Keine Angst vorm Blackout: Mündliche Prüfungen meistern
Berlin/Bochum/dpa. - Im Hals steckt ein Kloß, im Kopf herrscht gähnende Leere - so sieht die Horrorvision einer mündlichen Prüfung aus. Solche Prüfungen sind im Studium eher selten. Das schürt aber auch Ängste und macht die Vorbereitung umso schwieriger.
«Eine mündliche Prüfung ist für Studenten eine ungewohnte Situation - sie wissen gar nicht, was auf sie zukommt», sagt der Pädagoge Friedrich Rost von der Freien Universität Berlin. Mit ein bisschen Übung können mündliche Tests aber einfacher sein als eine Klausur.
Viele Studenten quälen vor mündlichen Prüfungen Versagensängste. «Studenten haben oft die Angst, in den Prüfungen kein Wort mehr herauszubekommen», erzählt Studienberaterin Konstanze Burger von der Universität in Bochum. Sie rät, der Angst im ersten Schritt durch einen guten Lernplan zu begegnen. «Die beste Prophylaxe ist die, mit den Vorbereitungen rechtzeitig zu beginnen.»
Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht, wie Friedrich Rost beobachtet hat: «Es gibt Studenten, die sind nicht gut genug vorbereitet und kommen zu spät oder ungepflegt in eine mündliche Prüfung.» Das seien schlechte Vorzeichen für ein Prüfungsgespräch, die mitunter die Note drückten, erläutert Rost.
Neben Schludrigkeit ist aber auch Understatement unangebracht: «Ein grober Fehler ist es, das eigene Wissen kleinzumachen und herabzuwürdigen», warnt Prof. Astrid Kaiser von der Universität Oldenburg, die Prüfungstipps für Studenten zusammengetragen hat.
Es gehe bei mündlichen Prüfungen stark um die Präsentation von Wissen, erklärt Kaiser. Mit Satzanfängen wie «ich glaube» zeigen Prüflinge ihre Unsicherheit. «Eine mündliche Prüfung ist ganz viel Verkaufsstrategie», sagt Kaiser. Ein Vorteil gegenüber Klausuren ist, dass der Prüfling eine Frage ruhig auch mal zurückgeben darf, nach dem Motto: «Was meinen Sie damit?». Damit gewinnt er Zeit.
Hilfreich in der Vorbereitung sind auch Rollenspiele, sagt Studienberaterin Burger. Wer keinen Lernpartner findet, sollte vor dem Spiegel üben. Denn vielen fehlt schlicht die Übung im Vortragen: «Wir haben keine große rhetorische Ausbildung in Deutschland», sagt Rost.
Noch weniger Erfahrung hätten Studenten damit, etwas in Prüfungen vorzutragen, erläutert die Sprachwissenschaftlerin Dorothee Meer von der Universität Münster. Sie hat mündliche Prüfungen empirisch untersucht. Ein Ergebnis: «Einige Studierende wissen nicht, dass es wichtig ist, sich und sein Wissen effektiv zu inszenieren.» Sie blieben eher stumm, während der Prüfer sein Wissen abspult - ein fataler Teufelskreis.
«Studenten sollten mitunter auch unaufgefordert so viel Wissen wie möglich preisgeben», rät Meer daher. Das ist auch wichtig, weil eine Prüfung meist schneller vorbei geht als gedacht. «Die Prüflinge sollten sich eine Uhr bereitlegen», rät Friedrich Rost. Dann behalten sie eher den zeitlichen Überblick.
Und was passiert, wenn der schlimmste Fall eintritt, ein Blackout? «Nicht stumm dasitzen», rät Studienberaterin Burger. Stattdessen sollten Studenten den Prüfer bitten, eine andere Frage zu stellen. So könnten sie dem Gespräch eine Wende geben. «Prüfer sind meistens keine Unmenschen, sondern wollen auch, dass die Prüfung gelingt.»
Prüfungstipps: bit.ly/astridkaiser
Mindestens drei Wochen vor der Prüfung sollte das Thema mit dem Prüfer besprochen werden. «Dabei sollten Studenten wenn möglich das Thema wählen, das sie auch interessiert», rät Prof. Astrid Kaiser von der Universität Oldenburg. Dagegen lassen sie besser die Finger von einem Dauerbrennerthema - das langweilt den Prüfer. «Lieber ein Gebiet wählen, das auch beim Dozenten Interesse hervorruft.»