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Jugendfeier Jugendfeier: Jugendliche legen Wert auf edle aber individuelle Kleidung

16.03.2004, 18:37
Locker statt steif - viele Mädchen tragen auch zur Konfirmation oder Erstkommunion lieber leichte Kleider. (Foto: dpa)
Locker statt steif - viele Mädchen tragen auch zur Konfirmation oder Erstkommunion lieber leichte Kleider. (Foto: dpa) Käthe Kruse

Hilden/Wiesbaden/dpa. - Bauchfrei und mit einem knappen T-Shirt tritt die 13-jährige Jenny bei der Konfirmanden-Vorstellung vor den Altar. Ihr Nachbar hat eine schwarze Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen. Dazu trägt er Jeans. Die Gemeinde in Hilden im Rheinland ist ein wenig befremdet, doch Pfarrerin Annette Güldner nimmt ihre Konfirmanden in Schutz: «Die Jugendlichen sollen die Sachen tragen, in denen sie sich wohl fühlen. Auf die Äußerlichkeiten kommt es mir da gar nicht an.» Für die meisten Jungen und Mädchen steht allerdings ohnehin fest: Am Tag der Konfirmation soll die Garderobe festlicher und edler sein als an jedem anderen Tag.

Damit liegen die Konfirmanden im Trend: «Die Mode für Jugendliche ist wieder klassischer - allerdings in moderner Umsetzung», hat Els Blaauboer vom Deutschen Mode-Institut in Frankfurt/Main beobachtet. Die Zeiten des blauen Anzugs für die Jungen und eines Abklatsches von Muttis Outfit für die Mädchen sind vorbei.

«Für die Jungen gibt es Kombinationen mit lockeren Freizeithosen aus farbigem Leinen und dekorativen Hemden, eventuell mit einer Weste kombiniert», sagt die Expertin. Diese Kleidungsstücke ließen sich auch nach den festlichen Anlässen noch tragen. Bei den Mädchen sind Röcke in dieser Saison ein Muss. «Eigentlich gibt es die in allen Variationen, aber vor allem Faltenröcke bis zum Knie sind voll im Trend», sagt Blaauboer. Rutscht der Saum weit über das Knie, sind auch Leggings statt Strumpfhosen erlaubt. Dazu passen Blusen, leichte Pullis oder Blazerjacken. Dunkle Farben müssen es dagegen nicht sein: «Ich werde auf keinen Fall schwarz bei der Konfirmation tragen, das ist viel zu traurig», sagt die 14-jährige Konfirmandin Sarah.

Auf Kleider mit floralem Muster setzt zum Beispiel die Kinder- und Jugendboutique «Banda» in Wiesbaden. «Solche "Käthe-Kruse-Kleider" tragen die Mädchen gerne zur Konfirmation», sagt Verkäuferin Renate Gramatzki. Beliebt seien auch helle, leicht taillierte Sommeranzüge. Kaum Chancen haben dunkle Anzüge für Jungen.

Gleiches gilt in der katholischen Kirche für die Kommunionkinder, denn in vielen Gemeinden gibt es inzwischen einheitliche Gewänder für den festlichen Anlass - zum Beispiel in der St. Bonifatius-Gemeinde in Wiesbaden, die hell-beige Kutten zur Verfügung stellt. «Wir haben gemerkt, dass die Mädchen immer mehr wie kleine Bräute aussahen und sehr viel Geld in die Ausstattung der Kinder gesteckt wurde», erklärt die Gemeindereferentin Marion Lindemann. Daher entschied sich der Pfarrgemeinde für die Einheitsgewänder. «Was die Kinder dann nachmittags tragen, bleibt ihnen überlassen.» Weiße Kleidchen sind das aber in den wenigsten Fällen - sehr zum Leidwesen der Boutiquen.

In ländlichen Gegenden ist das noch anders. «Bei uns tragen die Jungen dunkle Anzüge oder zumindest dunkle Hosen mit Strickjacken und die Mädchen weiße Kleider», sagt Sabine Gerhard, Pastoralreferentin in Pech und Villip bei Bonn. Bewusst habe sich die Gemeinde gegen den Einheitsdress entschieden. «Die erste Kommunion ist etwas Besonderes und Individuelles», sagt Gerhardt. Da solle es jedem frei stehen, sich individuell zu kleiden. Zu Eifersüchteleien zwischen den Kindern komme es selten, und die Eltern wüssten auch meist, was sie wollen.

Pfarrerin Güldner in Hilden macht jedes Jahr andere Erfahrungen: «Mich fragen oft die Eltern, was ihre Kinder tragen sollen, aber da halte ich mich komplett heraus.» Ein einheitliches Bild ergebe sich dennoch in den meisten Fällen. «Die Jugendlichen sprechen sich ab, so dass in einem Jahr alle schicker sind, in anderen geht es legerer zu», sagt die Pfarrerin. In den vergangenen Jahren hab es einen klaren Trend zu festlicherer Kleidung bemerkt: «Vor zehn Jahren kamen noch viele in schwarzen Jeans und dunklen Turnschuhen. Das ist vorbei.» Den Jugendlichen bedeute der Tag etwas und das wollten sie auch mit der Garderobe zeigen, ist Annette Güldner überzeugt.

Dabei leben die Teenager ihre Eitelkeiten voll aus. «Vor allem die Jungen legen extrem viel Wert auf ihre Frisur», hat die Pfarrerin beobachtet. Perfekt gestylt und bretthart seien oft die Haare. Ohne Schmuck und sonstigen Accessoires geht es aber auch bei den Mädchen nicht. «Haarbänder sind in diesem Jahr voll im Trend», beobachtet Modeexpertin Blaauboer. Auch die Haarspangen werden mit Bedacht gewählt, und wer es ein wenig ausgefallener mag, trägt einen Hut.

Ganz andere Outfits wählen die Jugendlichen für ihre Partys. «Da orientieren sie sich an den Stars, ihren eigenen Idolen», sagt Blaauboer. Transparent und möglichst eng soll es meist sein, weiß Renate Gramatzki von ihrer jungen Kundschaft. Auch für die Hildener Konfirmandinnen steht fest: Bei Partys müssen die Klamotten glitzern, sexy und bunt sein. Dann darf das Top auch gerne viel Bauch zeigen.