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Heizung Heizung: Raus mit den Energiefressern

08.12.2013, 14:07
Bei der Installation von Wärmepumpen werden Luft, Erde oder Grundwasser „angezapft“. Strom dient als Antriebsenergie. Effiziente Systeme sorgen für eine gute CO2-Bilanz. Die Kosten liegen zwischen 2 000 und 3 000 Euro, je nach Gerätetyp und Aufstellung.
Bei der Installation von Wärmepumpen werden Luft, Erde oder Grundwasser „angezapft“. Strom dient als Antriebsenergie. Effiziente Systeme sorgen für eine gute CO2-Bilanz. Die Kosten liegen zwischen 2 000 und 3 000 Euro, je nach Gerätetyp und Aufstellung. Hersteller Lizenz

HALLE (SAALE)/MZ. - Für sehr alte Heizungen hat 2015 das letzte Stündlein geschlagen. Bis dahin müssen Öl- und Gasheizkessel, die vor dem 1. Januar 1985 installiert wurden, ausgetauscht werden. So hat es der Gesetzgeber in einer Energiesparverordnung jetzt beschlossen. Nach Schätzungen des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks sind von den Neuerungen bundesweit mehr als eine halbe Million Haushalte betroffen.

Viele Verbraucher sind verunsichert. Muss die gesamte Heizungsanlage erneuert werden? Gibt es auch Ausnahmen? Dürfen Vermieter die Kosten auf die Miete umlegen? Was kostet ein neuer Heizkessel? Wo gibt es günstige Kredite? Fördert der Staat die Sanierung? MZ-Redakteur Jürgen Badstübner hat mit Harald Nitzschke, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, gesprochen.

Wer ist betroffen und welche Ausnahmen gibt es?

Nitzschke: Von der Verordnung sind alle Anlagen betroffen, die älter als 30 Jahre sind. Ausgenommen von der Austauschpflicht sind Brennwertgeräte und Niedertemperaturgeräte. Wohnen Hausbesitzer erst seit Februar 2002 in Gebäuden, deren Öl- und Heizkessel 2015 dann 30 Jahre alt sind, brauchen sie ebenfalls nicht aktiv zu werden.

Muss die gesamte Heizungsanlage ausgetauscht werden?

Nitzschke: Nein, nur der Kessel der Anlage wird ausgetauscht. Allerdings sollte man bedenken, dass sich im Laufe der Jahre der Wärmebedarf des Hauses geändert haben kann. Zum Beispiel durch neue Fenster, eine neue Dachdämmung und neue Fassadendämmung. In diesem Fall lohnt sich eine Wärmebedarfsberechnung durch einen Fachmann. Dies kann dann zum Beispiel auch den Austausch der Heizkörper und Rohre nach sich ziehen. Es kommt also auch auf den Zustand des Hauses an.

Wie viele solcher alten Heizungen gibt es schätzungsweise noch in Sachsen-Anhalt?

Nitzschke: Der Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks in Magdeburg spricht von 270 alten Kesseln. Das sind meist Schwerkraftheizungen mit Kohle und Holz. Die geringe Anzahl hat damit zu tun, dass nach 1990 bereits die meisten Heizungen auf Öl oder Gas umgestellt wurden.

Was kostet ein neuer Heizkessel?

Nitzschke: Die Umstellung auf eine modernere Heizung kostet für Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern im Durchschnitt zwischen 5 000 und 20 000 Euro. Die große Spanne ist auf den Zustand des Gebäudes zurückzuführen. Bei einem Haus, in dem noch Bauteile der Schwerkraftheizung installiert sind, können die Kosten durchaus bis zu 20 000 Euro betragen.

Was ist für die Verbraucher aus Ihrer Sicht am günstigsten?

Nitzschke: Die kostengünstigste Variante ist die Umrüstung auf moderne Brennwerttechnik. Hier unterscheiden wir zwischen Ölbrennwerttechnik und Gasbrennwerttechnik. Dabei sollten Hausbesitzer daran denken, dass die Unterhaltskosten für Gas etwas günstiger sind, da der Gaspreis je Kilowattstunde geringer ist.

Wie viel Energie spart ein neuer Heizkessel?

Nitzschke: Mit dem Einbau eines neuen Brennwertkessels können zwischen 15 und 30 Prozent Heizenergie eingespart werden. Das genaue Einsparpotenzial hängt von der Altanlage und dem Zustand des Gebäudes ab. Nachdem der Kessel ausgetauscht wurde, ist es ratsam, einen hydraulischen Abgleich zur Optimierung der Heizungsanlage durchführen zu lassen.

Beim hydraulischen Abgleich wird die neue Anlage vom Profi fachgerecht eingestellt. Die genauen Werte für die Wassermenge in den Heizkörpern und für die Heizungsregelung berechnet eine spezielle Software. Bei älteren Anlagen werden außerdem in der Regel moderne Thermostatventile und effiziente Heizungspumpen eingebaut. Manchmal ist auch der Austausch von zu kleinen Heizkörpern sinnvoll. Wer KfW-Fördermittel für den Austausch der Anlage nutzen möchte, muss einen hydraulischen Abgleich nachweisen.

Darf der Vermieter die Kosten für einen neuen Heizkessel auf die Miete umlegen?

Nitzschke: Nein, der Vermieter kann die Kosten für die Erneuerung der Heizanlage nicht auf die Mieter umlegen. Dies sind Instandsetzungskosten, die der Vermieter nach Paragraph 536 BGB (Mietgesetz) nicht umlegen darf. Darunter fallen zum Beispiel die Erneuerung des Heizkessels, Ölbrenner, die Umstellung der Heizung von Öl auf Gas oder umgekehrt, Notreparaturen und die Montage einer neuen Pumpe. Eine Klausel im Mietvertrag wäre unwirksam.

Lohnt sich eine neue Heizung, auch wenn sie noch nicht 30 Jahre alt ist?

Nitzschke: Natürlich. Wenn eine Ersparnis abzusehen ist oder der Wartungsaufwand minimiert werden kann, lohnt es sich durchaus, die Heizung auszutauschen. Doch bevor eine Erneuerung durchgeführt werden soll, ist es empfehlenswert, einen Energieberater zu beauftragen, die Heizung und den Zustand des Hause genau unter die Lupe zu nehmen. Der Rat des Fachmanns kann bei den Sanierungsmaßnahmen sehr hilfreich sein.

Wird der Austausch alter Heizungen staatlich gefördert?

Nitzschke: Ja., bundesweit über die KfW-Bank. Zuschüsse gibt es aber auch vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) und über die Investitionsbank Sachsen-Anhalt. Über Bedingungen und Vorgaben können sich Haus- und Wohnungsbesitzer ausführlich in den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale informieren.

Weitere Infos im Netz:

www.vzsa.de

www.dena.de

www.schornsteinfeger.de