Neuer Trend Kein Alkohol, keine Männer: So feiert man Baby-Shower-Partys
Es ist ein Brauch aus den USA, der mehr und mehr auch nach Deutschland herüberschwappt: eine Baby-Shower-Party. Aber wer ist dabei? Wer organisiert? Wer bezahlt? Und was soll das überhaupt?
Pfaffenhofen/Stuttgart - Das Baby ist zwar noch nicht auf der Welt, aber im Familien- und Freundeskreis ist die Vorfreude riesengroß. So groß, dass man die werdende Mutter mit Geschenken und Zuneigung überschütten - also englisch interpretiert quasi „überduschen“ - will. Und wie könnte das besser gehen als bei einem Fest, das daher genau solch einen Namen trägt: „Baby-Shower-Party“!
„Es geht vor allem darum, die Freude darüber zu teilen, dass ein Baby kommt. Und dass man Zeit miteinander teilt“, sagt Katja Henning, Autorin des Ratgebers „Feste feiern - Babyparty“. In den USA hat dies schon lange Tradition, auch bei uns wird diese Feier unter jungen Frauen immer beliebter - ähnlich wie ein Junggesellenabschied.
Alles gut, was der Mutter guttut
Wobei es einen großen Unterschied gibt: Denn Alkohol gilt als „No-Go“ bei solchen Feiern. „Das wäre wirklich doof, wenn drumherum alle trinken, und nur die werdende Mama muss darauf verzichten“, sagt Henning. Was nicht heißt, dass man „nur“ auf stilles Wasser zurückgreifen muss. Die Autorin rät zu gesunden und leckeren Drinks von der „Mom-osa-Bar“ wie Erdbeer- oder Himbeer-Mimosa oder Johannisbeer-Fizz: „Die sehen aus wie Cocktails und schmecken auch so, haben aber natürlich keinen Alkohol.“
Und noch etwas wird bei diesen Baby-Partys oft nicht gern gesehen: Männer! „Tatsächlich wäre das wohl nichts für die“, ist die zweifache Mutter überzeugt. „Ich weiß zwar nicht, ob das ein absolutes "No-Go" wäre, aber für mich ist das eher etwas Weibliches!“
Wie und wo und in welcher Form dieses Baby-Fest jedoch stattfindet, dafür gibt es keine festen Regeln und keine Grenzen. Erlaubt ist alles, was der werdenden Mutter guttut und gefällt. Und das sei eben ganz individuell.
Freundinnen planen und zahlen
Fest steht nur: Die Schwangere soll keine negative Aufregung, keinen Stress, keine Arbeit und keine Kosten haben. Und damit ist auch klar, wer das Fest im Regelfall plant, organisiert und auch bezahlt: die Freundinnen! Heißt: Sie lassen die Party bei jemandem aus ihrem Kreis stattfinden. Und dorthin bringen sie dann Essen und Trinken mit. Sollte die werdende Mutter lieber bei sich zu Hause feiern wollen, gilt: „Alle helfen mit: nicht nur bei Deko und Verpflegung, sondern hinterher auch beim Aufräumen!“, so Henning.
Üblich ist auch, dass sich die Freundinnen die Kosten teilen. Das gilt auch dann, wenn die Feier nicht privat, sondern in einem Restaurant stattfindet. Meist wird aber eher das persönliche Umfeld gewählt - denn das eignet sich auch besser für die Spiele, die sich um die bevorstehende Geburt und das Mutter-Sein drehen.
Spiele rund ums Baby
„Besonders lustig ist eine Babybrei-Verkostung“, sagt Katja Henning. Dazu wird die Sorte auf dem Gläschen abgeklebt, und die Teilnehmerinnen müssen raten, um welchen Geschmack es sich handelt. Kreatives Wissen ist auch bei Spielen wie „Baby- Stadt Land Fluss“ gefragt - mit den Kategorien Spielzeug, Pflegeprodukt, Brei-Sorte, Babykleidung. Bei der Babywort-Suche müssen in Buchstabenquadraten oder Lückentexten Kinder-Reime aufgefüllt werden. Henning: „Die künftige Mutter erhält so gleich Anregungen für später.“
Beliebt seien auch Spiele wie das Ausfüllen von Wettkarten unter dem Motto: „Mein Bauchgefühl sagt...“. Die Gäste können etwa Tipps zum Geburtstermin, Uhrzeit, Gewicht oder Aussehen oder auch zum Gemütszustand des Vaters nach der Geburt abgeben. „Später wird dann ausgewertet, wer am nächsten dran war.“ Und noch ein Spiel kann nur auf einer Baby-Shower-Party gespielt werden: Das „Schätze meinen Bauchumfang!“ Dazu bekommt jede Frau ein Maßband und muss an der Stelle abschneiden, von der sie meint, wie dick der Bauch ist.
