Richard Branson Richard Branson: Virgin-Boss erlaubt unbegrenzten Urlaub
20 Tage Urlaub stehen jedem Arbeitnehmer pro Kalenderjahr zu - vorausgesetzt, sie arbeiten auch an fünf Tagen in der Woche. Wer mehr freie Zeit haben will, muss meistens auf einen guten Arbeitsvertrag hoffen oder mit dem Chef verhandeln.
Doch es geht auch anders, zeigt die Virgin Group, die im Musikgeschäft, im Mobilfunk und in der Luftfahrt involviert ist. Der britische Unternehmenschef Richard Branson (64) hat einem Teil seiner Mitarbeiter in den USA und Großbritannien erlaubt, sich eine Auszeit vom Job zu nehmen - wann immer die Angestellten wollen.
In den PR- und Marketingabteilungen sowie in Bransons „family office“ dürfen Beschäftigte also für Stunden, Tage oder sogar für Monate der Arbeit fernbleiben. Das Gehalt fließt trotzdem weiter - ohne Urlaubsantrag. Was nach einer kleinen Revolution im Berufsleben klingt, verdanken die bisher 170 betroffenen Arbeitnehmer eigentlich Richard Bransons Tochter. Darüber berichtet der Milliardär auf seinem Blog und in seinem neuen Buch The Virgin Way.
Produktive Stimmung und mehr Kreativität
Tochter Holly hatte ihren Papa auf den Video-Streaming-Dienst Netflix aufmerksam gemacht: „Dad, schau dir das mal an. Das beschäftigt mich schon eine Weile und ich glaube, dass es ein Virgin-Ding wäre, den Urlaub der Mitarbeiter nicht zu kontrollieren“, schrieb sie ihm in einer E-Mail und hängte einen entsprechenden Artikel an. Und sie erzählte von einem Freund, der nach demselben Prinzip in einer Firma arbeitete. Dort seien Stimmung, Kreativität und Produktivität dank flexibler Arbeitszeiten „durch die Decke gegangen“.
So wurde Richard Branson überzeugt, das flexible Modell auch bei Virgin einzuführen. Mitarbeiter dürfen sich frei nehmen, wann sie möchten und Zeit mit der Familie und Freunden verbringen. Allerdings darf die Arbeit nicht liegenbleiben. Bedingung ist, dass „Projekte und Mitarbeiter auf dem aktuellen Stand sind und eine Abwesenheit dem Geschäft oder der Karriere nicht schadet“, schreibt der Virgin-Gründer in seinem Blog.
Dafür muss niemand vorher um Erlaubnis fragen, „und weder von Angestellten noch von Managern wird erwartet, dass sie über ihre freien Tage Buch führen.“ Wichtig sei eben nicht, wie lange die Arbeitnehmer im Büro sind, sondern was sie während der Arbeitszeit schaffen.
Ein Modell für innovative Unternehmen
Bisher scheint alles gut zu klappen, so das vorläufige Fazit des Unternehmenschefs. Allerdings wurden die neuen Regeln noch nicht auf alle Virgin-Abteilungen ausgeweitet - das ist aber Richard Branson zufolge das Ziel: „Wir ermutigen all unsere Niederlassungen, unserem Beispiel zu folgen.“ Und wenn es gut läuft, ist dieses flexible Modell vielleicht sogar eine Idee für deutsche Unternehmen.
Auch im innovativen Silicon Valley in den USA sind flexible Arbeitszeiten längst etabliert. Google-Mitarbeiter dürfen 20 Prozent ihrer Bürozeit auf Projekte verwenden, die nicht direkt mit ihrem Job zu tun haben. Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin sind überzeugt, dass ihre Policy die wichtigsten Produkte des Internetgiganten erst ermöglicht hat. Etwa sollen Google Transit und Google Talk von Beschäftigten in ihrer „freien Projektzeit“ entwickelt worden sein. (gs)
