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Jugend Jugend: Schmale Mädchen - coole Typen

26.06.2002, 08:35

Wien/München/Mannheim/dpa. - «Die Mädchen folgen auf breiter Front dem Diktat der Mode», sagtAxel Dammler, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Iconkids &Youth in München. Bei Jungen sei der Druck nicht so stark.Beispielsweise sei es für sie nicht «Pflicht», sich jeden Sommerkomplett neu einzukleiden. «Wichtig ist, dass es locker, sportlichund dynamisch aussieht und man durch seinen Stil ein gewissesStatement abgibt».

Victor Wilson aus Nienburg bei Bremen hat für seine Hose 170 Markausgegeben. Das weiß er noch genau. Beim Label muss er erst malnachschauen: Willie Esco, eine Hiphopper-Marke, steht klein gedrucktan der Jeansnaht. Um die teuren Klamotten zu finanzieren, trägt derHobby-Rapper in seiner Freizeit Zeitungen und Werbepost aus.

Victors Freund Hassan Abdul trägt ein Dickies-Sweatshirt und seinealten Buffalos. Dass die Schuhe nicht mehr so angesagt sind, weiß erschon. Aber jedes Paar - drei Stück besitzt er insgesamt - hat 220Mark gekostet und wurde ebenfalls mit Zeitungaustragen harterarbeitet. Da fällt es schwer, mit dem Trend zu gehen.

Für kein anderes Konsumgut geben Jugendliche so viel Geld aus wiefür Klamotten, sagt Marktforscher Dammler. Allein im Jahr 1999investierten die 12- bis 17-Jährigen 2,7 Milliarden Mark in Kleidung.Wer dazu gehören will, muss zahlen, und wie immer sind Jeansmarkendas wichtigste und oft auch teuerste Unterscheidungsmerkmal.

Während Lehrer und Eltern Hosen mit einem Schritt nahe derKniekehlen meist einfach nur seltsam finden, spielen für EingeweihteKleinigkeiten eine große Rolle. Cargopants beispielsweise werden vonSkate-Boardern getragen und haben Taschen auf der Seite, erläutertManfred Zentner vom Verein Jugendkultur.at in Wien. Den Hiphop-Fansreichen Baggypants, schlichte, aber ebenfalls tiefer gelegte Jeans.

Als Teenager hat man ein großes Bedürfnis, Gruppenzugehörigkeit zuzeigen, erklärt die Jugendpsychologin Christiane Papastefanou ausMannheim. Das sei auch völlig in Ordnung. «Man experimentiert mitverschiedenen Rollen, weil man auf der Suche nach der eigenenIdentität ist». Außerdem sei es für Jungen und Mädchen einfacher, ausder Sicherheit der Gruppe heraus Kontakt zueinander aufzunehmen.

Wer nicht mithalten kann, also entweder nicht das nötige Kleingeldoder, besonders wichtig bei Mädchen, nicht die richtige Figur hat,kann allerdings wirklich Probleme bekommen. Vom neunten Lebensjahr anhängt das Selbstwertgefühl vieler Mädchen von ihrem äußerenErscheinungsbild ab, sagt Psychologin Papastefanou. Aber der Versuch,sich durch Diäten an die Maße von Britney Spears oder Shakiraanzunähern, kann krank machen: Jede dritte Schülerin in Deutschlandleidet an der Frühform einer Essstörung, das ist zumindest dasErgebnis einer neuen Studie der Universität Jena.

Von den Modemachern dürfen die Mädchen bis auf weiteres keineErleichterung erwarten. Der Techno-Trend ist durch die House- undFitnesswelle abgelöst worden, sagt Jugendkulturexperte Zentner. Damitbleibt bloße Haut im Trend. «Man zeigt, was man hat.» Jungen, die auflässigen Hiphop oder Skater-Schick stehen, haben es da einfacher. Einwirklich cooler Boarder zeigt sogar seinen gut durchtrainiertenKörper nicht, so Zentner. «Das Six-Pack bleibt unter dem T-Shirtversteckt.»