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Aktuelle Studie Aktuelle Studie: Auch Männer werden am Arbeitsplatz sexuell belästigt

Von Rebecca Erken 01.07.2015, 11:50
Auch Männer werden Opfer sexueller Belästigung am Arbeitsplatz: Sie müssen sich oft homophobe Beleidigungen von anderen Männern anhören.
Auch Männer werden Opfer sexueller Belästigung am Arbeitsplatz: Sie müssen sich oft homophobe Beleidigungen von anderen Männern anhören. imago stock&people/blickwinkel (Symbolbild) Lizenz

Männer werden viel häufiger Opfer sexueller Belästigung am Arbeitsplatz als angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Queensland University of Technology und des Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT). Die australischen Wissenschaftler untersuchten über einen längeren Zeitraum 282 Beschwerden, die bei verschiedenen Gleichstellungs-Institutionen eingereicht wurden.

Zwar handelte es sich bei dem Großteil, nämlich bei 78 Prozent, um Klagen von Frauen, die von Männern im Job sexuell belästigt wurden. Doch elf Prozent der Beschwerden stammten von Männern, die von anderen Männern angegangen wurden, wie ABC News berichtet.

Männer verhöhnen andere Männer in sehr homopohobem Ton

Studienautorin Paula McDonald erklärte dem Nachrichtenportal, dass diese Zahl höher sei, als die Wissenschaftler erwartet hatten. Bei dieser Form sexueller Belästigung habe es sich oft um Verleumdungen gehandelt, die die Sexualität der Männer infrage stellten. Die Männer wurden aufgrund eines vermeintlich „unmännlichen“ Verhaltens verhöhnt, manchen wurde daraufhin nachgesagt, sie seien homosexuell.

„Die Beschwerden von Männern, die von Männern belästigt wurden, zeichneten sich durch einen sehr homophoben Ton aus“, so McDonald. Sie plädierte für weitere Erhebungen, die auch eher untypische Fälle sexueller Belästigung einschließen sollten.

Chefinnen trietzen weibliche Angestellte

Fast sechs Prozent der Beschwerden kam außerdem von Frauen, die im Job von anderen Frauen sexuell belästigt wurden, wobei es sich fast ausschließlich um Chefinnen handelte, die ihre Untergebenen trietzten. Diese Konstellation war also stark hierarchisch geprägt, was die Wissenschaftler in allen anderen Kategorien nicht feststellen konnten, wie McDonald erklärte.

Ihre Studie soll insbesondere auf die weniger sichtbaren Fälle sexueller Belästigung aufmerksam machen, über die bislang nicht viel bekannt sei: „Wir als Gesellschaft müssen eine große Anstrengung an den Tag legen, um diesem Problem vorzubeugen und es in seinen unterschiedlichen Formen zu stoppen.“

Jeder zweite Deutsche hat sexuelle Belästigung erlebt

In Deutschland haben laut einer in diesem Jahr erschienenen repräsentativen Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) mehr als die Hälfte aller Beschäftigten schon einmal sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt oder beobachtet. Dabei seien viele über ihre Rechte nicht ausreichend informiert. „81 Prozent wissen nicht, dass Arbeitgeber verpflichtet sind, sie aktiv vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz zu schützen“, heißt es auf der Internetseite der Antidiskriminierungsstelle. Eine Ansprechperson zu dem Thema in ihrem Betrieb kennen die meisten demnach nicht.

Auch obszöne Witze oder sexuelle Anspielungen sind verboten

Die Antidiskriminierungsstelle verweist auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das sexuelle Belästigung ausdrücklich verbietet: „Laut AGG handelt es sich dabei um sexuell bestimmtes Verhalten, das die Würde der betroffenen Person verletzt.“

Konkret verboten seien nicht nur „unerwünschte sexuelle Handlungen“ wie etwa bedrängende körperliche Nähe sowie die Aufforderung dazu oder „sexuell bestimmte körperliche Berührungen“, also – auch scheinbar zufällige – Berührungen von Brust oder Po oder unerwünschte Nackenmassagen, sondern auch „Bemerkungen sexuellen Inhalts“, etwa obszöne Witze oder sexuelle Anspielungen, außerdem „unerwünschtes Zeigen und sichtbares Anbringen von pornographischen Darstellungen“, etwa Nacktfotos an den Wänden.

Eine unangenehme Berührung oder ein Blick: Übergriffe passieren häufig nebenbei und wirken wie zufällig.
Eine unangenehme Berührung oder ein Blick: Übergriffe passieren häufig nebenbei und wirken wie zufällig.
dpa-tmn Lizenz