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Keine Panik: Bei der Führerscheinprüfung Ruhe bewahren

18.08.2010, 07:08

Berlin/dpa. - Gleichzeitig auf rote Ampeln, Stoppschilder und Fußgänger achten: Bei der praktischen Führerscheinprüfung kommt auf Anfänger einiges zu. Für Panik gibt es aber keinen Grund: Mit der richtigen Fahrschule und Vorbereitung ist das zu schaffen.

Was ist, wenn ich jemandem die Vorfahrt nehme? Oder beim Abbiegen einen Radfahrer übersehe? In der praktischen Führerscheinprüfung lauern die Gefahren überall, am Ende doch nicht den begehrten Lappen in den Händen halten zu können. Das löst bei vielen Prüflingen lange vor dem großen Tag regelrechte Panik aus. Doch diese Ängste lassen sich in den Griff kriegen.

Etwas Aufregung ist mal mehr, mal weniger immer dabei - und auch ganz normal. «Die Nervosität hat ja durchaus eine positive Wirkung, sollte aber ein bestimmtes Niveau nicht überschreiten», sagt die Diplom-Psychologin und Autorin Helga Knigge-Illner in Berlin. Hinter solchen Prüfungsängsten stecke oft mangelndes Selbstwertgefühl oder die Angst vor der Bewertung, die häufig auch noch als Beurteilung der eigenen Person gesehen wird.

Meist macht die theoretische Führerscheinprüfung deutlich weniger Angst als die praktische. «Die Theorie ist nicht so nervig und eher wie in der Schule: Die Inhalte hat man gelernt, und was gefragt wird, ist abschätzbar», sagt Wolfgang Hesser vom Interessenverband Deutscher Fahrlehrer in Günzburg. In der praktischen Prüfung gebe es hingegen zahlreiche Unsicherheitsfaktoren.

Nicht nur, dass man den Prüfer gar nicht kennt. «Vor allem gibt es unzählige Situationen, auf die ein Fahrschüler nicht vorbereitet werden kann», sagt Hansjörg Weichenrieder vom Landesverband Bayerischer Fahrlehrer in München. Außerdem wird häufig großer Druck auf die Prüflinge ausgeübt - oder sie machen sich selber Druck. «Manche tragen einen regelrechten Wettbewerb aus, wer den Führerschein mit weniger Stunden schafft oder wollen die Prüfung unbedingt noch schnell vor dem Urlaub absolvieren», fügt der Fahrlehrer hinzu. «Aber auch die Eltern drängen schon mal und verlangen, dass es der Nachwuchs mit ebenso wenig Stunden wie sie damals schafft.» Heutzutage seien 35 bis 40 Fahrstunden allerdings normal.

Damit die Angst nicht immer weiter steigt, sollte man nicht mit anderen zusammen sein, die ebenfalls zu starker Nervosität neigen - oder sich von Freunden irgendwelche Horrorstorys über schiefgelaufene Prüfungen anhören. Stattdessen gilt es, Ruhe zu bewahren. «Die innere Ansprache ist wichtig», sagt Diplom-Psychologin Knigge-Illner. «Sich immer wieder zu sagen: 'Das kannst du! Du hast schon viele schwierige Situationen vorher bewältigt!'.»

Um die Unsicherheit zu verringern, hilft es auch die Prüfung gedanklich durchzugehen. «Man kann sich überlegen, wo die schwierigen Punkte sein könnten», sagt Weichenrieder. «Außerdem sollten möglichst viele Verkehrssituationen einmal abgefahren werden, um die Erfahrung zu vergrößern.» Wenn die Angst trotz aller Motivierungsmaßnahmen immer noch groß ist, sollte man auf die Aufregung eingehen und beispielsweise auf Atem- und Entspannungsübungen zurückgreifen.

Das erfolgreiche Bekämpfen der Prüfungsangst beginnt schon früh - bei der Wahl der richtigen Fahrschule und des richtigen Fahrlehrers. «Es gilt häufig jedoch als geil, zu einer billigen Fahrschule zu gehen und den Führerschein nach möglichst wenigen Fahrstunden in der Tasche zu haben», sagt Hesser. Wichtiger sollte nach seiner Ansicht allerdings sein: Welche Fahrschule bereitet auch psychisch gut auf die Prüfung vor? Welcher Fahrlehrer bereitet so gut vor, dass ich weiß, was auf mich zukommt und dementsprechend selbstbewusst in die Prüfung gehen kann?

«Der Lehrer sollte Selbstvertrauen aufbauen und das Perfektionsstreben der Fahrschüler abbauen, denn ein Fahrschüler kann noch gar nicht perfekt fahren», erklärt Fahrlehrer Hesser. Um die richtige Schule zu finden, solle man sich daher im Freundes- und Bekanntenkreis gut umhören, informieren, Referenzen einholen und sich auch mal vorab in den Theorieunterricht setzen.

Während der praktischen Prüfung lassen sich Prüflinge durch einen kleinen Fehler besser nicht aus der Bahn werfen. «Bloß nicht an diesem Fehler hängen bleiben und weiter darüber nachdenken, sonst folgen viele weitere», rät Weichenrieder. «Das ist vergleichbar mit einem Klavierspieler, der mal einen falschen Ton spielt: Das ist nicht mehr zu ändern, also muss er nach vorne schauen.»

Literatur:

Knigge-Illner, Helga: Prüfungsangst besiegen: Wie Sie Herausforderungen souverän meistern, Campus Verlag, 18,90 Euro, ISBN-13: 978-3593391755.

Der Prüfungstag sollte so ruhig und entspannt wie möglich angegangen werden. «Das heißt: unbedingt ausschlafen, gut frühstücken und keinen Zeitdruck aufkommen lassen», rät Wolfgang Hesser vom Interessenverband Deutscher Fahrlehrer. «Außerdem sollte man auf keinen Fall Medikamente zur Beruhigung nehmen - oder sich sogar Mut antrinken.»