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Identitätsklau Identitätsklau: Was Kriminelle mit Ihren Facebook-Fotos machen

Von Lisa Harmann 14.12.2015, 13:13
Die Zahlen von Cyber-Kriminalität steigen: Wenn Fremde sich der eigenen Daten bemächtigen.
Die Zahlen von Cyber-Kriminalität steigen: Wenn Fremde sich der eigenen Daten bemächtigen. imago/blickwinkel Lizenz

Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit posten Eltern vermehrt Familienbilder in sozialen Netzwerken – von den Kindern beim Backen, der lieben Verwandtschaft beim Adventskaffee oder von der ganzen Familie mit Nikolausmütze. Niedlich!

Aber auch: Gefährlich. Was passieren kann, wenn private Bilder bei Facebook in die falschen Hände geraten, haben Sandra und Daniel in diesem Jahr erfahren – als ihre Identität geklaut wurde.

Es war abends um kurz nach sieben, Sandra* wollte gerade ihre Kinder ins Bett bringen, als eine Freundin anrief: „Du, im Internet ist jemand, der euch kopiert!“ Sandra dachte an ein Missverständnis. Sie schaute rasch nach – und wurde unruhig.

Falsches Profil mit den eigenen Fotos

Jemand hatte bei Facebook ein Profil angelegt – mit ihrem Foto – und einem anderen Namen: Pauline. „Verheiratet mit Vladimir“ stand in dem Fake-Profil. Sie klickte darauf. Dieser Vladimir hatte das Profilbild ihres echten Ehemannes – Daniel.

Auch er war kopiert worden, und noch schlimmer: Auch vor den Kinderfotos hatten sie nicht Halt gemacht.

Sohn und Tochter der beiden hatten plötzlich ein eigenes Profil – und ebenfalls neue Namen. Unter den Fotos fanden sogar Dialoge statt: So schrieb „Pauline“ ihrem „Vladimir“ öffentlich Nachrichten auf die Pinnwand wie „Schatz, ich liebe Dich.“

28 Millionen Deutsche nutzten laut statista im Jahr 2014 aktiv das soziale Netzwerk Facebook. Peter Vahrenhorst vom Kompetenzteam Cybercrime des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen sagt: „Die Zahl der Identitätsklau-Fälle im Netz steigt“. Was Sandra und Daniel passiert ist, ist also kein Einzelfall.

Wie können Facebook-User vorbeugen?

„Ganz wichtig ist ein sicheres Passwort“, sagt Vahrenhorst. Dieses sollte aus Sicherheitsgründen ab und zu geändert werden. Ratsam sei es auch, nicht für alle Zugänge dasselbe Passwort zu verwenden.

Um Identitätsklau vorzubeugen, wäre es natürlich am besten, keine Fotos mehr hochzuladen. Wer dies doch tue, sollte vorab überlegen, welche Bilder er zeigt.

Und bei den Privatsphäre-Einstellungen das Häkchen auf „Freunde“ stellen. So ist sichergestellt, dass nur direkte Freunde Zugang haben.

Sandra und Daniel überlegten auch, ob sie lieber keine Fotos mehr im Netz zeigen sollten. Wären die Kinder nicht mit-kopiert worden, hätten Sandra und Daniel vielleicht darüber lachen können. So aber war es etwas Anderes. Da war das unangenehme Gefühl, gestalked zu werden.

Wie konnten sie ihre Kinder schützen?

Sollte sie jetzt damit aufhören, Bilder zu zeigen? Oder war es genau das, was die Person wollte? Nein, Sandra wollte weiter machen, wie bisher – nur sicherer.

Seither haben alle ihre Bilder ein Wasserzeichen, so dass sich niemand mehr einfach an ihnen „bedienen“ kann. Und die Privatsphäre-Einstellungen haben sie von „Öffentlich“ auf „Freunde“ gestellt.

Sandra und Daniel erstatteten nach dem Klau ihrer Fotos Anzeige gegen Unbekannt. Sie meldeten Facebook, dass es sich bei Pauline und Vladimir um falsche Profile handelte – und irgendwann nahm Facebook sie wirklich vom Netz.

Auch Vahrenhorst rät zu diesem Verfahren. Er sagt, zunächst sei es wichtig, überhaupt mitzubekommen, dass ein Klau stattgefunden hat.

Schließlich sollte man es Facebook melden und anschließend Strafanzeige erstatten. „Die Kollegen nehmen dann Kontakt mit Facebook auf und lassen sich die Daten zum Account geben, um die Täter zu ermitteln.“

Wer hat ein Interesse daran, mit fremden Bildern falsche Identitäten aufzubauen?

„Es gibt verschiedene Motive“, sagt Vahrenhorst. Einige wollten sich selbst mit den Bildern besser darstellen, als sie sind. 

Andere wollten über das bekannte Foto das Vertrauen der eigentlichen Freunde erschleichen. Einem bekannten Gesicht gibt man leichter eine finanzielle Unterstützung.

Das LKA in NRW nennt in seinem „Cybercrime – Lagebild 2014“ ein Fallbeispiel: Ein Unternehmen erhielt über die E-Mail-Adresse eines ausländischen Geschäftspartners die Mitteilung, dass sich die Kontoverbindung geändert habe. In der Folge überwies das Unternehmen Rechnungen von über 400.000 Euro auf ein falsches Konto im Ausland. Ein unbekannter Täter hatte den E-Mail-Account des Geschäftspartners übernommen. Der Betrug fiel erst auf, nachdem die offenen Rechnungen durch den Geschäftspartner angemahnt wurden.

Warum die Fotos von Sandra, Daniel und ihren Kinder benutzt wurden, weiß bis heute niemand. Vielleicht ein Scherz eines Teenies.

Vielleicht jemand, der ihnen einen Schrecken einjagen wollte. Sie wissen bis heute nicht, wer es war. Das Verfahren wurde eingestellt.

                                   

*nach den Erfahrungen des Identitätsklaus ist die Familie vorsichtig geworden. Alle Namen wurden darum von der Redaktion geändert.

Schau mal, was für ein schönes Foto! Aber auch dabei bitte immer an die Privatsphäre-Einstellungen denken.
Schau mal, was für ein schönes Foto! Aber auch dabei bitte immer an die Privatsphäre-Einstellungen denken.
imago/Westend61 Lizenz
Die Polizei hilft auch bei Cyber-Kriminalität.
Die Polizei hilft auch bei Cyber-Kriminalität.
dpa Lizenz