Internet-Haustier Internet-Haustier: Katze, Hund oder Schwein per Mausklick füttern

Paris/afp. - Das Web macht es möglich, und so sind Millionen von Internet-Nutzern heute Herrchen oder Frauchen eines virtuellen Haustieres. Wer so einen pflegeleichten Gefährten bei sich aufnehmen will, hat die Qual der Wahl: Hunderte Webseiten werben mit Tieren aller Art, die kostenlos «adoptiert» werden können.
Die Besitzer müssen sich zwar um die Tiere kümmern, sie ernähren, mit ihnen spielen und sie pflegen, wenn sie krank sind. Doch dazu genügt es, sich ein oder zwei Mal am Tag kurz an den Computer zu setzen. Außerdem fallen keine Kosten für Dosenfutter, Katzenstreu oder Tierarzt an.
"Ich habe ein Schwein auf kochonland.com adoptiert, um einen Eindruck vom Leben auf dem Bauernhof zu bekommen», erzählt die 20-jährige Pariserin Victoria Houssay. Das Cyber-Schwein sei zwar pflegeleichter als ein echtes, aber Zuwendung brauche es auch, versichert die junge Frau. «Wenn ich mich nicht täglich darum kümmere, stirbt es.»
Auch die virtuelle Kuh hat ihre Anhänger. Allein auf der französischen Webseite vacheland.com haben mehr als 500.000 Nutzer einen Wiederkäuer adoptiert. Besonders beliebt, wenn auch weniger originell, sind virtuelle Hunde und Katzen. Zahlreiche Webseiten geben Tipps für die Pflege der Vierbeiner per Mausklick. In Cyber-Tierhandlungen findet sich alles, was die Tiere so brauchen - Futter, Schlafkörbchen oder Bälle zum Spielen. Auf speziellen Foren können die Besitzer Erfahrungen austauschen.
"Ich habe mich anstecken lassen und kümmere mich nun um den Fressnapf einer Kuh namens Marguerite», berichtet Jean-Lolo im Netz. Die Zuneigung zum virtuellen Wiederkäuer hält sich allerdings in Grenzen: «Wenn meine Kuh sterben sollte, würde ich ihr wohl nicht lange nachtrauern», gesteht der Franzose.
Ganz neu ist die Idee nicht: Vor 13 Jahren lancierte der japanische Konzern Bandai das legendäre Tamagotchi, eine Art kleines Ei mit Bildschirm, das ein Tierchen darstellte. Es musste regelmäßig gefüttert, getränkt und gestreichelt werden, damit es am Leben blieb. Millionen von Tamagotchi-Fans verschafften dem Konzern erkleckliche Umsätze.
"Das virtuelle Haustier ist fast das ideale Tier», erklärt sich der französische Psychoanalytiker Yann Leroux den Trend. Die Besitzer könnten damit auch persönliche Erfahrungen verarbeiten - etwa indem sie ihre Internet-Kuh so liebevoll behandelten wie sie selbst als Kind gerne behandelt worden wären. Im wirklichen Leben bereiteten Tiere ihren Haltern Freude, aber oft auch Sorgen, sagt Leroux. «Wenn eine echte Katze krank wird, ist dies ärgerlich, weil der Tierarzt Geld kostet.» Die virtuellen Tiere seien hingegen so konzipiert, dass sie nur Vergnügen bereiteten.