Geschenke und Deko
Und wie hält man es mit der Deko? Je nach Wissensstand sieht die rosa und hellblau aus - oder neutral hellgrün oder „einfach schön bunt“. Zu typischen Motiven wie Schnuller, Kinderwagen oder Kuscheltieren lässt sich die Location auch noch mit entsprechenden Girlanden oder Lampions ausstatten. Wer selbst aktiv werden möchte, kann Windlichter mit Spitze und aufgedruckten Babyfüßen basteln oder Wimpelketten mit aus Papier ausgeschnittenen Babystramplern.
Gleiches gilt für die Geschenke, mit der die Mutter „übergossen“ werden soll: Wer keine Kleidung, Nuckel oder Spielzeug kaufen möchte, kann eine Windeltorte oder Windelschnecke gestalten. Ein Hingucker seien Socken-Muffins: „Die Söckchen werden in einer Muffin-Form so aufgewickelt, dass sie aussehen wie kleine Törtchen“, beschreibt Henning.
Wenn sich Freundinnen zusammen tun, könnte auch eine Polaroid-Kamera ein schönes Geschenk sein: Dazu gibt es dann selbst angefertigte „Meilenstein-Karten“, die als Motto für das jeweilige Foto („Eine Woche / ein Monat alt“, „Mein erster Ausflug“ etc.) verwendet werden und Jahre später noch eine tolle Erinnerung sind.
Dankeschön an die Freundinnen
Katja Henning rät den Schwangeren, sich nicht nur beschenken zu lassen, sondern auch selbst etwas Persönliches zu verschenken - „sozusagen als Dankeschön, dass die Freundinnen alles organisiert haben.“ Etwa eine selbst gegossene Kerze mit der Aufschrift „Mit Liebe gemacht“ oder ein Piccolo als „Baby-Sekt“: „Wenn das Kind dann geboren wurde, können alle zu Hause darauf anstoßen!“
Der beste Zeitpunkt? Man sollte schon „gut schwanger“ sein
Bleibt die Frage nach dem Zeitpunkt der Party: „Ob zum Brunch oder Kaffeetrinken oder abends, das sollte sich auf jeden Fall die werdende Mutter aussuchen. Ganz so, wie es ihrem Rhythmus am besten entspricht“, sagt die Party-Expertin. Und natürlich sollte sich die Frau in keiner kritischen Phase wie zum Anfang der Schwangerschaft befinden. „Sie sollte auf jeden Fall schon gut schwanger sein“, sagt Katja Henning und rät zu einer Party im sechsten oder siebten Monat. Doch wer will, kann natürlich auch noch später feiern. Einzige Voraussetzung: „Der Mama muss es gut gehen!“
Sensibel sein, Wertschätzung zeigen
Der Aspekt, wie sich die werdende Mutter nicht nur körperlich, sondern auch psychisch fühlt, sollte bei aller Freude nicht vernachlässigt werden. „Die Schwangerschaft ist eine sehr vulnerable Phase, in der es auch viele Sorgen gibt. Das sollte man immer im Hinterkopf haben“, sagt die psychologische Psychotherapeutin Friederike Echtler-Geist.
Wenn um einen herum ausgelassene Stimmung herrsche oder große Geschenke mitgebracht werden und alle davon ausgehen, dass alles gut geht, „kann sich die Mutter innerlich sehr überholt oder schnell alleingelassen fühlen“, sagt Echtler-Geist, die auf das Thema psychische Erkrankungen in der Schwangerschaft spezialisiert ist. Sie appelliert an die Freundinnen: Berücksichtigen Sie auch mögliche Schwangerschafts-Depressionen.
Wenn der Schwangeren vor dem Fest Zweifel kommen, ob sie wirklich groß feiern und schon Geschenke haben möchte, sollte sie dann lieber absagen? „Das muss nicht unbedingt sein“, sagt die Psychologin. „Denkbar wäre auch, dass sie einfach zu Beginn ein paar Worte sagt, dass ihr ein bisschen mulmig geworden ist.“ Gerade gute Freundinnen könnten dafür dann Wertschätzung und Verständnis aufbringen und sie unterstützen.