Heimwerkern Heimwerkern: Auch Bohren will gelernt sein

Hamburg/dpa. - Doch ganz unbedarftsollten Heimwerker beim Bohren nicht vorgehen, denn ein Loch an derfalschen Stelle kann weitreichende Folgen haben.
Wenn plötzlich die Sicherung rausfliegt, war dem Bohrerwahrscheinlich eine Elektroleitung im Weg. «Dann haben Sie mit demSteinbohrer eine Verbindung zwischen dem Außenleiter und demNeutralleiter oder dem Schutzleiter hergestellt», erklärt StefanEhleiter, Diplomingenieur der Elektrotechnik aus Mainz. Wird nur eineder beiden Adern getroffen, kann es unangenehm werden. «In der Regelsind die Bohrmaschinen schutzisoliert. Wenn der Schutzleiter derMaschine aber defekt ist, wird der Strom über die Maschine und denMenschen abgeleitet.»
Dann verkrampfen sich die Muskeln, möglicherweise kann derBetroffene die Bohrmaschine nicht mehr loslassen, und einlebensgefährliches Herzkammerflimmern droht. Helfer solltenschnellstmöglich die Sicherung abschalten, um den Stromkreis zuunterbrechen, oder den Betroffenen mit einem nicht-leitendenGegenstand von der Stromquelle wegstoßen, rät Woelk. Ein Bohrunfallmit solch drastischen Folgen komme aber nur selten vor.
Ebenso selten, aber nicht weniger gefährlich ist es, dengrün-gelben Schutzleiter zu treffen. Das fällt erst einmal gar nichtauf, denn alles funktioniert wie gehabt. «Die Leitung ist nur für denFall vorhanden, dass durch einen Defekt in einem Elektrogerät dieFehlerspannung über sie und nicht über den Mensch abgeleitet wird»,erklärt Ehleiter. Ist der Schutzleiter jedoch unterbrochen, steht dasdefekte Gerät, etwa die Waschmaschine, der Herd oder der Toaster,komplett unter Strom.
Doch die Netzleitung ist nicht die einzige Gefahr, die unter demWandputz lauert. «Bohre niemals in den Boden und im Bad nie in dieWand», lautet die wichtigste Regel, die Thorsten Rabe, Installateurfür Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik, jedem Heimwerker ans Herzlegen will. Denn anders als die Stromleitung hat eine Wasserleitungkeine Sicherung. Wer die Frischwasserversorgung oder ein Heizungsrohrgetroffen hat, merkt das sofort. «Das Wasser sprudelt so lange ausdem Leck, bis die Hauptleitung abgedreht ist», sagt Rabe.
Unbemerkt bleibt hingegen ein Loch in der Abwasserleitung. Dortsteht das Wasser nicht unter Druck, sondern sickert langsam herausund gelangt unbemerkt in Boden und Wände. «Manchmal wird der Schadenerst Wochen später am strengen Geruch bemerkt, und dann steht einekomplette Sanierung an.»
Wer eine Wasserleitung erwischt hat, sollte die betroffenen Räumenach der Abdichtung des Rohrs auf einen Wasserschaden untersuchenlassen, empfiehlt Rabe. Wenn die Nässe in den so genanntenUnter-Estrichbereich zwischen der Betonplatte und dem Dämmmaterialeingedrungen ist, müsse dieser mit Hilfe von Trocknungsaggregatenentfeuchtet werden. In der Regel komme die Haftpflichtversicherungfür die Kosten auf, sagt Rabe.
Wer einige Vorsichtsmaßnahmen vor dem Bohren trifft, kann dasRisiko einer Kollision mit versteckten Leitungen verringern. Sowerden Stromleitungen in der Regel waagerecht und senkrecht von einerSteckdose weg verlegt. Doch Ehleiter warnt davor, sich alleine daraufzu verlassen. Manch einer verlege die Leitungen diagonal, um Materialzu sparen. «Ich empfehle deshalb, ein Leitungssuchgerät einzusetzen.»
Solche Geräte sind beim Fachmann oder im Baumarkt erhältlich. DiePreise variieren zwischen 20 und 100 Euro - entsprechendunterschiedlich sei dann auch die Qualität, sagt Ehleiter: «Manchekönnen gerade mal erkennen, wenn was in der Wand steckt, und anderegeben sogar die Tiefe an, in der die Leitung verläuft.»
Auch Rabe rät zur Vorsicht beim Umgang mit den Geräten: «Vieleunterscheiden nicht zwischen einer Metallstrebe und einer Leitung,und Kunststoffrohre werden ohnehin nicht erkannt.» Selbst Expertenbohrten so gut wie nie nachträglich an riskanten Stellen.
SERVICE-KASTEN: Beschädigte Stromleitung ist Sache des Fachmanns
Ob es beim Bohren nun die Strom- oder die Wasserleitung erwischthat - in jedem Fall sollte bei der Behebung des Schadens der Fachmannran. «Nur Silikon ins Loch einbringen, reicht nicht», sagt StefanEhleiter, Diplomingenieur der Elektrotechnik aus Mainz. Bei einerdefekten Stromleitung wird die Wand an der schadhaften Stelleaufgestemmt, um die Adern in einer Unterputzdose mit geeignetenKlemmen neu verbinden zu können. Dauerhaft verschlossen werde dasLoch danach nicht mehr, so Ehleiter: «Das bleibt immer eineRisikostelle.»