dann auch einen Arbeitsvertrag aus einem anderen Land. «Flussschiffe fahren auch unter Schweizer Flagge», sagt Bernsteiner. «Dann sind auch die arbeits- und steuerrechtlichen Grundlagen anders als in Deutschland.»

Die Bezahlung an Bord sei üblicherweise höher als für eine vergleichbare Stelle an Land. «Aber die Anforderungen sind auch höher», sagt Bernsteiner: «Man hat eine Sieben-Tage-Woche und nicht regelmäßig freie Tage.» Und man sei eben auch über einen längeren Zeitraum auf dem Schiff, ohne zwischendurch nach Hause zu kommen.