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Käfig Käfig: Frettchen brauchen ausbruchsicheres Gehege

Von Nicola Menke 09.10.2012, 15:57

Halle (Saale)/MZ. - Diese Augen können lügen: Mit ihren schwarzen Knopfaugen machen Frettchen einen recht friedlichen Eindruck. Doch die Ruhe währt meist nur kurz, dann wetzen die Tiere los und knabbern am Hosenbein ihres Besitzers. Die ursprünglich zu Jagdzwecken gezüchteten Tiere aus der Familie der Marder werden schnell zutraulich und sind unglaublich verspielt. Deshalb sind sie in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu einem beliebten Haustier geworden.

Dafür sind sie aber nur bedingt geeignet: "Sie sind sehr anspruchsvoll in der Haltung", sagt Daniela Rickert von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Das fängt bei der Ernährung an: Frettchen brauchen mehrere Mahlzeiten am Tag und sollten am besten mit viel Frischfleisch gefüttert werden. Weiter geht es damit, dass sie viel Zuwendung und Beschäftigung brauchen. Denn sonst wird ihnen schnell langweilig, und sie können sich apathisch oder aggressiv verhalten.

Bei weitem am aufwendigsten ist es jedoch, sie artgerecht unterzubringen. "Es gibt im regulären Handel kein Gehege zu kaufen, das den Bedürfnissen von Frettchen wirklich entspricht", erklärt Simone Grützemann von den Frettchenfreunden Osnabrück. Was dort im Angebot ist, sei oft viel zu klein und könne nicht verändert werden. Wer sich ein oder mehrere Frettchen halten will, muss sich deshalb Alternativen überlegen.

"Eine ist es, die Frettchen wie Katzen frei in der Wohnung zu halten. Das ist aber nicht ganz ohne", sagt Rickert. Grund sei der große Bewegungsdrang der Tiere, der die Halter vor Herausforderungen stellt: So sollten sie etwa die Erde von Pflanzen vor Buddelversuchen sichern, Fenster und Möbelspalten vergittern und dürfen nichts Zerbrechliches in der Reichweite der Tiere stehen lassen. "Außerdem haben sie einen sehr kurzen Magen-Darm-Trakt, was es nötig macht, Katzenklos aufzustellen."

Wer sich in seiner Wohnung nicht einschränken möchte, kann seinen Frettchen ein einzelnes Zimmer überlassen, oder ein Gehege für sie bauen. "Wichtig ist, dass ihnen eine gewisse Mindestfläche zur Verfügung steht", sagt Rickert. Bei zwei Frettchen wären das vier Quadratmeter, wenn sie täglich mehrere Stunden Freilauf haben, und 15 ohne Auslauf.

Will man ein Gehege bauen, muss man tief in die Trickkiste greifen. "Es sollte zwei oder mehr Stockwerke haben, die durch Rampen, Röhren oder Leitern miteinander verbunden sind", erklärt Grützemann. Geeignete Baumaterialien sind unbehandeltes oder giftfrei lackiertes Holz für Rahmen und Wände, Plexiglas oder Draht für Türen und Fenster sowie PVC-Platten als Bodenbelag.

Einfacher als nach Gefühl zu bauen, ist es, auf Fertiges zurückzugreifen: etwa auf einen ausrangierten Schrank. So hat man eine Grundlage und muss nur noch für die Durchgänge von Etage zu Etage sorgen. "Und natürlich für ausreichend Licht und Luft. Wir machen das, indem wir Fenster in die Schranktüren sägen und mit Draht zutackern. Man kann aber auch Gittertüren anbringen", sagt Grützemann, die selbst mehrere Frettchen hält. Wichtig sei, dass die Türen fest verriegelt werden können, da die Tiere wahre Ausbruchkünstler sind.

Dem Inneren des Geheges sollten Halter ebenfalls Zeit widmen. "Frettchen sind von Natur aus sehr neugierige und aktive Tiere. Es empfiehlt sich, ihr Reich in einen Auslauf- und Fressbereich, einen Schlafbereich und eine Ecke für die Toilette aufzuteilen", erläutert Michael Fehr, Direktor der Klinik für Kleintiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Wichtig ist, dass die Toilettenschale - am besten ein Modell für Katzen - einen niedrigen Rand hat, weil die Frettchen sonst nicht hinein kommen. Außerdem sollten Futter- und Wasserbehälter möglichst schwer oder im Boden verankert sein, damit die Tiere sie nicht umstoßen.

Für die Futterecke wird besser kein Einstreu verwendet, rät Fehr. Denn Frettchen verschleppen ihr Futter zum Fressen. Klebt dabei Einstreu daran, das sie mitfressen, kann das im schlimmsten Fall einen Darmverschluss auslösen. Außerdem legen die Tiere oft Vorräte an, die auf streufreiem Boden eher entdeckt und, falls verdorben, beseitigt werden können.

In punkto Schlafplatz mögen Frettchen es kuschelig. Glücklich macht man sie zum Beispiel mit einem Schlafhäuschen, das man mit Baumwolltüchern auspolstert. "Heu sollte man nicht verwenden", sagt Fehr. Denn beim Schlafen geben die Tiere Feuchtigkeit ab, wodurch das Heu schimmeln kann.

Da wildes Herumtoben den Frettchen genauso wichtig ist wie Ruhephasen, sollte ihnen ihr Domizil Verstecke und Klettermöglichkeiten bieten. Das können Äste, Röhren oder Hängematten aus Stoff sein. Außerdem brauchen Frettchen Spielzeug. Billig sind Kartons, Papiertüten oder Pappröhren. Damit tollen sie ewig herum.