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Jugendweihe und Konfirmation Jugendweihe und Konfirmation: Vor dem Schenken mit dem Jugendlichen reden

Von Florian Oertel 09.02.2005, 16:36
Fahrten in Gottes Natur: Am wertvollsten sind Geschenke, die eine Verbindung zum religiösen Fest haben. (Foto: dpa)
Fahrten in Gottes Natur: Am wertvollsten sind Geschenke, die eine Verbindung zum religiösen Fest haben. (Foto: dpa) swiss-image.ch

Hannover/dpa. - Experten beider Konfessionen raten, in jedem Fall das Gesprächmit dem Kind oder Jugendlichen zu suchen und auch die Feier selbstzum Geschenk werden zu lassen.

«Ich bin generell gegen Geldgeschenke», sagt Kerstin Gäfgen-Track,bei der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zuständig fürdie Konfirmandenarbeit. «Man kauft sich damit vom Nachdenken frei.»Joachim Bergel von der Familienseelsorge des Bistums Münster teiltdiese Ansicht im Grundsatz. «Es ist aber dennoch oft sinnvoll, Geldzu schenken, weil viele Kinderzimmer überquellen.» Die Eltern solltendann aber vorher mit dem Kind klären, wofür das Geld verwendet wird.

Nach Einschätzung von Andreas Rickerl aus München kommt vor allemPersönliches gut an: «Die Jugendlichen bestätigen uns immer wieder,dass die Geschenke am schönsten sind, bei denen sich der Schenkendeetwas gedacht hat», sagt der Betreuer des Internetportals«Konfiweb.de» von der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern.Deshalb empfehle es sich auch für Verwandte und Bekannte, denJugendlichen oder seine Eltern zu fragen.

Eine Verbindung zwischen dem religiösen Fest und den Geschenkenist den Experten zufolge wünschenswert. Diese Verbindung muss jedochkeine unmittelbare sein: «Ich glaube, viele Kinder können mit einerBibel als Geschenk nichts anfangen», sagt Marita Krist von derErziehungsberatung des Bistums Trier. Stattdessen könnte das größteGeschenk nach Gäfgen-Tracks Worten etwa ein Mountain-Bike sein,versehen mit dem Hinweis: «Fahre damit in Gottes schöne Natur.» Einkleines Kreuz oder ein schönes Gesangbuch kann dann die Zugabe sein.

Eine weitere Möglichkeit ist es zum Beispiel, dass die Eltern oderauch die Paten zusammen mit dem Konfirmanden oder Kommunionkind nachÄgypten oder in die Türkei fahren. «Dort kann man sich auf die Spurendes frühen Christentums begeben», erläutert Gäfgen-Track. Dabei wirdein weiteres Kriterium erfüllt, auf das Bergel vom Bistum Münsterhinweist: «Es ist immer sinnvoll, etwas zu schenken, das Gemeinschaftmöglich macht.» Wem für eine weite Reise das Geld fehlt, der besuchtmit dem Kind beispielsweise den nächst gelegenen Dom - und danachgeht es ins Spaßbad oder auf die Go-Kart-Bahn.

Marita Krist vom Bistum Tier rät Eltern, den christlichen Gedankenins Spiel zu bringen, indem sie den Nachwuchs um eine kleine Spendefür Bedürftige bitten - mehr als ein paar Euro müssen es gar nichtsein. «Es geht einfach darum, den Kindern bewusst zu machen: Anderehaben nie Gelegenheit, ein solches Fest zu feiern», bestätigt KerstinGäfgen-Track.

Vor allem entfernte Verwandte wählen Geschenke für Konfirmandenoder Kommunion-Kinder gern nach ihrer Nützlichkeit aus. Doch das istso unnötig wie unpraktisch. «Ich habe selbst derart viele Handtücherbekommen, dass ich nie alle davon werde nutzen können», erinnert sichGäfgen-Track. Eltern sollten die Festgäste darauf hinweisen. EinenKompromiss schlägt Bergel vor: Ist das Kind etwa Fußballfan, könntees Bettwäsche mit dem Wappen des Lieblingsclubs bekommen. «Dazu wirddann vielleicht ein Zettel mit der Aufschrift: "...und vor jedemAnstoß ein kleines Stoßgebet" gelegt».

Mit einem speziellen Geschenk lassen sich weder Betten beziehen,noch Mountain-Bikes bezahlen: mit dem Fest selbst. Zum Geschenk wirddieses aber nur dann, wenn Konfirmand oder Kommunionkind ein gewissesMitspracherecht bei der Gestaltung haben. «Die Eltern können sagen:Das ist dein Tag, und im Wesentlichen passiert das, was du dirwünschst», erläutert Rickerl von «Konfiweb.de». Vor allem bei derKommunion müssen die Eltern aber dennoch einen Rahmen vorgeben, wieMarita Krist betont.

Auf keinen Fall sollten die Erwachsenen aber «ihre Feierkulturausleben», rät Gäfgen-Track - denn allzu oft geschieht dies zu Lastendes Nachwuchses: «Vielleicht will der lieber in eine Pizzeria als inein Nobelrestaurant.» Vielleicht will er sogar ein Picknick im Freienorganisieren. Kommunion-Kinder sind nach Bergels Worten meist dann amglücklichsten, wenn sie auch an ihrem großen Tag spielen dürfen.«Deshalb ist es vielleicht schön, ein Bibelquiz vorzubereiten.»

Selbst kleine Dinge zeigen dem Kind, dass es ernst genommen wird:«Es kann mithelfen, indem es die Tischkärtchen gestaltet», schlägtMarita Krist vor. Und einen großen Gefallen tun Eltern dem Nachwuchslaut Gäfgen-Track oft, wenn sie ihn über die Gästeliste mitbestimmenlassen. Dann kommen vielleicht nicht nur die wichtigen Verwandten undBekannten zum Fest, sondern auch die beste Freundin oder der besteFreund: «Das ist für die Jugendlichen oft Gold wert.»