Kanalinsel Kanalinsel: Schlemmen auf Jersey

Hamptonne/dpa. - Denn Jersey hat eine Reihe von Spezialitäten zu bieten, die den Gaumen kitzeln. Probieren lassen sie sich fast überall - immerhin gibt es rund 200 Restaurants.
Wer über die Kanalinsel fährt, kann die Kartoffelfelder gar nicht übersehen, die oft bis zum Horizont reichen. Allerdings ist Kartoffel nicht gleich Kartoffel, jedenfalls nicht für den Jersianer: Die Inselbewohner schwören auf die «Jersey Royals», eine frühe Sorte mit dünner Schale, die schon im Mai geerntet wird und die ähnlich wie Spargel nur eine kurze Saison von knapp zwei Monaten hat. «Jersey Royals for sale», heißt es entlang der Straße oft: Dort können die Gourmet-Kartoffeln dann in einer «Honesty Box» gekauft werden - der Kunde bedient sich einfach und hinterlegt das Geld.
Die Preise auf Jersey sind insgesamt nichts für Schnäppchenjäger, «Jersey Royals» entsprechend nicht gerade günstig: «1 Pfund für 1 Pfund» ist die Faustregel, umgerechnet also etwa 3,20 Euro das Kilo. Gerade am Anfang der Erntezeit kann es aber auch noch deutlich mehr sein. Auf Jersey werden die «Royals» möglichst klein bevorzugt. «Die großen exportieren wir nach Belgien», sagt Jennifer Ellenger von Jersey Tourism.
Eine Besonderheit sind auch die Kühe der Insel: «Die Zucht und Haltung ist nur von einer einzigen Rasse erlaubt», erklärt Ellenger: der «Jersey Cow». Die braunen Vierbeiner werden vor allem als Milchvieh gehalten und sollen sich insbesondere dadurch auszeichnen, dass ihre Milch ausgesprochen gehaltvoll ist. Butter und Sahne daraus gelten ebenfalls als Delikatesse - zumindest bei Zeitgenossen, denen ihr Cholesterinwert egal ist.
Apropos Butter: «Black Butter» ist eine weitere Spezialität Jerseys - und ebenfalls nicht ganz günstig. Ein Gläschen mit gut 225 Gramm kostet rund 4 Pfund (6,40 Euro). Der Name ist allerdings in doppelter Hinsicht irreführend: Erstens handelt es sich dabei um eine Art Marmelade, und zweitens sieht diese nicht schwarz aus, sondern allenfalls dunkel.
Lecker schmeckt sie in jedem Fall - fruchtig nach Apfel, Cider und Zitronen, auch ein Hauch Zimt gehört ins Rezept. Überhaupt gibt es auf Jersey einige Leckereien für den Frühstückstisch: «Blackcurrant Jam» und «Port Redcurrant Jelly», um nur zwei Beispiele zu nennen - Marmelade aus schwarzen Johannisbeeren und Gelee aus roten mit einem Schuss Portwein - exquisit.
Dass in «Black Butter» Cider steckt, also der für Großbritannien typische Apfelwein, ist alles andere als ein Zufall: Cider war einst das Getränk auf Jersey schlechthin und ein Exportschlager Richtung England. Fast jeder Bauer hatte in früheren Jahrhunderten Apfelbäume, um Cider herstellen zu können.
«Jersey war eine Apfelinsel, Kartoffeln kamen erst im 19. Jahrhundert», erklärt Jersey-Kenner und Reiseführer Hugh Gill beim Besuch im Hamptonne Country Life Museum. Das Freiluftmuseum beherbergt eine reetgedeckte Farm aus Feldsteinen. Hinter dem Haus laufen Hühner über den Hof, und in der Scheune sind die Apfelpressen zu sehen, mit denen früher der Most für den Cider hergestellt wurde.
Vor allem aber ist Jersey reich an Genüssen aus dem Meer. Wer Fisch und Muscheln mag, hat es auf der Kanalinsel gut getroffen. Zum Einkaufen oder nur zum Gucken, was schon interessant genug ist, bietet sich der Central Market am Halkett Place in St. Helier an. An den Ständen in der alten, ausgesprochen schönen Markthalle unter einer Glaskuppel breiten die Fischhändler den frischen Fang aus. Beim Anblick von Krebsen, Miesmuscheln, Austern und King Prawns läuft so manchem Seafood-Fan das Wasser im Mund zusammen.